Drachenelfen
herausdestillieren. Und aus seinem Gehirn.
Galar schnippte nach einem der Träger. »Bring mir ein Pilz! Das Drachenjagen macht durstig.«
»Arbeiten auch«, murrte der Angesprochene, machte sich aber auf den Weg zu dem Fass, das nahe dem Kadaver aufgebockt stand.
Galar hatte gehört, dass Sviur beim Angriff des Drachen umgekommen war. Ein Verlust, der ihn nicht traurig stimmte. Dieser verdammte Narr hätte sie mit seiner Schreierei im Wald fast alle umgebracht. Das Schicksal hatte Sinn für Humor, überlegte Galar gut aufgelegt. Sviur hatte immer schon ein groÃes Maul gehabt. Das hatte ihn letztlich umgebracht.
Sein Pilz kam. Galar konnte den Humpen mit seinen verbrannten Händen kaum halten, aber er riss sich zusammen. Jammern war nicht seine Art. Er blickte zu Nyr. Der Geschützmeister lag ein Stück den Hang hinab auf einer Trage. Es stand schlecht um ihn. Niemand konnte sagen, ob er die nächsten Stunden überleben würde. Sein Gesicht war übel verbrannt. Was für ein Kerl! Nicht einmal sengender Drachenodem hatte ihn davon abhalten können, den perfekten Augenblick für seinen Schuss abzuwarten. Er sollte die Goldenen Schwingen tragen, nicht Hornbori.
Galar legte den Kopf in den Nacken und sah den treibenden Wolken zu. Würde es eine Zeit geben, in der der Himmel frei von Drachen war? Eine Zeit der Freiheit für alle Völker Albenmarks? Mit einem gerechten Herrscher? Natürlich müsste das ein Zwerg sein. Keines der anderen Völker hatte einen so ausgeprägten Sinn für Recht und Ordnung.
»Wenn ich es dir doch sage. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, wie er den Drachen nur mit einer Handaxt besiegt hat!«
Galars Tagträume zerstoben. Er drehte sich um. Ein Krieger in einem ruÃgeschwärzten Kettenhemd redete auf den Träger ein, der ihm eben erst das Pilz gebracht hatte.
»Sieh mich an. Ich habe an Hornboris Seite gekämpft. Aber gegen ihn bin ich nur ein kleines Licht. Der fürchtet gar nichts. Sein Blut ist wie Eis, obwohl er zum Berserker werden kann, wenn man ihn reizt.«
Galar traute seinen Ohren nicht. Wie konnten sie die Wahrheit so schnell so gründlich verzerren? Hornbori und Blut wie Eis? Das war lächerlich. Hätte er den Mistkerl nicht gepackt, wäre er in den Wald stiften gegangen, als der Drache sie angriff.
»Ich sag dir«, fuhr der Aufschneider fort, »einem wie Hornbori und seinen beiden Gehilfen würde ich bis in den Jadegarten folgen, um dort den eingebildeten Regenbogenschlangen in ihren Drachenarsch zu treten, dass die sich an ihrem eigenen Feuerodem verschlucken.«
Gehilfe! Galar traute seinen Ohren nicht. Hornbori hatte es also geschafft. Er war auch aus dieser Sache herausgekommen. Wahrscheinlich würden seine Taten bald auf den groÃen Steinstelen in den Königshallen verewigt werden. Und wenn er und Nyr viel Glück hatten, würde man ihrer beider Namen als Gehilfen des ruhmreichen Hornbori Drachentöter erwähnen.
Galar nahm einen tiefen Schluck Pilz. Es war müÃig, dagegen anzukämpfen. Irgendwie hatte Hornbori es geschafft, den Ruhm des Tages allein zu ernten. Wenn er dagegen aufbegehrte und versuchte die Wahrheit zu verbreiten, würde man ihn vermutlich für einen Aufschneider halten. Galar nahm noch einen weiteren Schluck, und als er den Humpen geleert hatte, schaffte er es sogar, sich ein fatalistisches Lächeln abzuringen. Das Schicksal hatte in der Tat Sinn für Humor â und es liebte offensichtlich, Gecken zu Helden zu machen.
U NTER DEM SCHIFFSBAUM
Artax fror jämmerlich. Er hatte sich eine Decke um die Schultern geschlungen und blickte auf die düsteren Wolkenbänke hinab, die unter ihnen dahintrieben. Das Wolkenschiff war durch die Ausläufer der Sturmfront hindurch immer höher gestiegen.
Sein Herz schlug so schnell, als sei er ein weites Stück Weg gelaufen, sein Atem ging keuchend, und bohrende Kopfschmerzen quälten ihn. Er sah auf ein Gewitter hinab. Die Wolken unter ihm erstrahlten immer wieder in gleiÃendem Licht. Deutlich konnte er die gezackten Arme erkennen, die hinab zum Wald griffen. Götterarme, dachte er. Und er stand nun über den Göttern.
Artax schüttelte den Kopf. Nein, dachte er, er stand sicherlich nicht über den Göttern, denn er fühlte sich durch und durch menschlich. Ihm war übel vor Schmerz und sein Kopf fühlte sich an, als wolle er zerplatzen. Als seien die
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