DRACHENERDE - Die Trilogie
im Krieg hervorzutun.
Das Schiff des Bronr Eishaarssohns hieß Schwimmender Rennvogel und trug das Banner des Flaggschiffs. Es war eines der wenigen seemannischen Langschiffe mit zwei Masten. Dafür allerdings war der Springald nur sehr eingeschränkt schwenkbar.
Doch auf keinem anderen Schiff fuhren mehr Bogen- und Armbrustschützen mit, und Orik war zu Ohren gekommen, dass Bronr auch den größten Anteil an dem Quellsee-Riesenspinnengift für sich behalten hatte. Außerdem verfügte die Schwimmender Rennvogel noch über gleich zwei Katapulte, mit dem man Steine oder brennendes Pech zum Feind schleudern konnte.
„Er hätte den Posten des Hoch-Steuermanns auch dir anbieten können“, sagte Kallfaer zu Orik. Beide standen an der Reling und blickten von der Seemammutflosse aus zu dem vergleichsweise großen Flaggschiff hinüber, das mit einer für ein so großes Gefährt beachtlichen Geschwindigkeit die Fluten zerteilte. „Auch du bist Thalmgars Verwandter“, setzte Kallfaer hinzu. „So sehr ich Thalmgar auch bewundere, aber ich an seiner Stelle würde mehr für meinesgleichen tun, dass muss ich sagen.“
„Ich glaube, Thalmgar misstraut mir“, meinte Orik. „Außerdem hatte er mich wohl einfach nicht auf seiner Rechnung, weil ihm vor unserer Begegnung in der Residenzhalle gar nicht mehr bewusst war, dass es da noch einen entfernten Verwandten gibt.“
Die Flotte segelte am Hafen von Engborg vorbei durch die Straße von Gesan, jene Meerenge, die die Mittlere See mit dem Ozean verband. Der Leuchtturm der ebenfalls zum Seereich gehörenden Krakeninsel war ein wichtiger Orientierungspunkt, das Leuchtfeuer brannte Tag und Nacht, und die Säule aus dunklem Rauch war viele Meilen weit zu sehen, lange bevor die Insel selbst hinter dem Horizont auftauchte.
Weiter westlich ragte eine Inselkette, die aufgrund ihrer Form von den Seemannen das Gebrochene Schwert genannt wurde, weit in die Mittlere See hinein. Sie bestand aus den Eilanden Rotland, der Insel der Vogelmenschen, Falkenhorst und Tajar, die zwar dem Seereich angeschlossen waren, aber keiner der Provinzen angehörten und sich weitgehend selbst verwalteten. Von diesen Inseln kamen der Flotte der Tausend immer wieder Schiffe und kleinere Schiffsverbände entgegen, die sich ihnen zumeist gleich anschlossen, wenn sie das Kriegsbanner erkannten, das Bronr auf dem Flaggschiff hatte hissen lassen.
Tag und Nacht segelten die Seemannen. Am Tage orientierte man sich am Stand der Sonne, in der Nacht an den Monden und den Sternen. Dass der Schneemond bedrohlich anzuschwellen und in jeder Nacht etwas größer zu sein schien als in der vorherigen, nahm man hin. Die Sorgen darüber, dass die alten Prophezeiungen vielleicht Wirklichkeit werden könnten und das Ende des Fünften Äons gekommen war, wischten die Meisten mit beißendem Spott hinweg. Hatte es nicht auch schon früher solche Phasen gegeben, in denen sich der eine oder andere Mond aufzublähen oder sogar seine Position zu den anderen zu verändern schien?
„Nehmt euch in Acht, der Verrätergott Whytnyr scheint unsere besondere Nähe zu suchen“, rief Bartulf Klippenbremser belustigt und lachte dröhnend.
Bronr führte die Flotte durch die Straße von Vogelborg. Im Nordwesten ragte eine Steilküste auf, die zur Insel der Vogelmenschen gehörte. Bisweilen sah man einige dieser seltsamen Geschöpfe, die sich dem Schutz des Seereichs unterstellt hatten, über den Klippen kreisen.
Kallfaer hatte schon von ihnen gehört, war aber noch nie einem dieser Wesen begegnet, denn die Vogelmenschen verließen äußerst ungern und nur, wenn es gar nicht anders ging, ihre Insel. Darüber hinaus waren sie nicht sehr zahlreich. Längst gab es viel mehr seemannische Siedler auf der Insel als Vertreter dieser eigenartigen Rasse. Die Mehrzahl der Seemannen lebte allerdings in der Hafenstadt Vogelborg, während der Großteil der Vogelmenschen in dem sehr unwegsamen, von zerklüfteten Felsen geprägten Binnenland zu Hause war, wo sie in clanartigen Verbänden lebten.
Irgendwo in diesem unwegsamen Gebiet befand sich angeblich eines jener kosmische Tore, durch das einst das Leben auf die Welt gekommen war. Erdverschiebungen nach der Katastrophe am Ende des Ersten Äons hatten der Insel ihre Form gegeben und dieses Tor für jeden unauffindbar gemacht, der nicht fliegen konnte. Da Drachen und Luftschiffe das Seereich meiden mussten und den seemannischen Händlern in Vogelborg ein kosmisches Tor, dessen Funktionsweise
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