Drachenelfen
Verhängnis geworden. Man musste einen Plan haben. Er war überrascht worden. Einige kostbare Augenblicke waren verstrichen, weil er nicht hatte fassen können, was geschehen war. Und dann hatte ihn Panik erfasst. Es war ein neues, überraschendes Gefühl gewesen. Zum allerersten Mal in seinem Leben hatte er dem Tod ins Antlitz geblickt. Er war sich nicht sicher gewesen, ob er sterben würde, wenn der Körper, den er sich erwählt hatte, völlig zerstört würde. Mit aller Deutlichkeit
erinnerte er sich an seine beschämend konfusen Gedanken. Er hatte sich in einen Vogel verwandeln wollen, den Zauber aber nach nur einem Atemzug wieder abgebrochen, als ihm klar wurde, dass ihm nicht genug Zeit bleiben würde, ihn zu vollenden. Eine Transformation dauerte, aber das Wolkenschiff war nicht viel mehr als tausend Schritt über dem Wald geflogen. Er hätte die Verwandlung nicht rechtzeitig abschlieÃen können. Das Grün des Laubdachs war rasend schnell näher gekommen. Zu viele Gedanken gleichzeitig hatten ihn daran gehindert, eine klare Entscheidung zu treffen. Dann endlich hatte er ein Wort der Macht gesprochen. Es hatte die Luft um sich zusammengezogen, sie dichter gemacht und so seinen Fall gebremst. Dann war er durch das Laubdach des Waldes gebrochen, Ãste hatten den zerbrechlichen Menschenleib gepeitscht. Er hatte versuchte, den Fall zu kontrollieren, mit den FüÃen voran aufzukommen ⦠Dann war ihm der Ast durch die Achsel gestoÃen.
Verschwommen erinnerte er sich noch an den Aufschlag auf den Waldboden. Daran, wie die Knochen seiner Beine wie trockenes Reisig gesplittert waren.
Wieder versuchte er sich zu bewegen. Unmöglich. Die kleinste Bewegung büÃte er mit flammendem Schmerz. Er musste diesen geschundenen Leib heilen, bevor er von hier fortkonnte.
Regen prasselte ihm ins Gesicht. Der Himmel hatte sich zugezogen. Die Zwillingsmonde waren hinter Wolken verschwunden. Wie viel Zeit mochte verstrichen sein, seit er gestürzt war? Soweit er das durch das dichte Laubdach erkennen konnte, waren die Wolkenschiffe verschwunden und mit dem Wind weitergezogen.
Er konzentrierte sich auf das rechte Bein. Kraft seines Willens bewegte er die Knochensplitter im geschundenen Fleisch. Der Schmerz brachte ihn erneut an den Rand einer Ohnmacht. Splitter fügten sich wieder zusammen, verwuchsen zu einem Ganzen. Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor. Dann heilte er sein linkes Bein. Mit geschlossenen Augen konzentrierte er sich auf den zerbrechlichen Menschenkörper, suchte nach weiteren Verletzungen,
renkte ausgekugelte Gelenke ein. Dann zog er den Ast aus der Achsel.
Er machte seinem Schmerz mit einem Schrei Luft. Lieà ihn aus sich herausflieÃen. Endlich konnte er sich aufrichten! Ein machtvoller Gedanke setzte eine weitere Verwandlung in Gang â er würde den schwächlichen Menschenleib abstreifen. Wieder zum Ebermann werden. Und dann würde er jagen! Er hatte die drei Elfen lange genug beobachtet. Jetzt würde er sie sich holen. Und zumindest eines der Albenkinder würde er an den Schmerzen teilhaben lassen, die er erlitten hatte. Vielleicht den Mann. Wenn die beiden Weiber sahen, was seine Krallenhände vollbringen konnten, dann würden sie reden! Sie würden ihm alles erzählen!
R UHM
Galar saà mit dem Rücken gegen ein Fass voller Drachenblut gelehnt und war zufrieden. Er war völlig zerschlagen, konnte aus eigener Kraft kein Glied mehr rühren. Auch hatte er viel Blut verloren und so, wie es sich anfühlte, hatte er mindestens eine Rippe gebrochen. Aber er hatte gesiegt! Seine Vision, einen wahrlich groÃen Drachen zu erlegen, war Wirklichkeit geworden. Er hatte seinem ganzen Volk bewiesen, dass Zwerge sich nicht tief unter den Bergen verkriechen mussten, um der Tyrannei der Drachen zu entfliehen. Sie konnten sich erheben und die selbstherrlichen Himmelswächter stürzen.
Dutzende Fleischhauer waren damit beschäftigt, den Drachen zu zerlegen. Er war zu groÃ, um alles mitzunehmen, aber auch so würde es genügen, um jeden, der an dieser Jagd teilgenommen hatte, reich zu machen. Aus diesen Drachenzähnen könnte man Königszepter schnitzen. Die Schuppen für Prunkrüstungen verwenden. Dolche aus Drachenkrallen, Pfeifenrohre aus den dünnen Flügelknochen. Es gab unzählige Möglichkeiten, den Kadaver
zu verwerten. Aus dem Drachenfleisch und -blut würde er die Zauberkraft des Drachen
Weitere Kostenlose Bücher