DRACHENERDE - Die Trilogie
meinen Bundesgenossen verlassen“, entgegnete Abrynos kühl. „Jetzt haben die Drachen Magussa in Schutt und Asche gelegt und ziehen marodierend durch das Land. Ich nehme an, dass Euer ehemaliges Drachenheer nur die erste Gruppe von rebellischen Drachen sein wird.“
„Sollen sie ruhig ganz Magus zerstören, das wäre mir nur recht!“, knurrte Katagi wütend.
„In dieser Hinsicht muss ich Euch leider enttäuschen, mein Kaiser …“
„Ach ja? Sollte ihre uralte Wut auf das Magiervolk so schnell verraucht sein, wie man es von Euch gewohnt ist, wenn Ihr Euch entstofflicht?“
„Sagen wir so: Ich nehme an, dass sie einem Ruf gefolgt sind, der stärker ist als alles andere.“
„Was sollte das sein?“
„Spielt nicht den Ahnungslosen! Auch hier im drachenischen Neuland haben sich bereits ganze Gruppen von Drachen ihrer Herren entledigt, und ich nehme an, dass sie in dieselbe Richtung fliegen wie die Drachen Eurer ehemaligen Armada – nach Osten. Ich bin ihnen vorausgeeilt …“
Katagi erbleichte. „Yyuum!“, murmelte er mit zitternder Stimme. „Er wird sie um sich scharen und sammeln – und zu ihrem Herrn aufsteigen!“
„Die Lage ist nicht so hoffnungslos, wie Eure Mutlosigkeit einen glauben machen könnte“, meinte Abrynos. „Komrodor ist tot. Und mit ihm ein Großteil der Hochmeister, sodass es keine Schwierigkeit für mich sein wird, mich als neuer Großmeister zu etablieren. Der erste Schattenpfadgänger, der dieses Amt bekleidet! Es geschehen Zeichen und Wunder.“
„Und was ist mit Prinz Rajin? Wurde wenigstens er von einem gierigen Drachenmaul zerrissen?“, fragte der Kaiser wenig hoffnungsvoll.
„Ich fürchte nein. Er ist in Richtung das Landes der Leuchtenden Steine entkommen und besitzt durch Großmeister Komrodor einen Schlüssel des Geistes.“
„Ihr seid also auch in dieser Hinsicht ein Versager“, stellte Katagi bitter fest.
„Hört mich an, Kaiser Katagi. Wir müssen jetzt entschlossen handeln, sonst ist für uns beide alles verloren. Ich weiß, was Prinz Rajin plant, denn ich war ihm für einen kurzen Moment sehr nahe. Um ein Haar hätte ich in töten können, aber dieses verfluchte Artefakt hat es verhindert.“
„Was habt Ihr für einen Plan?“, fragte Katagi.
„Die Dämonen des Glutreichs habe ich Euch gegenüber ja schon erwähnt.“
„Ja – und ehrlich gesagt hat der Gedanke daran, diese Kreaturen auf die von Euch beschriebene Weise in die Welt zu holen, mich wenig begeistert.“
„Weil Ihr ein ängstlicher Zauderer seid. Aber nur durch diese Verbündeten werden wir beide unsere Herrschaft noch etablieren können. Unglückseligerweise bin ich auf Euch angewiesen, Katagi, denn mir ist es leider verwehrt, auf Drachen geistigen Einfluss zu nehmen.“ Abrynos deutete auf Katagis Hand, an der die Drachenringe prangten. „Auch wenn einer davon nur ein billiges Imitat ist, seid Ihr mir in dieser Hinsicht leider weit überlegen, und eins dürfte feststehen: Wenn die Drachen nicht mehr geknechtet sind, wird es für keinen von uns eine längere Herrschaft gegeben. Es wird dann weder fünf noch zwei Reiche oder gar ein einziges geben, wie es Euch ja wohl insgeheim vorschwebt. Es wird dann überhaupt kein Reich mehr geben, sondern nur eine Welt, die aus unzähligen Wunden glühendes Gestein herausblutet.“
„Und wie sollen Eure Dämonen des Glutreichs uns helfen?“
„Sie werden jenen Drachen begegnen müssen, die Yyuum bereits zu sich gerufen hat. Eine Macht der Zerstörung sammelt sich jenseits des mitteldrachenischen Gebirges, wie es die Welt seit den letzten Tagen des Ersten Äons nicht mehr gesehen hat …“
Katagi musterte sein Gegenüber. Wenn erst die Dämonen des Glutreichs in der Welt waren und es Abrynos gelang, sie unter seiner Herrschaft zu halten, war der verräterische Magier vielleicht schon bald nicht mehr auf den Drachenkaiser angewiesen. Zumindest dann nicht, wenn der größte Teil der Drachenheit – und vielleicht sogar Yyuum selbst – im Verlauf der kommenden Auseinandersetzungen vernichtet werden sollte, ging es Katagi durch den Kopf.
„Ich habe wenig Zeit“, erklärte der Schattenpfadgänger.
„Wie üblich“, gab Katagi mit einem dünnen, etwas säuerlichen Lächeln zurück. Jeder spielte hier sein eigenes Spiel um die Macht, und Katagi hatte das seine noch keineswegs aufgegeben. Aber er sah ein, dass er im Moment keine Wahl hatte und an Abrynos' Seite stehen musste. Doch die Tatsache, dass der Magier momentan der stärkere
Weitere Kostenlose Bücher