DRACHENERDE - Die Trilogie
Metallhand.
Sie glühte auf, und ein Blitz fuhr aus ihr heraus und traf den Schattenriesen. Aber da war nichts von Rajins eigener Kraft in diesem Angriff; allein die Macht des Wesens in der Metallhand richtete sich gegen die dunkle Gestalt.
Der Schatten glühte noch einmal auf, ähnlich wie in jenen Momenten, da ihn das Drachenfeuer umlodert hatte. Erneut war sein Gesicht einen Lidschlag lang zu erkennen. Aber diesmal lag ein deutlich veränderter Ausdruck in seinen Zügen; nicht Schmerz, Leid und Wut, sondern Triumph und Zynismus standen darin geschrieben, und dann klang dumpfes Gelächter auf, das nicht nur so laut war, dass es die Ohren peinigte, sondern auch in die Gedanken drang und auf schmerzhafte Weise in ihnen widerhallte.
Die Glut, die den Schatten erfasst hatte, sammelte sich in der Mitte seiner Gestalt und zuckte mit einem grell aufleuchtenden Feuerblitz zurück …
… exakt in Rajins Metallhand!
Mehrere Schritte wurde der junge Kaiser zurückgeschleudert und taumelte zu Boden.
„Die eigene Kraft schlägt auf einen selbst zurück?“, erklang der ebenso erstaunte wie entsetzte Gedanke der Metallhand in Rajins Kopf. „Das darf nicht wahr sein!“
Offenbar dämmerte nun auch den Seelenresten des Komrodor, dass man diesen Gegner nicht mit herkömmlicher Magie bekämpfen konnte. Im Gegenteil, die Kräfte, die sich gegen den Schattenriesen wandten, machten ihn nur noch stärker.
„Steh auf, du Wurm, der du glaubst, dass dich drei Ringe an der Hand zu etwas Größerem machen!“, rief der Angreifer dröhnend, dass es über die ganze Stadt hallte. „Du bist nicht besser als dein verfluchter Vorfahr, der bereits die Dienste dieses fremden Zauberers in Anspruch nahm, um sich unserer Rache zu entziehen. Aber mehr als uns vertreiben kann er nicht!“ Schallendes Gelächter folgte.
Wieder spürte Rajin diese seltsame Lähmung. Einen Augenblick lang glaubte er, seine Arme und Beine nicht mehr bewegen zu können. Er fühlte sich so entsetzlich kraftlos wie schon lange nicht mehr.
Der Schattenriese bewegte sich nur noch sehr langsam vorwärts, so als wollte er jeden Augenblick seines Triumphes genießen. Er hob das glühende Schwert, und der Hieb damit hätte Rajin mit voller Wucht getroffen und vielleicht sogar noch den Turm auf eine halbe Mastlänge gespalten, als wäre er ein Holzscheit.
Doch in diesem Moment sprang Erich von Belden dem Schattenriesen entgegen. Mit dem Beidhänder parierte er den Hieb des riesenhaften, mindestens anderthalb Mastlängen messenden Glutschwerts, als es der Schatten herabfahren ließ. Der Ritter stieß dabei einen Schrei aus, so durchdringend und wild, dass er kaum noch etwas Menschliches an sich hatte.
Als sich die Klingen berührten, blitzte es grell auf, und die Lichtaura, die Erich von Belden umgeben hatte, als er noch der Unsichtbare Tod gewesen war, umschloss ihn wieder und ließ seine Gestalt hell aufscheinen. Mit einem Zischen fuhren Blitze die glühende Waffe des Schattenriesen entlang, die dabei zerschmolz.
Glühende Tropfen fielen zu Boden, die Klinge wurde rasch kürzer, und als die Blitze auch den Arm und die Schulter des Schattenriesen erfassten, schrumpfe er ebenso wie sein Schwert; die verzehrende Glut erfasste seinen gesamten Schattenkörper. Er schrie und schien außerstande, sich in einen schwarzen Rauchwirbel aufzulösen, um über einen Schattenpfad einfach zu entschwinden.
Unter furchtbaren Schmerzenslauten sank er auf die Knie, inzwischen nur gut halb so groß wie der Hauptturm neben dem Palas. Dann glühte sein ganzer Körper so grell auf, dass man kaum hinsehen konnte, ohne geblendet zu werden. Nach und nach verlor er die Form und zerfloss zu einer zähflüssigen Lache, die wie aufgeschmolzenes Metall wirkte. Die Glut erlosch, und nichts weiter blieb zurück als ein undefinierbarer dunkler Belag, dessen genaue Beschaffenheit im Licht der Monde und der Straßenbeleuchtung von Nangkor kaum zu erkennen war.
Erich von Belden stand da, das Schwert noch immer in beiden Händen. Der Lichtflor, der ihn umgab, wurde schwächer, aber gleichzeitig wurde auch seine Gestalt transparent.
„So bin ich wieder das geworden, was ich vordem schon für Euch war – der Unsichtbare Tod!“, murmelte er, und seine Stimme klang seltsam verzerrt.
So als wäre er schon nicht mehr ganz in dieser Welt, ging es Rajin durch den Kopf.
Nun endlich erwachte er aus seiner Erstarrung. Das Ende des Schattenriesen hatte ihn von einem Albdruck befreit, und er spürte, dass
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