DRACHENERDE - Die Trilogie
drachenischen Festlandes auf keinen Fall zu nahe kommen.
Orik änderte ein wenig den Kurs und hielt den Bug der Seemammutflosse mit dem schwenkbaren Springald etwas mehr in südöstliche Richtung. Auf dem Meer gab es keine Deckung, da war es am besten, wenn der Abstand zu den Kriegsdrachen möglichst groß war.
Plötzlich war ein Signalhorn zu hören, und gleich darauf sonderten sich zwei Dracheneiter vom Rest der Armada ab. Während die Luftschiffe nach und nach hinter dem Horizont verschwanden, begleitet von den Kriegsdrachen, schlugen die beiden anderen Drachenreiter die entgegengesetzte Richtung ein und näherten sich der Seemammutflosse mit schnellem Flügelschlag.
„Die haben uns entdeckt!“, war Bartulf Klippenbremser überzeugt. Er spuckte aus und wischte sich mit dem Ärmel über den Bart. „Bei den Göttern, sie sind unseretwegen hier!“
„Das glaube ich nicht“, meinte Orik. „Es werden Kundschafter sein, die sich in der Gegend umsehen.“
„Nein, die wollen jedes Seemannenschiff verbrennen, das ihnen begegnet!“, war Kallfaer überzeugt. „Schon deshalb, damit niemand so schnell davon erfährt, was auf Winterland geschah!“
Der Schmied aus Winterborg sollte recht behalten. Die Drachen flogen rasch heran. Ihr lautes Gebrüll übertönte das Rauschen der See und das Jammern des Windes.
„Legt eine Harpune ein und nehmt eure Bögen!“, rief Orik und drehte die Seemammutflosse, bis der Bug in Richtung der sich nähernden Drachen wies.
Thonolf Inseltöter hieß der Mann, der für den Springald verantwortlich war und dafür zu sorgen hatte, dass er richtig ausgerichtet wurde. Auf sein Kommando hin betätigten zwei Männer die Kurbeln, damit sich das Holzrad, auf dem die Riesenarmbrust befestigt war, entsprechend drehte und hob.
Einer der Drachenreiter flog voraus, der andere blieb etwas zurück, offenbar mit Bedacht.
Eilig wurde Pfeil und Bogen an die Mannschaft verteilt. Mit den Handharpunen konnte man gegen Drachen nichts ausrichten, aber Pfeil und Bogen – mitunter auch Armbrüste - wurden stets mitgeführt, um sich gegen Seeräuber verteidigen zu können.
Der vordere der beiden Drachen brüllte markerschütternd auf. Dann flog er mit kräftigen Schlägen seiner gewaltigen Schwingen zunächst in die Höhe, um dem erwarteten Pfeilbeschuss auszuweichen und schließlich herabzustürzen, wobei er die Seemammutflosse mit einem Feuerstrahl attackieren wollte. Die Bogenschützen zielten auf den Drachenreiter, trafen ihn jedoch nicht.
Das Drachenfeuer fauchte aus dem weit aufgerissenen Maul des Giganten, doch bevor das Schiff in seiner Reichweite war und die Flammen es berühren konnten, wurde der Springald abgeschossen. Das Harpunenseil hatte man durchgeschnitten, denn selbst ein vergleichsweise kleiner Kriegsdrache war ohne weiteres in der Lage, den Bug eines seemannischen Langschiffs aus dem Wasser zu reißen und es auf diese Weise zum Kentern zu bringen, wenn das Geschoss in seinem Leib stecken blieb, das Ungetüm aber nicht auf der Stelle tötete.
Dieser Schuss allerdings traf genau und drang im Brustbereich in den Drachentorso ein, genau dort, wo das Herz des reptilienhaften Riesen schlug. Er brüllte auf, diesmal allerdings nicht vor Wut oder Angriffslust, sondern vor Schmerz. Das Blut schoss aus der Wunde. Der Drache taumelte in der Luft, die Flügel zuckten nur noch unkontrolliert.
Auch der Samurai in seinem Sattel konnte nichts mehr tun, denn sein Reittier hauchte sein Leben aus und fiel dann wie ein Stein in die Tiefe. Gleichzeitig erreichte ein Hagel aus Pfeilen den Drachen und seinen Reiter. Zwei davon trafen Letzteren und töteten ihn, noch bevor er mitsamt dem Drachen auf das Wasser schlug.
„Schnell! Den Springald nachladen und spannen!“, rief Orik Wulfgarssohn. Er übergab Bartulf Klippenbremser das Ruder und eilte nach vorn zum Bug.
Der zweite Drache kam heran, und dessen Reiter wusste nun, dass man mit dem Springald der Seemammutflosse sehr viel besser zu zielen vermochte als mit denen auf anderen Seemannenschiffen. Fieberhaft versuchten die Männer an Bord, den neuen Harpunenpfeil rechtzeitig einzulegen. Der überlebende Samurai trieb währenddessen seinen Drachen voran und stieß ihm dabei den messingfarbenen, in der Sonne blitzenden Drachenstab zwischen die Schuppen seiner Reptilhaut. Sein Kampfschrei mischte sich mit dem Dröhnen des Drachen.
Pfeile wurden vom Schiff aus abgeschossen, und einige trafen auch Flügel und Rumpf des gewaltigen Geschöpfs, ohne
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