DRACHENERDE - Die Trilogie
umwickelt.
Tod über euch, die ihr den Tod bringt. Vernichtung über die, die das Chaos befördern …
„Du irrst dich! Wir sind nicht gegen dich – sondern deine natürlichen Verbündeten!“, rief Liisho. „Der Urdrache Yyuum erwacht – weit weg von hier, in einem Gebirge, dass nicht einmal dir bekannt sein dürfte. Wenn du uns vernichtest, wird das Fünfte Äon mit einer zweiten Herrschaft der Drachen zu Ende gehen, und wir alle werden vernichtet werden, lange bevor der Schneemond auf die Welt stürzt …“
Schweig!!!
Bratlor stöhnte auf und hielt sich den Kopf, so intensiv war dieser Gedanke des Vermummten, so voller Grimm und Hass auf diejenigen, die ihn und die Welt selbst aus ihrer kalten Ordnung gerissen hatten. Rajin sammelte alles, was an innerer Kraft in ihm aufzubringen war, um der bedrängenden Gegenwart des Vermummten zu begegnen.
Liisho aber vermochte dem Druck am besten standzuhalten. Er murmelte eine Zauberformel - Rajin kannte die Sprache nicht -, streckte beide Arme aus, und die Drachenstäbe, die vor dem Vermummten im Boden steckten und gegen jedes Naturgesetz die ganze Zeit über gezittert und die unheimlichen Töne erzeugt hatten, schnellten aus dem vereist Boden, wirbelten wie die Holzstäbe und Schauwaffen von Kampfkunst-Artisten drachenischer Zirkusse durch die Luft und auf Liisho zu. Gleichzeitig und vollkommen zielsicher fing Liisho sie auf.
Der Vermummte jedoch streckte die bandagierten Hände aus – und ein dritter Arm, der bis dahin unter den Tüchern verborgen geblieben war, kam zum Vorschein und richtete sich ebenfalls gegen Rajin und seine Gefährten.
Im selben Moment glühten die Drachenstäbe in Liishos Händen weißgelb auf. Doch welches Kunststück aus seinem Repertoire Liisho auch immer hatte vorführen wollen, es gelang ihm nicht mehr, und auch Bratlor und Rajin waren unfähig zu reagieren, als hellblaue Blitze aus den drei bandagierten Händen des Vermummten zuckten. Jeder dieser Blitze erfasste einen der drei Männer. Sie tanzten um ihre Gestalten, ließen sie zu regungslosen Statuen erstarren – Gefangene der unheimlichen Mächte, die der kalte Fjendur entfesselt hatte. Die Blitze teilten sich, bildeten viele kleine blitzartige Erscheinungen, die wie zuckende Spinnentiere aus Licht wirkten.
Die Blitze erloschen knisternd, aber die Spinnentiere aus purem Licht krabbelten noch immer über die Körper der drei Männer.
Dann öffnete der Vermummte die Bandagierung unter seiner Kapuze, die bisher sein Gesicht bedeckt hatte. Darunter war nur Schwärze. Ein Schatten, den kein Sonnenstrahl hätte erhellen können.
Im nächsten Moment wurden aus den Spinnentieren wieder Blitze, die von Rajin, Bratlor und Liisho zurück zu dem Vermummten zuckten. Sie sammelten sich unter der Kapuze – dort, wo eigentlich sein Kopf hätte sein müssen.
Ah, jetzt weiß ich, was ihr wisst … Jetzt begreife ich … Ein Weiser, der mit einem Drachen gegen die Drachenmacht kämpft … Das Schicksal erlaubt sich seltsame Scherze, und Groenjyr, der den Schicksalsteppich knüpft, scheint in diesen Tagen einen Vollrausch zu haben. Das er in seinem Suff jedes Augenmaß verloren hat, ist ja nichts Neues, aber das, was ich nun erfahre … Einen menschlichen Legendensänger würde man viel für solchen Einfallsreichtum zahlen …
Rajin fühlte Schwindel. Alles drehte sich vor seinen Augen und drohte, sich in einem Strudel aus Licht, Farben und der zerfließenden, sich dehnenden und wieder schrumpfenden Gestalt des Vermummten aufzulösen.
Liisho und Bratlor erging es nicht besser. Alle drei taumelten zu Boden. Liisho umklammerte dabei krampfhaft die beiden Drachenstäbe, die noch immer ein wenig glühten, doch dieses Glühen erlosch kurz darauf vollständig.
Allmählich klärte sich Rajins Blick wieder. Der Vermummte trat auf ihn zu. Er blieb schließlich nur eine knappe Armlänge von Rajin entfernt stehen und hatte lediglich noch die Größe eines fünfjährigen Kindes. Du bist also derjenige, der das Gleichgewicht erhalten soll …
„Das hat man mir gesagt“, murmelte Rajin.
Du wirst noch an innerer Stärke gewinnen müssen, ehe du dazu fähig sein wirst …
„Auch das ist mir schon oft gesagt worden.“
Es ist langer her, dass ich zu Gunsten oder Ungunsten irgendeines sterblichen Menschen in die Geschicke der Welt eingegriffen habe. Lange, lange ist es her, dass ich mich wirklich mit der Welt beschäftigte. So wurden auch die Fragen der Barbarenhäuptlinge an das Orakel mir
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