DRACHENERDE - Die Trilogie
Sukara, der Rajin gegenüberstand, schützend die Hand vor die Augen halten musste.
Dann erstarrten die Drachen wieder in ihrer ursprünglichen Stellung. Die Glut war verschwunden. Rajin glaubte, dass seine Hände nur noch verkohlte Stümpfe waren, aber sie hielten das Amulett noch immer. Er öffnete die Augen, sah, dass seine Hände völlig unverletzt waren, atmete erleichtert auf und reichte das Amulett an Fürst Payu zurück.
„Glaubt Ihr mir nun, Fürst?“, fragte Rajin.
Payu errötete. „Ihr seid es wirklich. Prinz Rajin. Rechtmäßiger Anwärter auf den Kaiserthron.“ Payu Ko Sukara kniete nieder und senkte den Kopf. „Verzeiht mein Misstrauen. Doch man hört soviel von Magie und Täuschung, die in Drakor regieren. Der gegenwärtige Herrscher lässt sich von Magiern beraten, und wer weiß, mit welchen Mächten er sonst noch im Bunde steht. Dennoch - ich tat Euch Unrecht!“
„Erhebt Euch, Fürst Payu“, sagte Rajin. „Erhebt Euch, denn ich brauche Euren Beistand, Euer Wissen und Eure Erfahrung als Samurai und als Fürst – nicht aber Eure Demut.“
Fürst Payu atmete tief durch und stemmte sich hoch. „Achtzehn lange Jahre haben wir auf diesen Augenblick warten müssen. Achtzehn mal kam die Zeit von Regen und Donner und verging wieder, ohne dass der Unsichtbare Gott die Gebete der Rechtgläubigen erhört hätte. Aber jetzt seid Ihr gekommen, Prinz Rajin. Und das bedeutet, dass in diesem Augenblick ein neues Zeitalter für Drachenia beginnt und die Tage des Usurpators gezählt sind.“
„Ich werde alles tun, um den Tyrannen zu stürzen“, versprach Rajin.
„Auf meine Hilfe könnt Ihr dabei immer zählen – und auch auf die meiner ergebenen Krieger.“
„Ihr erwähntet einen Magier, der Katagi berät …“
„Ja, Ubranos aus Capana“, bestätigte Fürst Payu.
„Sind Euch vielleicht Gerüchte aus dem Palast zugetragen worden …“, begann Rajin vorsichtig und bemerkte sehr wohl Liishos tadelnden Blick.
„Gerüchte über Ubranos?“, fragte der Fürst. „Es gibt über kaum jemanden so viele Gerüchte wie über ihn und den Lord Drachenmeister Tarejo, und jede Geschichte, die man sich über die beiden erzählt, ist grausiger als die andere.“
„Er soll eine junge Frau namens Nya gefangen halten, die meinen Sohn unter dem Herzen trägt“, erklärte Rajin, woraufhin Liisho mürrisch die Stirn runzelte, wie der Prinz aus den Augenwinkeln sah. Offenbar fand Liisho es nicht richtig, diese Sache hier und jetzt anzusprechen. Ob es nun daran lag, dass er Fürst Payu doch nicht so unvoreingenommen vertraute, wie er bisher behauptet hatte, darüber konnte Rajin rätseln. „Habt Ihr etwas darüber gehört?“
„Nein, tut mir leid, mein Prinz. Meine Zuträger sind sehr zuverlässig, und täglich erreicht mich mindestens eine Nachricht per Zweikopfkrähe. Aber davon ist bisher nichts hierher gedrungen, nicht einmal gerüchteweise.“
„Wenn Ihr doch einmal etwas über eine Gefangene hören solltet, so sorgt bitte dafür, dass auch ich davon erfahre“, bat Rajin mit belegter Stimme.
„Gewiss.“ Payu verneigte sich. „Und falls sich dann die Gelegenheit ergeben sollte, die Mutter Eures ungeborenen Kindes zu befreien, so stehen meine Männer und ich Euch zur Seite. Welche Unterstützung Ihr auch immer benötigen solltet – sei es Unterschlupf, eine Schar kundiger Drachenreiter oder ein Trupp verwegener Ninjas –, Ihr werdet sie haben, Prinz Rajin.“
„Dafür danke ich Euch bereits im Voraus“, erwiderte Rajin.
„Und Ihr solltet dafür sorgen, dass sich die Nachricht verbreitet, dass Prinz Rajin erschienen ist, um den Tyrannen zu stürzen“, ergänzte Liisho. „Streut es aus, dann wird diese Nachricht mehr Schlachten für uns gewinnen, als eine ganze Drachenarmada es vermag.“
Fürst Payu wandte den Kopf und sah den Weisen an. „Das wird geschehen und gewiss auch seine Wirkung zeigen. Aber seid nicht zu optimistisch. Viele – auch viele der Fürsten und hohen Samurai – haben sich mit der Herrschaft Katagis arrangiert. Er scheint ihnen der Garant für die Einheit des Reiches und den Gehorsam der Drachen zu sein. Und so ungern ich es sage, aber vielen fehlt auch schlicht der Mut, sich zu erheben. Davon abgesehen hat Katagi an den meisten Schaltstellen der Macht ihm ergebene Männer eingesetzt. Männer, die oft aus den einfachen Samurai-Rängen stammen und ihren Aufstieg Katagi verdanken. Sie werden alles tun, um ihn zu verteidigen.“
„Niemand hat gesagt, dass es leicht
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