DRACHENERDE - Die Trilogie
sich der Horizont seiner geistigen Sinne stark erweitert hatte. Er war sich noch nicht ganz sicher, was die Ursache sein mochte.
Es würde sich erweisen, dachte er mit einer Gelassenheit, zu der er früher nicht fähig gewesen wäre. Es würde sich ebenso erweisen, wie er im Laufe der Zeit erfahren würde, welche Eigenschaften diese Metallhand besaß.
Aber vielleicht hing ja auch beides unmittelbar zusammen. Rajin hob die Metallhand und betrachtete sie einige Augenblicke. Ein grünlicher Flor aus Licht bildete sich für kurze Zeit und verschwand dann wieder.
Wenig später durchdrang der Schrei eines Drachen die Stille der Nacht. Einem dunklen Schatten gleich hob sich der fliegende Gigant gegen das Licht der Monde ab, und Rajin erkannte ihn sofort an der Silhouette.
„Ghuurrhaan!“, durchfuhr es ihn. „Du hast mich erhört! Lande jetzt!“
Der ehemalige Wilddrache schrie in ungewohnt schriller Weise auf, und schon daran war für Rajin erkennbar, wie widerwillig Ghuurrhaan diesen Kurs geflogen war, mitten hinein in den inneren Bereich des Landes der Leuchtenden Steine, vor dem er doch so sehr zurückgeschreckt war. Noch immer schien es ihm diese Umgebung überhaupt nicht zu behagen. Aber Rajins Ruf war offensichtlich stärker als diese Empfindung gewesen und hatte in hergeführt.
Er landete wenige Schritte von dem jungen Prinzen entfernt. Dabei stieß er Laute aus, die fast wie ein schmerzerfülltes Heulen klangen. Heiße Luft schnaubte aus seinen Nüstern, wirbelte Staub auf und blies Hunderte von kleinen leuchtenden Steinen fort. Ein kurzer, halb unterdrückter Feuerstoß folgte.
„Wir werden nicht länger hier bleiben, als unbedingt nötig“, versuchte Rajin in zu beruhigen.
Der Prinz erklomm in gewohnter Weise den Rücken des Drachen, der im Übrigen noch mit allen Gepäckstücken beladen war. Die Metallhand ließ sich beim Emporklettern am Drachenleib ohne Beeinträchtigungen einsetzen. Schon wenige Augenblicke später saß Rajin im Sattel. Der Drache unter ihm knurrte leise. Rajin dachte daran, den Drachenstab aus dem Gürtel zu ziehen, doch dann folgte er einer plötzlichen Eingebung: Er beugte sich nach vorn und ergriff mit seiner Metallhand den nächstgelegenen Rückenstachel Ghuurrhaans.
„Und und nun erhebe dich“!, sandte er dem Drachen seinen Befehl, dem Ghuurrhaan unmittelbar darauf Folge leistete. Mit kräftigen Schlägen der gewaltigen Drachenschwingen stieg er auf.
Das Licht der Monde sowie der unzähligen leuchtenden Steine war hell genug, um auch aus größerer Höhe noch gut sehen zu können, was sich am Boden tat. Was die Orientierung betraf, so hatte sowohl Rajin als auch sein Drache dennoch nach wie vor Schwierigkeiten. So dauerte es fast bis zum Morgengrauen, bis sie schließlich jene Stelle wiederfanden, an der Rajin den Dreiarmigen Koraxxon zurückgelassen hatte.
Der Prinz zwang den widerwilligen Ghuurrhaan zur Landung, stieg ab und fand Koraxxon schlafend, aber unversehrt vor. Er berührte ihn mit der Metallhand an der Schulter. Mit einem Zischen sprang ein grünlicher Funke von der Metallhand über und ließ Koraxxon zusammenzucken. Im nächsten Moment schlug der Dreiarmige die Augen auf.
„Rajin!“, entfuhr es ihm. „Beim Unsichtbaren Gott, ich hatte schon befürchtet, von dir und der Reise in das Land der Leuchtenden Steine nur geträumt zu haben und in Wahrheit nie woanders als im Leeren Land gewesen zu sein!“ Dann starrte er auf Rajins Hand. „Was ist mit dir geschehen?“
„Das werde ich dir später erklären“, antwortete Rajin. „Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich es überhaupt erklären kann.“ Dann drängte er: „Wir haben keine Zeit zu verlieren, Koraxxon!“
Koraxxon legte seine Waffen an. „Ich bin bereit!“ Er wischte sich mit der großen Pranke seines Axtarms über das Gesicht, so als wollte er den Nebel seiner Träume vom Leeren Land damit fortwischen.
„Hast du … sie gesehen?“ Rajin konnte sich die für ihn so wichtigste Frage nicht verkneifen, als sie bereits beide auf dem Rücken Ghuurrhaans Platz genommen hatten.
Koraxxon brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was der Prinz meinte. „Ich habe weder Nya noch deinen Sohn drüben im Leeren Land entdeckt“, erklärte er. „Es tut mir leid.“
„Schon gut“, erwiderte Rajin. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich es auch kaum zu hoffen gewagt.“
Es dauerte nicht lange, bis sie Liisho, Ayyaam und die Ninjas fanden. Koraxxon war ebenso wie Rajin sehr
Weitere Kostenlose Bücher