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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sich Bidayns Rücken ansehen zu können.
    Etwas Kugeliges ragte aus der Wunde, das aussah, wie ein knorriges Stück Wurzelholz! Eine helle Bruchstelle entsprach einem hellen Fleck auf den Planken des Schiffes.
    Gonvalon spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Bidayns Albtraum, der sie verfolgt hatte, seit sie die Toten im Holzfällerlager entdeckt hatten, war Wirklichkeit geworden! Wurzeln waren in sie hineingewachsen!
    Ungläubig tastete Gonvalon über die Wunde. Er konnte das Wurzelwerk unter der Haut der Elfe spüren! Er strich über die Stelle über der Hüfte, wo die Eintrittswunde lag. Auch dort Wurzeln! Hier lagen sie sogar auf der Haut Bidayns!
    Â»Sie wäre längst tot, wenn ich ihr nicht geholfen hätte«, sprach die fremde Stimme aus Nandalees Mund. »Die Wurzeln haben alle feinen Gefäße abgeschnürt und so die Blutungen gestillt. Sie haben ihr das Leben gerettet.«
    Das mochte stimmen, dennoch war Gonvalon entsetzt. »Warum hast du nichts …«
    Â»Gesagt? Und dann? Was hätte es genutzt? Du hättest protestiert,
ohne zu wissen, wogegen du dich empörst, Elf. Was weißt du schon von dieser Welt!«
    Â»Ich habe Menschenkinder gesehen, die von Baumwurzeln getötet worden sind.« Er dachte an Matha Naht. Nie wieder würde er Bäume für harmlos halten!
    Sie lächelte. »Wenn du der großen Mutter begegnest, wirst du verstehen.« Ein Tentakelarm schwang über die Reling und legte sich um ihre Hüften. »Komm! Der in den Sternen liest wird uns auf den Waldboden hinabsetzen.«
    Â»Der in den Sternen liest?«
    Â»Eine ziemlich kümmerliche Übersetzung in deine Sprache, ich weiß. Jetzt komm, wir müssen uns beeilen! Menschenkinder und ein Devanthar verfolgen uns. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.« Sie wurde vom Deck gehoben und ein zweiter Tentakel streckte sich in Gonvalons Richtung. Der Fangarm mündete in ein breites, abgeflachtes Ende. Er verharrte ein Stück vor ihm. Schleim troff von der zähen, rötlichen Haut.
    Der Elf blickte zu dem riesigen, aufgedunsenen Leib, der über ihm den Blick auf den Nachthimmel versperrte. Der in den Sternen liest ? Wer hatte sich wohl solch einen Namen für diese Kreatur ausgedacht?
    Vorsichtig hob er Bidayn auf und machte einen Schritt auf den Tentakel zu. Der Fangarm des Himmelsgeschöpfes schlang sich um seine Hüften. Die Kreatur hielt ihn fest gepackt. Es wäre ihr sicherlich ein Leichtes, ihn zu zerquetschen! Doch der Wolkensammler setzte seine Kraft behutsam ein und hielt ihn gerade so fest, dass er nicht rutschte. Mit einem kraftvollen Schwung wurden er und Bidayn über die Reling gehoben. In atemberaubendem Tempo schossen sie zwischen mächtigen Ästen hinab, ohne dabei einen einzigen zu berühren. Regen prasselte auf das dichte Blätterdach. Nach wie vor konnte Gonvalon kaum einen Schritt weit sehen.
    Er wurde auf schlammigem Waldboden abgesetzt. Nandalee kauerte auf einer Wurzel, die dick wie ein Pferdeleib war. Wieder hielt sie ihre beiden Hände gegen das Holz gepresst.

    Der nasse Boden atmete dichten Nebel aus. Gonvalon spürte den Wald ringsherum mehr, als dass er ihn sah. Einen Wald aus uralten Bäumen. Ein Stück entfernt glitt ein geisterhaftes grünes Licht durch den Nebel, wie eine Forelle, die dicht unter der Oberfläche eines Teichs dahineilte.
    Es wurde kälter. In seinen Armen seufzte Bidayn im Schlaf.
    Nandalee wirkte alarmiert. »Schnell«, sagte sie mit einem Anflug von Panik in der Stimme. »Er ist wieder wach. Er wird nicht lange brauchen, um hierherzugelangen!«
    S CHMERZEN
    Der Devanthar erwachte und sogleich flutete der erlesene Schmerz, der ihm zuvor das Bewusstsein geraubt haben musste, seine Sinne. Noch immer steckte er in dem Körper des kleinwüchsigen Händlers. Dieser verdammte Pirat hatte ihn wirklich überrascht. Ihn einfach über Bord zu werfen!
    Er versuchte sich aufzurichten, gab aber sofort wieder auf. Der Schmerz war zu übermächtig. Ein Ast hatte seine rechte Achselhöhle durchstoßen, war unter seinem Schulterblatt entlanggeschrammt und dann irgendwo aus seinem Rücken ausgetreten. Ob er hätte sterben können?
    Eigentlich war ein solcher Sturz kein Problem, wenn er vorbereitet war. Er hätte sich in einen Vogel verwandeln oder einfach wie eine Feder schweben können. Es hätte tausend Möglichkeiten gegeben – und genau das war ihm zum

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