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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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aufrecht auf den Hinterbeinen lief. Die kurzen Vorderbeine hielt er angewinkelt
vor dem Leib und sein langer Schwanz schwang hin und her, als bewege er sich zu einer für sie unhörbaren Melodie. Obwohl er ging, hatte sein lang gestreckter Leib noch immer etwas Schlangenhaftes.
    Die Bilder auf den Wänden waren erschreckend. Sie zeigten die Drachen in all ihrer Macht. Wie sie selbst Minotauren und Trolle mit einem Schwanzhieb zerschmetterten. Wie sie ihre besiegten Feinde zerrissen und deren blutige Glieder verschlangen. Sie waren unüberwindlich, selbst wenn sie ihre größte Gabe, die Macht, Zauber zu weben, nicht einsetzten. Sie konnten Blitze vom Himmel herabrufen, die ihre Feinde zu Asche werden ließen. Ihr Feueratem, heißer als die Glut im Inneren der Erde, schmolz selbst Stein. Nur die Alben standen über ihnen. Doch die Mark der Alben, ihre Welt und alle Völker, die von den Alben erschaffen worden waren, waren ein Geschenk an die Drachen. Die Reliefs ließen keinen Zweifel daran aufkommen. Die Drachen waren die unumschränkten Herrscher. Mal grausam und mal voller Güte.
    Nandalee ahnte, dass diese Reliefs vor allem dazu geschaffen waren, jedem, der hierherkam, vor Augen zu führen, wie allmächtig die Drachen waren. War dieser Hochmut am Ende die Schwäche der Himmelsschlangen?
    Erneut blickte sie zu der Decke hinauf, deren Wölbung sich nun im Schatten verlor. Sah die Pfeiler, mächtig wie Türme. Alles hier machte ihr klar, wie winzig, wie unbedeutend sie war. Aber warum mussten die Drachen etwas so Offensichtliches noch betonen? Wer hatte diese Hallen erbaut?
    Sie betrachtete den Schwebenden Meister. Seine schlangenhafte, selbstverliebte Eleganz. Würde er sich strecken, dann wäre er wohl fast zehn Schritt lang. Seine Schwingen maßen gewiss mehr als das Doppelte, wenn er sie ausbreitete. Er war ein Raubtier, das ein Mammut schlagen und womöglich sogar davontragen könnte, so wie ein Adler einen Steppenhasen in sein Nest trug.
    Sie passierten eine Rampe, die sich in weiten Windungen nach oben schraubte. Fremde Gerüche drangen auf sie ein. Düfte, die
sie nicht zuzuordnen vermochte. Waren es Blüten? Sie hatte einmal gehört, dass Kobolde Bestandteile des Kots von Walen benutzten, um Parfüm herzustellen. Kobolden war alles zuzutrauen! Sonderten Drachen vielleicht auch etwas ab, das diesen bestrickenden Duft erzeugte. Oder war es einfach nur Magie?
    Sie betraten ein dunkles Gewölbe. Das Echo ihrer Schritte verriet ihr, dass das Gewölbe groß sein musste. Sehr groß. Doch die Dunkelheit war nahezu vollkommen. Sie vermochte nicht einmal einen Schritt weit zu sehen.
    Der Schwebende Meister verharrte. Geht nun allein weiter , befahl er milde. Sie erwarten Euch.
    Â»Wer?«
    Mit gesenktem Kopf wich der weiße Drache von ihr zurück. Geht und seht!
    Seine Anmut war verschwunden. Sie war Demut gewichen. Nandalee verstand nicht. Wer war hier? Aufmerksam sah sie sich um, doch die Dunkelheit war dicht wie Samt. Sie war nicht natürlichen Ursprungs, das spürte sie nun. Auch wenn sie keine Zauber zu weben vermochte, so verstand sie es doch, Magie, die den natürlichen Zauber der Welt manipulierte, zu fühlen. Und sie spürte die Blicke, die auf ihr ruhten.
    Geht! , drängte der Schwebende Meister erneut.
    Zögerlich trat sie weiter ins Dunkel, das immer dichter wurde. Es war, als schreite sie über ein sanft abfallendes Ufer in einen See. Die Finsternis verschlang ihre Füße, die Beine, leckte um ihre Hüften.
    Ihr Atem ging schwer. Plötzlich roch sie Duadan!
    Â»Liuvar.«
    Es war unmöglich zu sagen, aus welcher Richtung die Stimme klang. War sie in ihr? War all dies ein Gaukelspiel für ihre Sinne? Es war seine Stimme! Die Stimme des Ältesten, der sie immer geschützt hatte, bis …
    Eine verzerrte Gestalt aus fahlem Licht bewegte sich vor ihr in der Dunkelheit. Der gehetzte Atem eines Tieres drang von allen
Seiten auf sie ein. Nandalee wich ein Stück zurück. Die Lichtgestalt kam auf sie zu, wuchs an und gewann an Konturen. Ein Hirsch! Ein weißer Sechzehnender preschte ihr entgegen! Sie wollte ausweichen, doch sie trat ins Leere. Erschrocken riss sie die Arme hoch und kämpfte um ihre Balance. Überdeutlich sah sie den Hirsch, jedes Haar seines Fells, die Panik in seinen großen, dunklen Augen. Die gespaltenen Hufe hämmerten auf den Fels. Sie wich weiter zurück, tastete nach

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