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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Kaisers ein Zubrot verdienten, indem sie von Schriften Kopien herstellten, die dann auf den Schwarzmärkten Drakors und Kendas kursierten, war eine altbekannte Tatsache. Doch die Kaiser hatten dem in der Vergangenheit nie sonderlich große Bedeutung beigemessen. Die Zahl derer, die den Inhalt dieser Schriften verstehen und daraus Nutzen ziehen konnte, war verschwindend gering, und so wurden die meisten dieser Kopien eher wie Reliquien gehandelt. Zudem waren jene Schriften auch vielen Trägern der Kaiserkrone im Verlauf der Zeitalter so fremd geworden, dass sie kaum noch deren Wert einzuschätzen vermochten.
    Lediglich dunkle Geheimnisse aus der Kaiserfamilie selbst waren tabu, und jeder Archivar hatte gewusst, dass er entsprechende Schriftstücke niemals vervielfältigen und veräußern durfte, wollte er nicht zu einer willkommenen Zwischenmahlzeit für die Fresswürmer in den Abwasserkanälen Drakors werden.
    Das Buch der Zwei Wahrheiten hatte zweifellos viele Jahrhunderte lang zu dieser Kategorie Schriften gezählt. Bis Katagi die Macht ergriffen hatte. Denn Kam Baslo hatte getrost davon ausgehen können, dass die uralte Schuld des Kaiserhauses dem Usurpator völlig gleichgültig war, schließlich war Katagi kein direkter Nachfahre Kaiser Onjins, und so hatte Baslo wohl angenommen, dass er auch eine Kopie dieser Schrift gefahrlos zu Geld machen oder zu privaten Studien benutzen konnte.
    „Ihr konntet nicht ahnen, dass sich das Blatt noch einmal wendet und ein Nachkomme Barajans erneut den Thron besteigen würde“, meinte Rajin. „Auch wenn Ihr ein Halbmagier seid, so nehme ich Euch Eure falschen Annahmen über die Zukunft Drachenias nicht übel.“
    „Ihr seid zu gütig, o Kaiser. Ihr habt vollkommen recht: Ich war blind hinsichtlich der Zukunft des Kaiserthrons und des weiteren Verlaufs der Geschichte Drachenias. Die Schau in die Zukunft und die Kalkulierung ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit erfordert selbst von einem reinrassigen Magier so viel an innerer Kraft, dass die meisten davon absehen, so etwas durchzuführen; es würde ihnen noch mehr Lebenszeit kosten als die Schattenpfadgängerei.“
    „Gewiss“, nickte Kaiser Rajin. „Ich trage Euch nichts nach und werde mich dankbar für Eure Hilfe erweisen.“ Während er dies sagte, war Rajin bemüht, die Verachtung, die er für Opportunisten wie Kam Baslo empfand, nicht nach außen dringen zu lassen.
    „Bedenkt auch, dass es meinem Vorfahren genauso erging wie Eurem Vorfahren Barajan“, fügte der Halbmagier hinzu. „Er zeugte Kinder mit einer Frau aus dem Menschengeschlecht und wurde dafür vom Hochmeister-Kollegium in Magussa und dem Großmeister von Magus offiziell verstoßen.“
    „So kann sich das Drachenland also Eurer Loyalität sicher sein“, sagte Rajin sarkastisch.
    „So ist es.“
    Rajin sah sich das Buch der Zwei Wahrheiten an. Liisho hatte seinem Geist genügend Wissen auch über die alten Dialekte und Schriften Drachenias eingegeben, sodass es für Rajin kaum eine Schwierigkeit darstellte, die zu Zeilen und Kolonnen geordneten Schriftzeichen zu lesen. Dann weihte Kam Baslo ihn in das Geheimnis der Verschlüsselung ein, mit der sich die zweite Wahrheit des Buches offenbarte. Zudem hatte der Halbmagier tatsächlich auch eine Abschrift der verborgenen zweiten Wahrheit angefertigt, die er dem Kaiser zur Verfügung stellte.
    „Was ist aus dem Bleichen Einsiedler geworden, dem angeblich das Geschenk der Unsterblichkeit gegeben war?“, fragte Rajin.
    „Ich bin ihm vor Jahren einmal begegnet, als er um eine Audienz bei Katagi nachsuchte und sogar vorgelassen wurde.“
    „Aber auch Ihr kennt seinen wahren Namen nicht?“
    „Nein, mein Kaiser“, antwortete der Halbmagier. „Er ist damals nicht gefallen. Auch da nannte man ihn nur den Bleichen Einsiedler.“
    „Was geschah?“
    „Er beschwerte sich darüber, dass sich Katagi nicht mehr an das Versprechen hielt, dass Onjin ihm einst gegeben hatte.“
    „Ihr meint den ungehinderten Zugang zur Kathedrale des Heiligen Sheloo in der Zitadelle von Kenda?“
    „Richtig. Ich kannte damals bereits das Buch der Zwei Wahrheiten und wusste, worum es ging.“
    „Und Katagi?“
    „Er hat sich nie dafür interessiert. Und die Zitadelle hatte er ja inzwischen einer Bruderschaft von Kampfmönchen übergeben, und die wachten mit großer Eifersucht über die Kathedrale. Dennoch empfand es Katagi als dreist, dass ihn der Bleiche Einsiedler mit dieser uralten Sache behelligte und Forderungen an ihn zu

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