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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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langen Tag streiten können, was?, dachte er.
    Aaron schwieg.
    Na also, geht doch! Es war, wie einen störrischen Hund abzurichten. Man musste gelegentlich zeigen, wer lauter bellen konnte.
    Du glaubst, du könntest mich dressieren? Siehst du nicht, dass du es bist, der nach meiner Flöte tanzt und verzweifelt versucht, von allen für mich gehalten zu werden?
    Verdrossen, seinen Quälgeist nicht zum Schweigen gebracht zu haben, zog Artax sich weiter am Seil entlang. Es tat gut, den groben Hanf an den Händen zu spüren. Es erinnerte ihn an die Arbeit im Dorf. Er biss die Zähne zusammen und verschloss sich gegen Aarons Einflüsterungen. Hand um Hand kämpfte er sich voran, den halb ohnmächtigen Krieger noch immer vor der Brust. Seine Beine stemmten sich gegen das sandbestreute Deck. Einen Herzschlag lang erschien es ihm, als habe sich der Himmel Nangogs mit dem Flüsterer in seinem Kopf verbündet, um ihn in den Abgrund zu stürzen.
    Mit letzter Kraft erreichte Artax schließlich den Turm. Das ganze riesige Schiff erbebte mittlerweile unter der Wucht der Böen und der Hagelschlag zerfetzte das Blätterwerk des verwunschenen Baumes. Ein Donnerschlag übertönte einen Herzschlag lang jeden anderen Laut. Gleißendes Licht, so hell, dass es alle Farben trank, bis es nur noch Schwarz und Weiß gab, überflutete das Wolkenschiff.
    Artax zerrte an dem schweren Messingring der Tür zum Geschützturm, doch jedes Mal, wenn es ihm gelang, die Türe wenige Zoll weit zu öffnen, drückte der Wind sie wieder zu. Er kam jetzt nicht mehr in Böen, sondern war zu einem unsichtbaren Riesen geworden, der das Wolkenschiff fest in seinem Griff hielt. Es gab
keine Pausen mehr, kein Atemholen. Der Sturm zerrte ununterbrochen an ihnen.
    Ein Windstoß riss das Schiff nach oben, Artax’ Magen machte einen Satz und die Knie wurden ihm weich. Der verwundete Krieger war zu Boden gesunken und klammerte sich an einem seiner Beine fest. Juba und die anderen knieten, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Hagel prasselte Reiskörnern gleich auf die Decks, brannte auf der Haut, und eisiges Wasser rann Artax in den Nacken, während er noch immer mit der Tür rang.
    Ein gewaltiges Bersten hallte über Deck. Einer der Masten splitterte. Gefangen in den Seilen der Takelage, tanzte er im Wind und schlug im Takt des Sturmes gegen die Bordwand wie ein Rammbock, den Belagerer gegen eine trutzige Festung führen. Artax spürte jeden der Stöße durch das vibrierende Deck. Ein Krachen. Planken wurden vom Wind davongerissen. Immer noch schien ihr Wolkenschiff höher zu steigen. Der Hagel hatte nachgelassen.
    Dichter Dunst wogte über Deck. Einer der Wolkentürme hatte das Schiff verschlungen, von einem Augenblick zum anderen konnte man keine fünf Schritt weit mehr sehen. Immer verzweifelter zerrte Artax an der Tür, die sich keine Handbreit bewegte. Etwas Großes glitt aus dem Dunst dicht an Artax vorbei. Lange Tentakelarme griffen zuckend ins Leere. Einer der kleineren Wolkensammler war vom Sturm losgerissen worden und trieb hilflos davon.
    Artax schwor sich, dass es künftig auf den Wolkenschiffen nur noch Türen geben würde, die sich nach innen öffneten. Zu seinen Füßen waren Hagelkörner gegen die Wand des Turms getrieben worden. Er zitterte vor Kälte und das Metall des Türgriffs fühlte sich klebrig in seinen Fingern an, so kalt war es.
    Ein Ruck durchlief das Schiff. Diesmal schien es zu stürzen!
    Das Hämmern des Mastes erstarb. Ein Schrei hallte über Deck, gefolgt von einem schrecklichen Knirschen und dem Laut berstenden Holzes. Der Mast! Wie der Speer eines Riesen schoss er
aus dem Nebel und streifte die Zinnen des Geschützturms. Von den Rahen waren nur noch zersplitterte Reste geblieben. Immerhin schien es ihm, als sei der freie Fall des Schiffes gebremst worden, aber sicher war er sich nicht.
    Holzsplitter prasselten auf das Deck. Artax duckte sich gegen die Tür und betete – und plötzlich verstand er. Zu wem bete ich hier eigentlich, dachte er. Wo steckte denn dieser verdammte Devanthar? Der Löwenhäuptige sollte ihn und seine Männer retten! Es war an der Zeit, dass er endlich kam! Aber kein Devanthar erschien und auch die Aarons enthielten sich ausnahmsweise jedes bissigen Kommentars. Ist ja klar, dachte Artax, wenn es hart auf hart kommt, dann soll der Bauer die Knochenarbeit mal schön

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