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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie nicht zu plump ausfallen sollte. »Ich bin eine einfache Jägerin. Ich habe in den Wäldern und auf den Eisebenen Carandamons gelebt. Dort ändert sich die Welt an jedem Tag. Die Jahreszeiten folgen einander. Bäume wachsen und stürzen. Ein Sturm vermag einen Wald in einer Nacht zugrunde zu richten. In meiner Welt gab es keinen Stillstand.«
    Und doch folgt auf den Frühling unabänderlich immer der Sommer. Jedes Leben strebt dem Tode entgegen. Alles unterliegt eisernen Gesetzen. Selbst die Winde. Niemals reicht die Kraft des warmen Blumenwindes, der manchmal von Süden her über das Waldmeer zieht, bis hinauf nach
Carandamon. Alles unterliegt eisernen Gesetzen! Und was sich diesen Gesetzen nicht fügt, vermag keinen Bestand zu haben.
    Nandalee zuckte zusammen. Kurz fragte sie sich, was geschehen würde, wenn mehrere Drachen gleichzeitig in ihrem Kopf sprächen. Ob sie dann von der Hitze ihrer Stimmen verbrennen würde? Sie wusste nicht, welche Regenbogenschlange soeben in ihre Gedanken gedrungen war. Sie hatte den smaragdgrünen Drachen im Verdacht. Wer auch immer es war, er schien auch in den Gedanken des Dunklen gesprochen zu haben, denn der Elf nickte beifällig.
    Â»Ich werde mich in euer Urteil fügen. Aber ich bitte euch, eines zu bedenken: Ich stehe heute hier, weil ich einem stolzen Sechzehnender über eine Lichtung folgte. Sie war tief verschneit. Der Schnee unberührt. Bis auf den Wildwechsel, der die Lichtung querte. Mit seinen starken, schlanken Beinen hätte er ohne besondere Mühe durch den Schnee brechen können, aber er folgte dem vorgegebenen Weg. Und an ebendiesem Wildwechsel lauerte ein Troll im Schnee, der den Hirsch tötete. Ein paar Schritt rechts oder links vom Wildpfad wäre der Sechzehnender diesem Schicksal entgangen. Ich glaube, nicht alle Wege sind uns in unserem Leben fest vorgegeben, auch wenn es so scheinen mag. Es ist die Abwechslung, die das Leben bereichert und manchmal sogar verlängert.«
    Der Dunkle lachte. Es war ein warmes, ansteckendes Lachen, das Angst und Zweifel auslöschte. »Wohl gesprochen, Elfentochter. Klug und ohne Furcht. Ihr sollt Euer Leben behalten! Es ist meine Stimme, die hier den Ausschlag gibt.« Bei diesen Worten blickte er herausfordernd zu den Regenbogenschlangen.
    Der smaragdgrüne Drache stieß einen zischenden Laut aus. Auch der Rote wirkte aufgebracht. Der Nachtblaue zeigte keinerlei Regung. Die übrigen verhielten sich ruhig oder vielleicht auch abwartend. Der Goldene aber verließ seinen Platz und kam auf Nandalee zu.
    Sie wich einen Schritt zurück. Doch der Dunkle griff sie am Handgelenk. »Fürchtet Euch nicht. Er ist Euch geneigt.«

    Darf ich Euch berühren?
    Nandalee blickte zu dem Drachen auf, der noch ein deutliches Stück größer als ihr Lehrmeister war. Es erschien ihr unwahrscheinlich, dass sie eine Berührung durch ihn ohne Schaden überstehen würde, aber er wartete ihre Antwort erst gar nicht ab. Schnell wie ein herabstoßender Falke war er über ihr und strich mit einer einzelnen vorgestreckten Kralle vorsichtig über ihre Stirn. Sie war kühl. Von der Krallenhand ging Verwesungsgeruch aus. Braune Sprenkel auf den Schuppen mochten getrocknetes Blut sein. Unter einer der Krallen haftete etwas, das an zerfasertes Fleisch erinnerte.
    Nandalee hatte den Eindruck, dass der Goldene und der Dunkle sich in Gedanken austauschten.
    Â»Ihr bleibt ein Rätsel«, sagte der Elf schließlich freundlich und ließ ihr Handgelenk los.
    Erst in diesem Augenblich wurde sich Nandalee bewusst, dass er dasselbe getan hatte wie der goldene Drache. Nur dass er nicht um Erlaubnis gefragt hatte, sie zu berühren.
    Â»Ein Hauch von Untergang umgibt Euch, Elfentochter. Wir werden Euch beobachten, denn mit Euch ist etwas Neues in die Welt gekommen. Ich sollte die Gazala nach Eurem Schicksal befragen. Ihr seid …«
    Der Goldene ließ seinen Schwanz über den Steinboden peitschen. Überrascht blickte der Elf zu dem Drachen auf. Eine kleine Falte erschien zwischen seinen Brauen. Nandalee fragte sich, worüber die beiden sich wohl austauschten. Und wer waren die Gazala?
    Das stumme Zwiegespräch währte eine Weile. Schließlich schien es, als füge sich der Goldene. Er neigte das Haupt und sah sie an. Nandalee glaubte, Kummer in seinem Blick zu erkennen.
    Â»Mein Freund hat keine sehr hohe Meinung von den Gazala«, erklärte der

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