Drachenelfen
lebendig. Es war angenehm anzuschauen, lud dazu ein, es zu betrachten. Zuzusehen, wie sich das Blau in Nuancen änderte. Das Blau ⦠Nandalee hielt den Atem an. Einmal mehr knarrte das Holz und sie konnte den Wind hören. Die Elfe erinnerte sich, wie sie in dem eisigen Bach gelegen hatte und über
ihr der Blaue Stern vorübergezogen war. Hatte Gonvalon sie auf das Himmelsschiff des Sängers gebracht? Nandalee erinnerte sich auch an die Koboldin und ihre derben Sprüche. Der Sänger war einer der Schöpfer Albenmarks. War es denkbar, dass er sich mit solchen Kreaturen umgab? Wieder starrte sie auf die Wände aus Licht. Nie zuvor hatte sie so etwas Schönes gesehen. Sie musste auf dem Blauen Stern sein!
Langsam kehrten weitere Erinnerungen zurück. Die Kobolde hatten sie gewaschen. Der Gedanke daran war ihr peinlich. Nicht weil Sata und die anderen sie nackt gesehen hatten, sondern weil sie so schwach gewesen war, dass sie ihren Kopf nicht aus eigener Kraft hatte über Wasser halten können. Aber wie hatten die Kobolde sie in dieses Bett gebracht?
Hatte Sata nicht von einem Kentauren gesprochen? Einem Metzger! Ob die Kobolde sie diesem Mannpferd überlassen hatten? Bei diesem Gedanken überlief Nandalee ein Schauer. Sie hatte üble Geschichten über die Kentauren gehört und tastete zwischen ihre Schenkel. Dann schüttelte sie sich. Das war Unsinn! Sie war auf dem Blauen Stern! Der Sänger war ganz nah! Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah. Seine Diener hatten sie dem Tod entrissen! Sie sollte dankbar sein und nicht misstrauisch.
Nandalee richtete sich auf und wieder bewegte sich ihr Bett!
Neben ihrem Lager gab es eine mit Blumen bemalte Truhe, auf der ordentlich gefaltete Kleider lagen. Ein Paar Stiefel stand daneben auf dem Boden. Sie schwang die Beine über die Bettkante. Der Boden unter ihren FüÃen war angenehm warm, wie ein Fels an einem Sommerabend. Aber das Lager ⦠Als sie aufstand, bewegte es sich wieder. Es schwebte. Die Decke hing über die Kanten, sodass Nandalee auf die Knie gehen musste, um es näher zu betrachten. Von unten sah es aus wie ein groÃes, in der Mitte gespaltenes Ei. Die Elfe tastete mit den Händen über die Unterseite â glatt und weich.
Ein plötzliches Räuspern lieà Nandalee herumfahren. Hinter ihr stand Sata. Das alte Koboldweib hatte lautlos die Kammer betreten.
»Was für ein Empfang, einen nackten Arsch entgegengestreckt zu bekommen.«
Peinlich berührt richtete die Elfe sich auf. Wie konnte Sata so etwas nur aussprechen? Wusste sie denn so gar nicht, was sich gehörte? Oder beherrschte sie das Elfische so schlecht?
»Du wirst erwartet, Kleine. Es wäre nett, wenn du alles anziehst, was da für dich liegt. Und ich meine, wirklich alles!« Mit diesen Worten wandte sie sich um, schob einen Teil der Wand zur Seite und verschwand in blauem Licht.
Nandalee ärgerte sich, kein einziges Wort herausbekommen zu haben. Und was bildete sich dieses schrumpfwüchsige Koboldweib ein, sie mit Kleine anzureden! Man sollte ihr mal den Kopf zurechtsetzen. Ansehen würde sie sich die Sachen, die auf der Truhe lagen ⦠Aber anziehen? Was sprach schlieÃlich dagegen, dass sie die Kammer nackt verlieÃ? Von Kobolden würde sie sich jedenfalls keine Befehle geben lassen!
Neugierig nahm sie das oberste Kleidungsstück in die Hand. Der Stoff war ihr fremd â weich und glatt und viel zu dünn für die Snaiwamark. Aber auf dem Schiff des Sängers war es ja warm. Sie konnte die Hose ja mal anprobieren.
Argwöhnisch blickte sie zu der Stelle, wo Sata durch die Wand gegangen war. Ob die Kobolde sie beobachteten?
Die Hose war eng wie eine zweite Haut und schien keine Nähte zu haben. Wer hatte sie wohl gemacht? Bestimmt nicht die grobschlächtige Sata. Die Hose war perfekt maÃgeschneidert für sie. Bestimmt war sie das Werk eines Zauberwebers! Oder gar des Sängers selbst?
In Gedanken versunken streichelte Nandalee über den Stoff. Wahrscheinlich wollte der Sänger sie empfangen, und sie konnte ja schlieÃlich nicht nackt vor einen Alben treten. Sollte Sata nur glauben, sie würde sich demütig ihren Befehlen fügen â Nandalee wusste, dass es nicht so war. Aber dem Sänger schuldete sie Respekt. Auf dem Blauen Stern zu sein war, als sei sie in ein Märchen hineingeraten.
Sie nahm das zweite Kleidungsstück. Es war eigentlich zu
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