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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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durchsetzte. Der stand natürlich nicht selbst am Schiffsruder, sondern war eine Art Flottenkommandant, sozusagen der Stellvertreter des Hochkapitäns an der Front.
    „Frühere Hochkapitäne hätten die Flotte bei einem so wichtigen Angriff selbst angeführt“, äußerte sich Bartulf Klippenbremser verächtlich über diese Entscheidung.
    „Es entsteht doch gerade eine zweite, noch größere Flotte in Seeborg“, stellte Kallfaer klar. Auch wenn seine Begeisterung für den neuen Hochkapitän erheblich abgekühlt war, so hatte er in diesem Moment doch den Eindruck, ihn verteidigen zu müssen. „Wahrscheinlich wird er die befehligen. Und abgesehen davon sind auch in der Hauptstadt viele wichtige Entscheidungen zu treffen, die die Anwesenheit des Hochkapitäns erfordern.“
    Bartulf Klippenbremser machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich glaube, Thalmgar Eishaarssohn hat nur Angst …“
    „Du nennst deinen Hochkapitän einen Feigling?“, fiel ihm Kallfaer aufgebracht ins Wort und wandte sich an Orik. „Hast du gehört, was dein Steuermann über einen deiner Verwandten sagt?“
    „... hat nur Angst davor, dass ein anderer sein Amt an sich reißt, wenn er nicht in der Hauptstadt weilt“, vollendete Bartulf unbeirrt seinen Satz. „Und ehrlich gesagt, habe ich für diese Befürchtung auch Verständnis. Denn inzwischen hat die Begeisterung für den neuen Hochkapitän merklich abgenommen.“
    „Seinen Vorgänger braucht er jedenfalls nicht mehr zu fürchten“, mischte sich Orik ein. Hrotgar Feindschlitzer war nämlich in der Zwischenzeit seiner rätselhaften Krankheit erlegen, und ein Heiler wollte erkannt haben, dass sowohl diese Krankheit als auch sein Tod Folgen eines Giftanschlags gewesen seien.
    „Wie Kallfaer gerade so richtig anmerkte, ist der Hochkapitän ein Verwandter von dir“, sagte Bartulf Klippenbremser zu Orik Wulfgarssohn. „Ich würde verstehen, wenn du jeden seiner Fehler entschuldigst.“
    „Das habe ich nie getan, und ich mache so etwas nicht mal bei der eigenen Sippschaft, wie du weißt“, gab Orik zur Antwort. „Es hat schließlich seinen Grund, dass ich meinen Hof abseits meiner Blutsverwandten errichtete und nicht mitten unter ihnen in Winterborg.“
    „Ein Umstand, der dir das Leben erhalten hat“, meinte Kallfaer.
    „Ein Umstand, der es mit jetzt ermöglicht, meine Sippe zu rächen.“
    „Wenn das geschehen ist, wirst du vielleicht deinen Frieden mit ihr schließen können“, hoffte Kallfaer. „Und die Toten, die ich zu beklagen habe, werden endlich ihr ruhiges Grab in Njordirs nassem Reich finden ...“
     
     
    Der Hoch-Steuermann hieß Bronr Eishaarssohn und war ein sehr viel jüngerer Halbbruder Thalmgars. Vor dem Aufbruch ließ er an jedes Schiff der Flotte einen kleinen Vorrat vom Gift der Quellsee-Riesenspinnen verteilen. Es hieß, dass in ferner Vergangenheit auch mal versucht worden war, dieses Gift bei der Seemammutjagd einzusetzen, was man allerdings bald unterlassen hatte. Es stellte sich nämlich heraus, dass es das gesamte Fleisch der Meeresgiganten ungenießbar machte.
    Beim Kampf gegen Drachen spielte dieser Aspekt keine Rolle.
    Bronr ließ die Flotte entlang der Küste von Unter-Gutland segeln; so nannte man den Teil der Provinz, der sich südlich des Rar erstreckte. Der nördlich gelegene Teil wurde entsprechend auch Ober-Gutland genannt, häufiger aber auch Seeborgland, weil es das Hinterland der Hauptstadt war.
    Neben den vielen anderen Sonderrechte, die die Hauptstadt und ihr Kapitänsrat sich und ihren Schiffseignern und Händlern gegeben hatten, gehörte auch ein Gesetz, nachdem es in der gesamten obergutländischen Hälfte der Provinz keine andere Hafenstadt mit Marktplatz und Warenumschlag geben durfte. Dieses Privileg war in diesem Gebiet allein Seeborg vorbehalten, was natürlich nicht unwesentlich zum Wohlstand der Hauptstadt beitrug.
    Unter dem alten Hochkapitän hatte Bronr das Amt des Küstenkontrolleurs innegehabt, der darüber zu wachen hatte, dass dieses Gesetz auch eingehalten und alle Importwaren einzig über den Seeborger Hafen eingeführt wurden und sich an der Küste Ober-Gutlands nicht irgendwelche geheimen Schmugglerhäfen und nicht genehmigte Handelsplätze bildeten. Ein einträgliches Amt, aber zweifellos war es für Bronr noch weitaus einträglicher, seinen Halbbruder Thalmgar zu unterstützen. Vielleicht hoffte Bronr sogar, Thalmgar eines Tages als Hochkapitän beerben zu können, wenn es ihm gelang, sich als Hoch-Steuermann

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