DRACHENERDE - Die Trilogie
rutschigen oder unebenen Stellen.
Dann blieb Rajin stehen, hob die Metallhand, öffnete sie und vertraute ganz ihrer Führung. Den Ring einfach durch Anwendung der inneren Kraft an sich zu reißen, wie es wohl möglich gewesen wäre, verbot sich. Das hätte den Drachen sofort geweckt - mit unabsehbaren Folgen.
Der Ring glitt in die metallene Handfläche, die Hand schloss sich, der Spinnenfaden riss.
In diesem Moment öffnete Yyuum die Augen.
Augen, die zu glühen schienen wie das geschmolzene Gestein im Erdinneren. Das Maul öffnete sich. Rajin wollte instinktiv zurückweichen, aber der Sog, der entstand, als der Urdrachen einatmete, verhinderte dies.
Im nächsten Augenblick verkehrte sich der Sog in sein Gegenteil, und eine gewaltige Feuersbrunst schoss aus dem Maul des Drachen.
„Das habe ich nicht erwartet!“, murmelte Liisho fassungslos, während er in die Ferne starrte. Bleich war der Weise geworden, und der pure Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Auch die Ninjas waren sichtlich erschüttert, und selbst Koraxxon, den so schnell nichts schreckte – abgesehen von einem Blick aus Drachenflughöhe in die Tiefe – fiel der purpurrote Kinnladen seines vorgewölbten Mauls nach unten, und er vergaß für ein paar Augenblicke, es wieder zu schließen.
Es sah aus, als würde der Horizont selber lichterloh in Flammen stehen.
„Die Dämonen des Glutreichs!“, flüsterte Liisho. „In den alten Schriften werden sie erwähnt, aber ich habe nicht geahnt, dass es möglich ist, sie tatsächlich in die Welt zu holen!“
Auf einmal ließ den Weisen eine plötzlich aufkommende Ahnung herumfahren. Er blickte empor und sah auf einem fernen Berghang für einen Moment eine dunkle Rauchsäule. Einen Augenblick später war sie verschwunden. „Abrynos“, knurrte er grimmig. „Habe ich es mir doch gedacht. Der Feigling beobachtet aus der Ferne, was geschieht!“
Ganjon starrte durch ein Fernglas, und so fiel ihm an einem der Dämonen des Glutreichs ein interessantes Detail auf. „Seht Ihr die Drachengondel unter einer dieser Bestien?“, fragte er. „Es wundert mich, dass das Gondelgeschirr die unglaubliche Hitze aushält!“
„Mich nicht“, murmelte Liisho, nachdem er Ganjon das Fernglas aus der Hand gerissen und selbst einen Blick hindurch geworfen hatte.
„Sieht aus wie die Gondel eines Fürsten“, meinte Ganjon. „Ich glaube sogar, dass Wappen erkannt zu haben. Es ist der Fürst von Vayakor!“
„Nein“, widersprach Liisho. „Es ist Katagi selbst. Alles andere würde keinen Sinn ergeben. Warum sollte Abrynos irgendeinen Provinzfürsten herbringen? Aber Katagi könnte ihm durchaus nützlich sein. Er trägt immerhin zwei der drei Drachenringe an der Hand.“
„Was glaubt Ihr, was Abrynos und Katagi planen?“, fragte Ganjon.
„Jeder der beiden weiß, dass seine Herrschaft zu Ende ist, wenn Yyuum erwacht und sich zum Herrn der Drachen aufschwingt. Selbst der Titel eines Großmeisters von Magus wäre dann nichts weiter als eine durchscheinende Illusion – ein Trugbild, wie es sie so oft im Land der Magier gibt.“
„Sollen die nur kommen!“, rief Koraxxon, nahm den Schild vom Rücken und zog die Axt. Das Schwert ließ er einstweilen noch stecken, um wenigstens eine Hand frei zu halten. „Die glühenden Bestien werden es bereuen!“
„Unterschätze sie nicht! Keiner von uns dürfte in der Lage sein, sie zu besiegen“, warnte ihn Liisho. „Aber wenn wir Glück haben, halten wir lange genug durch, um sie von allein sterben zu sehen.“
„Von allein sterben?“, fragte Koraxxon irritiert.
„Es heißt in den Überlieferungen, dass sie außerhalb des Glutreichs nicht zu überleben vermögen“, erklärte Liisho. „Jetzt wird sich zeigen, wie weit diese Legenden stimmen.“
In diesem Moment ertönte aus dem Inneren des Pyramidenbergs ein Laut, der so tief war, dass gleich die Hälfte der Ninjas mit verzerrtem Gesicht und sich den Magen haltend auf die Knie sanken, während sich die andere Hälfte nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte.
Überraschenderweise litt Liisho weniger unter der Gewalt dieser Töne, die wie Schmerzensschreie klangen. Und Koraxxon machten sie am wenigsten aus.
„Verdammt, was ist das für ein mieser Zauber?“, entfuhr es Khanree dem Rennvogelreiter, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Leib hielt.
Risse von zum Teil mehr als zwei Schritt Breite entstanden in den Felswänden. Ein ganzes Stück der Spitze des Pyramidenbergs brach ab
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