DRACHENERDE - Die Trilogie
einmal besonders kunstfertig hergestellte Waffen zu handeln.
Branagorn kehrte unterdessen mit dem Krieger über der Schulter zu der Felswand zurück, durch die er so plötzlich ins Freie getreten war. Auch diesmal lief er einfach durch die Wand, so als wäre dort überhaupt kein Hindernis.
„Worauf wartet ihr? Kommt herein!“, drang seine Stimme ungedämpft und völlig deutlich durch den Felsen. „Aber lasst den Drachen draußen! Die Wand ist nichts weiter als ein Trugbild, das mich vor Verfolgern und wilden Tieren schützt!“
Rajin wandte sich Ghuurrhaan zu. Dieser hielt den Kopf hoch erhoben, doch der junge Kaiser bewegte ihn dazu, ihn zu senken. Bleib hier!, befahl er dem Drachen eindringlich. Rühr dich nicht von der Stelle!
Ghuurrhaan antwortete mit einem Brüllen, das schließlich in einem glucksenden, grollenden Laut endete.
„Heißt das, wir sollen einfach durch die Felswand gehen, um dem Bleichen Einsiedler zu folgen?“, fragte Koraxxon unschlüssig. Er trat an den Felsen heran und berührte das Gestein mit der Pranke seines Axtarms. „Hart wie Granit fühlt sich das an. Ich verstehe nicht, wie der spitzohrige Bleichling es geschafft hat, da hindurchzukommen!“
„Der Kerl muss bei einem Hochmeister aus Magus in die Lehre gegangen sein“, glaubte Ganjon.
„Keineswegs“, widersprach Rajin. „Die magusischen Trugbilder sind von ganz anderer Qualität.“
Koraxxon seufzte. Er hämmerte mit der Faust gegen den Felsen, ohne dass sich irgendeine Wirkung zeigte. Für ihn war diese Barriere so hart, dass er nicht einmal im Traum daran denken konnte, sie zu überwinden. „Der Fels ist undurchdringlich!“
„Welchen Fels meinst du?“, fragte Rajin, und ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht. „Ich sehe ihn nicht mehr.“
Es hatte lediglich einer leichten Konzentration seiner inneren Kraft bedurft, um das Trugbild zu durchschauen, das Branagorn mithilfe seiner besonderen Art von Zauberei erzeugt hatte.
„Also ich sehe den Stein durchaus noch!“, entgegnete Koraxxon und gab der Steinwand einen halbherzigen Tritt, der fest genug gewesen wäre, um selbst eine normale Hauswand aus gemauerten Backstein zum Einsturz zu bringen. Doch auf die Felswand, die Koraxxon offenbar vor sich sah, hatte der Tritt keinerlei Einwirkung.
„Schaut genau her und tut es mir gleich – oder wartet hier auf mich!“ Mit diesen Worten schritt Rajin voran. Für Ganjon und Koraxxon sah es so aus, als würde auch der Kaiser einfach durch den Felsen gehen.
Gleich darauf fand sich Rajin in einer ausgedehnten Höhle wider. Licht fiel durch den Eingang, wo Koraxxon und Ganjon wie hinter einer Wand aus Feuerheimer Glas standen. Ganjon berührte die unsichtbare Wand vorsichtig tastend, während Koraxxon mit dem Stiel seiner gewaltigen Streitaxt gegen das vermeintliche Gestein schlug, das ihm den Weg versperrte.
„Eure Freunde sind von schwachem Geist“, stellte Branagorn fest, der den Krieger, der als Unsichtbarer Tod die Gegend unsicher machte, neben einem nahezu niedergebrannten Feuer zu Boden gleiten ließ. „Aber auf Euch scheint das nicht zuzutreffen.“
„Ich bin ein Erbe Barajans …“
„Ah, bildet Euch nichts auf vornehme Vorfahren ein. Die sind nicht unbedingt eine Garantie dafür, dass nachfolgende Generationen von derselben edlen Art sind. Glaubt mir, ich kann Euch aus der Geschichte meines eigenen Volks ein Lied davon singen.“ Er deutete zu Rajins Gefährten hinüber. „Ich würde ja gern das Trugbild beseitigen, um Euren Freunden den Zutritt zur Höhle zu ermöglichen, aber es kostet sehr viel Kraft, es neu zu errichten. Außerdem besteht dieses Trugbild nun schon seit etwa einem Dutzend Eurer Generationen und ...“ Er zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, bin ich etwas aus der Übung geraten. Und auch wenn meine Kräfte in dieser Welt etwas stärker wirken als in meiner eigenen, so ein Zauber ist doch immer sehr anstrengend. Hätte mir nicht einst ein Magier ein paar wertvolle Tricks verraten, ich wäre wohl nicht mal in der Lage, dieses einfache Trugbild aufrechtzuerhalten.“
„Ich habe immer gedacht, die Magie wäre die ureigendste Gabe des Magiervolks und mit seiner besonderen Natur verbunden, also etwas, was sich nicht erlernen lässt“, sagte Rajin.
„Das ist richtig“, bestätigte der Bleiche Einsiedler. „Allerdings scheint das Magiervolk auf sehr entfernte Weise mit meinem Volk verwandt zu sein und über ähnliche Fähigkeiten zu verfügen. Aber ich will Euch
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