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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ohne um das Amulett zu bitten, ging sie, aber sie schwor sich, es mitzunehmen, wenn sie diese Höhle verlassen würde. Es war ein Geschenk des Sängers. Eines Alben! Sie würde es niemals einfach aufgeben.
    S TURM
    Artax stand am Bug seines fliegenden Palastes und blickte gedankenverloren auf die Wolkentürme am Horizont. Er achtete jetzt darauf, mehr im Blickfeld seiner Mannschaft zu bleiben und sich nicht in die Einsamkeit der Glaskuppel zurückzuziehen. Drei Tage noch, dann würden sie den Weltenmund erreichen. Dem Ratschlag des Devanthar zum Trotz war er fest entschlossen, die tote Elfe mit allen Ehren den Lüften zu übergeben. Die Balsamierer hatten ihren Leib deshalb in eine bauchige Vorratsamphore mit Branntwein gesteckt, damit er nicht von Gewürm zerfressen wurde.
    Artax massierte seine Stirn mit den Fingerkuppen. Manchmal war er für einige Augenblicke orientierungslos. Auch fiel es ihm immer schwerer, zwischen seinen eigenen Erinnerungen und denen
Aarons zu unterscheiden. Oft hatte er das Gefühl, in einem verrückten Traum gefangen zu sein, der einfach nicht enden wollte. Er hatte bereits erwogen, sich einen anderen, dritten Namen auszuwählen, damit er nicht immer wieder mit dem Namen des Störenfriedes in seinem Kopf angesprochen wurde. Er war ein Unsterblicher! Wer sollte ihm verbieten, sich einen neuen Namen zu erwählen? Aber Artax hatte das unbestimmte Gefühl, dass so ein Schritt nicht gut aufgenommen werden würde. Man beobachtete ihn. Er wusste, dass sie über ihn tuschelten. In vielen Blicken, die ihm begegneten, vermeinte er so etwas wie frommen Schrecken zu entdecken. Warum, so hätte er gern gefragt, freut ihr euch nicht, dass ich anders geworden bin? Menschlicher übrigens. Ich interessiere mich für euch! Ist das denn gar nichts wert? Wollt ihr wirklich einen Herrscher, dem ihr vollkommen gleichgültig seid?
    Aber natürlich fragte er nicht. Er musste auf der Hut sein.
    Den Namen ändern zu wollen ist wahrlich die Idee eines bäurischen Einfaltspinsels. Wir glauben übrigens, dass auch du an dem Tag sterben wirst, an dem du die Elfe dem Himmel übergibst.
    Artax fragte sich, ob dieser Geist mit ihm leiden würde, wenn er starb. Konnte ein Geist Schmerzen empfinden? Er dachte an Gajane, die Dorfirre, wie sie sie stets genannt hatten. Auch sie hatte Stimmen gehört. Artax bezweifelte, dass auch sie sich mit verstorbenen Unsterblichen hatte herumschlagen müssen, aber er hätte sie gern gefragt, wie sie mit den Stimmen zu leben gelernt hatte. Die seinigen waren hartnäckig, aber manchmal schwiegen sie auch einen halben Tag lang. Dann genoss Artax seinen Frieden und beobachtete die Wolken am Horizont – so wie jetzt. Sie veränderten ihre Form, liefen am oberen Rand auseinander, sodass sie bald an riesige Trichter erinnerten. Frischer Wind fegte über die Decks. Ihm war kalt. Ein blauviolettes Licht sprang, als wäre es lebendig, auf den Messingkopf des Flaggenmastes am Bug und hüllte die Spitze des Mastes in eine wabernde Aura. Artax standen die Haare zu Berge und seine Haut kribbelte,
als liefen tausend durstige Fliegen darüber, die nach seinem Schweiß gierten.
    Hinter ihm erklang der Rufer . Das große, klagende Horn kündete von drohender Gefahr.
    Artax fuhr herum. Auch um die anderen Mastspitzen, die waagerecht aus dem Rumpf ragten, spielte jenes leuchtend violette Licht. An manchen Stellen kroch es gar das Tauwerk entlang. Von überall her schallten jetzt ängstliche Rufe, Maate trillerten auf ihren Pfeifen, laute Kommandos ertönten und Wolkenschiffer kletterten in der Takelage, wo sie sich mühten, die großen Segel einzuholen, die nun launisch im böigen, unsteten Wind knatterten.
    Das seltsame Leuchten umgab auch den Helm eines Kriegers, der hinter den Zinnen des nächsten Geschützturms stand. Fasziniert beobachtete Artax, wie der Mann nach seinem Helm tastete und das Licht für einen Augenblick auf dessen Hand übersprang. Schreiend streckte der Mann die Hand von sich und schüttelte sie, als habe sich darin eine Schlange verbissen.
    Artax fuhr sich durch das Haar. Es stand zu Berge und knisterte bei der Berührung. Was für seltsame Zauber diese fremde Welt barg! Warum war das Licht auf ihr Schiff gekommen?
    Ein Donnerschlag ließ den Unsterblichen herumfahren. Die Wolken waren nun viel näher gerückt, und aus dem Herzen des vordersten Trichters erhob sich ein

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