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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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freizulassen. Sich für eine neue Wiedergeburt zu öffnen.
    Der Drache erhob sich und kam auf sie zu. Seine Krallen kratzten mit klackenden Lauten über den Höhlenboden. Eine der Elfen, die zu schweben vermochte, öffnete überrascht die Augen und landete mit einem unsanften Plumps auf dem Höhlenboden.
    Nun, da bin ich also. Ihr habt mir Euren Willen aufgezwungen. Ihr habt einen Drachen besiegt, kleine Tochter. War es das, wonach Euch dürstete?
    Daran hatte sie bislang nicht gedacht. Einen Drachen zu besiegen war unmöglich und wäre ihr niemals in den Sinn gekommen. Seine Nähe machte ihr Angst. Er könnte sie jederzeit unter seinem schlangenhaften Leib zerdrücken, war in allem übermächtig. Körperlich, aber auch mit seinen geistigen Fähigkeiten. Vielleicht belog er sie, um sie in Sicherheit zu wiegen, und konnte sehr wohl in ihren Gedanken lesen? Überraschenderweise roch er angenehm. Aber vielleicht war auch das ein Zauber? Blendwerk!
    Sie wusste fast nichts über Drachen. Sie waren weise und allmächtig. Undurchschaubar und launisch. Manche fraßen Albenkinder. Sie waren maßlos in ihrem Zorn und in ihrer Freundschaft. All das wusste sie aus Märchen. Sie war nie einem Drachen begegnet und wenn Gonvalon sie nicht mitten in der Höhle dieses Ungeheuers, das sich nachts für eine Fledermaus hielt, abgesetzt hätte, dann wäre sie bis ans Ende aller Tage jedem Drachen aus dem Weg gegangen. Elfen und Drachen passten nicht zueinander, fand sie, obwohl die Sippenlosen das ganz anders sahen und sich den Himmelsschlangen verschrieben.

    Auch sie war jetzt sippenlos. Der Gedanke war ihr immer noch fremd. Sie sah den Meister zweifelnd an. Zu einer Drachenfreundin machte sie dieser Umstand nicht! Die Ältesten der Drachen, die Himmelsschlangen, waren die erstgeborenen Kinder der Alben. Ihre Auserwählten. Ihre Statthalter in Albenmark. War dieser weiße Drache eine Himmelsschlange?
    Werdet Ihr mir gestatten, Euch zu berühren, meine Dame? Ich möchte Euch wärmen. Und ich möchte Euch etwas zeigen. Nichts weniger als die Welt, so wie sie wirklich ist. Eine Welt, die sich vor den meisten Geschöpfen Albenmarks verbirgt.
    Wärme! Sie würde leben! Aber was war der Preis? Was würde er ihr zeigen?
    Sie blickte zum Abgrund am Rand der Höhle. Falls sie sich entschied, ihr Leben zu beenden, bedurfte es nur nur weniger Schritte.
    Â»Du darfst mich berühren«, sagte sie zähneklappernd. Sie wollte leben. Und, ja, sie war neugierig, was er ihr zeigen würde.
    Er fixierte sie mit seinen himmelblauen Augen und hob eine seiner Vordergliedmaßen. Sie waren kurz, waren weder Pranke noch Pfote, und endeten in etwas, das fast an Hände erinnerte – mit kleinen weißen Schuppen besetzt und auf der Innenseite von ledriger Haut überzogen. Feingliedrige Hände, wenngleich sie erschreckend groß waren und dolchlange Krallen besaßen.
    Nandalee war überrascht, wie sanft die Berührung des Drachen war. Er legte die Spitze einer seiner Krallen auf ihre Stirn. Sie war warm, und binnen eines Augenblicks fiel alle Kälte von ihr ab. Wärme durchdrang sie ganz und gar, bis tief in ihre Knochen. Sie schloss die Augen und gab sich ihr hin. Mit der Wärme kam die Müdigkeit. Sie hatte nicht geschlafen, seit Gonvalon sie hierhergebracht hatte.
    Würdet Ihr bitte für einen Moment die Augen öffnen, Dame Nandalee? Ich möchte Euch das verborgene Albenmark zeigen.
    Schläfrig gab sie nach. Und was sie sah, nahm alle Müdigkeit von ihr. Die Welt erstrahlte. Jede Farbe schien klarer zu sein. Und alles war von einem Gespinst feiner, leuchtender Fäden durchwoben.
Verwundert sah Nandalee an sich herab. Auch sie war von diesem Licht durchdrungen.
    Versteht Ihr nun, warum man von Zauberwebern spricht? In allem, was uns umgibt, ist Magie. Nur wenigen ist dies bewusst und selbst von denen, die sich diese Kräfte zunutze machen, haben nur einige Auserwählte jemals gesehen, was Ihr nun seht. Zauberei bedeutet, eins zu werden mit diesem Netz. Ihr müsst es fühlen, auch wenn Ihr es nicht seht. Ihr verknüpft einige Fäden neu und schon verändert sich etwas. Es wird wärmer oder kälter. Eine Wunde hört auf zu bluten. Etwas Körperliches verändert seine Form.
    Aber unsere Änderungen haben meist keinen Bestand. Dieses verborgene Werk der Alben hat die Eigenart, sich selbst zu heilen, wenn wir

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