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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schmerzen eingebracht“, setzte der Dreiarmige dagegen. „Und es macht dich zu einem Einhändigen, was ich mir auch nicht besonders vorteilhaft vorstelle, obwohl ich es mir ganz sicher eher leisten könnte, eine Hand zu verlieren als du.“
    Rajin blickte auf den von einem grünlichen Schimmer umgebenen Schlüssel. „Vielleicht habe ich einfach nur noch nicht richtig verstanden, wie man ihn einsetzen muss“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu seinem unverwüstlichen Begleiter.
     
     
    In der Nacht schliefen sie kaum und hielten abwechselnd Wache. Das Getier, das diese Steinwüste bevölkerte, schien nicht gefährlich zu sein.
    Die leuchtenden Erdwürmer kümmerten sich nur um sich selbst und darum, einen möglichst großen leuchtenden Stein zu finden, an dem sie sich festsaugen konnten. Und die achtbeinigen Fünfhornbisons, die schon aufgrund ihrer schieren Körpergröße eine Gefahr hätten darstellen können, waren in dieser Gegend kaum verbreitet. Vielleicht bevorzugten sie die Kraft von blau und rot leuchtenden Steinen und verschmähten das grelle Grün, das in diesem Teil des Landes vorherrschend war.
    Rajin verlor bald jedes Gefühl für Entfernung und Zeit. Tage gingen mit einer immer sinnloser erscheinenden Wanderschaft dahin, in den Nächten war der Prinz zu Tode erschöpft und fand doch keinen Schlaf. Nur die Schmerzen, die von dem Schlüssel ausgingen, ließen deutlich nach und wurden schließlich eher durch ein unablässiges, dauernd spürbares Kribbeln abgelöst, das neben den Träumen sicherlich auch dazu beitrug, dass Rajin keinen Schlaf fand.
    Hinzu kam, dass die räumliche Orientierung immer schwieriger wurde. Anhöhen oder Felsformationen, die weiter entfernt zu sein schienen, erreichten sie dennoch innerhalb kürzester Zeit, während sich umgekehrt sehr nahe liegende Orte immer wieder in unerreichbare Ferne zu verschieben schienen.
    „Ich würde an deiner Stelle nicht die eigenen Sinne in Frage stellen, sondern diese Erscheinungen den Besonderheiten dieses Landes zuschieben“, meinte Koraxxon, als der Prinz ihn darauf ansprach.
    „Wenigstens beruhigt es mich, dass nicht ich allein unter diesen Täuschungen leide“, gab Rajin zurück, „wo du dich doch sonst recht gefeit gegenüber den Einflüssen zeigst, die hier wirksam sind.“
    „Oh, sag das nicht“, murmelte Koraxxon. „Sag das nicht … Aber ich bin froh, dass ich so gut wie keinen Hunger oder Durst mehr verspüre, je tiefer wir in dieses Land vordringen.“
    „Das geht mir ebenso“, stellte Rajin fest.
    Was Koraxxon mit seiner Bemerkung über den Einfluss der Leuchtenden Steine auf ihn gemeint haben mochte, offenbarte sich zunehmend in den folgenden Nächten, in denen es für Rajin immer schwieriger wurde, den Gefährten zu wecken.
    „Es ist das Leere Land“, erklärte der Dreiarmige, während sie auf ein nah erscheinendes Gebirge zumarschierten, das sich aber mit jedem Schritt, den sie zurücklegten, weiter von ihnen zu entfernen schien. „Ich habe manchmal das Gefühl, dies hier wäre der Traum und das Leere Land die eigentliche Realität.“
    „Fällt dir das Erwachen deshalb immer schwerer?“, fragte Rajin.
    Der Dreiarmige nickte. „Es tut mir leid, aber der Sog, der mich im Leeren Land zu halten versucht, ist so stark, dass ich mich ihm manchmal kaum nich zu widersetzen vermag. Ich möchte dich keineswegs im Stich lassen, aber …“
    Er brach den Satz ab, und als Koraxxon auch weiterhin schwieg, hakte der Prinz nach. „Aber was, Koraxxon?“
    Der Dreiarmige blieb stehen, und Rajin sah ihm direkt in die Augen. Der Dreiarmige schürzte das lippenlose Maul, sodass seine Raubtierzähne auf eine Weise zum Vorschein kamen, die weder Grinsen noch Drohgebärde war. Vielleicht war es der hilflose Versuch, so etwas wie Bedauern auszudrücken.
    „Ich fürchte, du wirst diesen Weg bald allein gehen müssen“, sagte er.
    „Was redest du da?“, rief Rajin erschrocken, zumal er ahnte, dass der Dreiarmige möglicherweise recht hatte. Schließlich hatte Großmeister Komrodor ihm genau dies prophezeit: dass er letztlich ganz allein und auf sich gestellt in den innerem Bereich des Landes der Leuchtenden Steine gelangen würde.
     
     
    Am nächsten Morgen wachte Koraxxon nicht wieder auf. Was er auch mit ihm anzustellen versuchte, um ihn aus seinem Schlaf zu wecken und seine Seele aus dem Leeren Land zurückzuholen, es wollte Rajin einfach nicht gelingen.
    Rajin entschied sich schließlich, den Dreiarmigen bei ihrem Lager

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