Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
mächtige Zauberkräfte waren, die Blootnyr am Himmel hielten. Vielleicht kannte der Gott des Blutmonds auch das Geheimnis der Gewichtslosigkeit, das die Priesterkönige von Tajima so eifersüchtig hüteten, damit sie möglichst bis in alle Zukunft als Einzige über eine Flotte von Luftschiffen verfügten.
    Die Drachenschlange öffnete das Maul und ließ eine Feuerzunge herausfahren, die gleich mehrere der geflügelten Schatten erfasste. Sie glühten auf, schrien auf schauerliche Weise und zerstoben zu schwarzem Rauch. Die anderen Schatten versuchten zu fliehen, verwirbelten, lösten sich in winzige schwarze Teilchen auf, die einem feinen Pulver gleich durch die Luft schwebten. Wie Myriaden von funkelnden Kristallen leuchteten sie auf, wenn das Feuer der Drachenschlange sie berührte.
    Blitzschnell schoss das riesige, aber keineswegs schwerfällige Geschöpf über den Himmel dahin und ließ immer wieder seine Flammenzunge hervorzucken. Einem Teil der geflügelten Schatten gelang es, sich über den Schattenpfad in Sicherheit zu bringen, aber viele wurden, bevor sie zur Gänze verwirbelt und entstofflicht waren, von dem Feuer Blootnyrs erfasst.
    Die Drachenschlange bewegte sich dabei mit einer Geschwindigkeit, dass es einem menschlichen Betrachter fast so schien, als hätte sie mehrere Körper und vermochte an mehr als einem Ort gleichzeitig zu sein. Innerhalb weniger Augenblicke war ein Teil der geflügelten Schatten vom Drachenfeuer des Blutmondgottes versengt, die anderen hatten über den Schattenpfad das Weite gesucht. Nicht der kleinste dunkle Rauchwirbel war geblieben, dafür stiegen rötlich schimmernde Dämpfe aus dem Maul der sich am Himmel windenden Drachenschlange.
    Zugleich wurden Blootnyrs Bewegungen langsamer, bis er an einem Fisch erinnerte, der über den Himmel schwamm, als wäre die Luft flüssig. Auch die hektischen Schläge seiner ungezählten Flügelpaare wurden ruhiger, und sie erinnerten nun mehr an Flossen.
    Branagorn sank auf die Knie, begann zu röcheln und stöhnte: „Dieser Geruch …“
    Offenbar reagierte seine feine Nase sehr empfindlich auf die rötlichen Dämpfe, die Blootnyr ausstieß und die den durch die Sonnenfinsternis dämmrigen Himmel blutfarben schimmern ließen.
    Erich von Belden kniete sich neben Branagorn nieder und legte ihm fürsorglich eine Hand auf die Schulter. „Betet und bereut, dann wird der Herr Eurer Seele Erleichterung schenken“, war der Ritter überzeugt. „Selbst einem Höllensohn kann der Herr Gnade gewähren ...“
    „Danke ... für Euren guten Rat ...“, keuchte Branagorn nach Luft ringend, verließ sich jedoch lieber auf eine seiner Heilformeln. Mit angestrengt wirkender Miene rezitierte er sie und meinte schließlich: „Ich hätte rechtzeitig die Luft anhalten sollen, aber wer hätte ahnen können, dass ...“ Er brach ab. Erich half ihm auf.
    Inzwischen war die Drachenschlange nahezu in der Luft erstarrt, so langsam waren ihre Bewegungen geworden. Dann schrumpfte das gewaltige Geschöpf und verlor innerhalb weniger Augenblicke fast ein Drittel seiner ungeheuren Größe; allerdings waren seine Ausmaße immer noch mit jenen des Urdrachen Yyuum vergleichbar, der seit der Katastrophe am Ende des Ersten Äons unter dem mitteldrachenischen Bergrücken begraben gewesen war.
    Blootnyr richtete den Kopf in Rajins Richtung. In seinen Augen loderte es, und noch immer drang das rötlich schimmernde Gas aus seinen geblähten Nüstern; für Rajin war es allerdings vollkommen geruchlos.
    „Die Schatten sind von dir genommen, Rajin, der du früher Bjonn Dunkelhaar genannt wurdest“, dröhnte eine Gedankenstimme so unerträglich in Rajins Kopf, dass er laut aufschrie.
    Branagorn, der seinen empfindlichen Geruchssinn offenbar durch Zauberkraft vor den Ausdünstungen der Drachenschlange schützte, griff nach Rajins Schulter und sprach eine Heilformel, deren wohltuende Wirkung der junge Kaiser sofort spürte. Die Gedankenstimme des Blutmondgottes donnerte nun nicht mehr ganz so schmerzhaft in seinem Kopf.
    „Verzeih mir, aber ich pflegte in den letzten beiden Äonen nicht mehr allzu häufigen Umgang mit Sterblichen, und so muss ich wohl vergessen haben, wie empfindlich eure sensiblen Nasen sind und eure schwachen Seelen. Ich meine dies keinesfalls beleidigend, Kaiser Rajin, denn die Maßstäbe der Götter unterscheiden sich nun einmal von denen der Menschen in vielerlei Hinsicht.“
    „Ich habe keine Zeit, beleidigt zu sein“, erwiderte Rajin laut, denn er

Weitere Kostenlose Bücher