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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Städten ernährte.
    „Wenn das Biest einfach wegfliegt, sitzen wir hier in der Falle“, sagte Koraxxon. „Und wenn dann der nächste Mondsturm ausgerechnet über dieser Insel wütet, möge uns der Unsichtbare Gott oder welche übernatürliche Macht auch immer gnädig sein. Wahrscheinlich werden uns die Mondkräfte dann so zerreißen, dass der Traumhenker nicht einmal die Reste unserer Seelen aufsammeln kann.“
    „Seit wann machst du dir Gedanken über deine Seele?“, fragte Ganjon nicht ohne Hohn.
    Koraxxon stemmte die Hand des bei weitem kräftigeren Axtarms in die Hüfte. „Glaubst du, nur weil man mich schuf, damit ich in der Schlacht menschlichen Schwächlingen den Schädel mit der Streitaxt spalte, wäre ich nicht zu sensiblen Empfindungen fähig?“
    „Wie sensibel du bist, sieht man an deiner überempfindlichen Reaktion“, erwiderte Ganjon spöttisch.
    „Wollt Ihr die letzten Momente, die ihr in dieser Vorhölle existiert, mit Streit vergeuden?“, mischte sich Erich von Belden ein. Dann deutete er zum Horizont und sagte: „Seht nur! Wenn das kein Zeichen ist!“
    Der Blutmond war zur Gänze aufgegangen und folgte dem Meermond, allerdings wirkte er sehr viel kleiner als sonst, so als hätte er durch den Tod Blootnyrs seine Bahn nicht mehr halten können und wäre führungslos hinaus in die Schwärze des Alls getrieben.
    „Wahrhaftig!“, entfuhr es Koraxxon. „Man spricht von Zeichen und Wundern – aber was wir zu sehen bekommen, sind nur Zeichen und Schrecken!“
    Branagorn kümmerte sich unterdessen um Rajin. Er hatte eine Prise von pulverisierten Heilkräutern in Rajins Ohren und Nasenlöcher gestreut und dazu über Stunden Beschwörungen gemurmelt. Das Herz des Kaisers hatte aufgehört zu schlagen, aber seine Seele schlummerte noch in seinem Leib. So hatte es Branagorn zumindest den anderen erklärt. Die hatten eine Weile lang mit Befremden zugesehen, was der Bleiche Einsiedler mit dem regungslos daliegenden Kaiser tat: So hatte er unter anderem einen Kreis mit seltsamen verschnörkelten Symbolen auf den Boden gemalt und Rajin in dessen Mitte gezogen, wo er dann dessen Arme ausgebreitet hatte. Erich von Belden schlug ein Kreuzeszeichen, als er dies sah, enthielt sich aber jeden Kommentars.
    Die Metallhand hatte zu glühen begonnen und pulsierte dabei im Rhythmus eines Herzschlags. In dieser Hand hatte Rajin die Kraft der Vergessenen Schatten aufgenommen, die so hartnäckig versucht hatten, ihn zu töten. Es war schon eine Ironie des Schicksal, dass gerade diese Kräfte, die dafür gesorgt hatten, dass sein Herz zu schlagen aufhörte, nun Branagorns Worten zufolge seine Seele festhielten.
    Endlich war Branagorn mit seinen Beschwörungen fertig. Er blickte auf, da er die plötzliche Anwesenheit von jemandem spürte, dessen Auftauchen er schon befürchtet hatte.
    Eine Gestalt in dunkler Kutte stand in einer Entfernung von gut zehn Schritten. Unter der Kapuze leuchtete das Ebenbild des Augenmonds.
    „Traumhenker!“, entfuhr es Branagorn.
    Ogjyr, der Herr des Augenmonds, stützte sich auf seine monströse Streitaxt. Offenbar bemerkte keiner der anderen den Todverkünder; Branagorn erkannte an ihrem Stirnrunzeln, dass sie sich darüber wunderten, mit wem er sprach. Aber keiner von ihnen wagte es, sich einzumischen, denn sie hielten seine Worte für einen Teil seiner Beschwörungen und wollten nicht die letzte Hoffnung darauf gefährden, dass der Drachenkaiser ins Leben zurückkehrte.
    „Deine Bemühungen sind rührend, Bleicher Einsiedler“, sagte Ogjyr spöttisch. „Aber es scheint, als hättest du dir den Schicksalsgott Groenjyr zum Feind gemacht. Jedenfalls gibt es für den Drachenkaiser keinen Faden mehr im Muster des Schicksalsteppichs. Es wäre nur sinnlose Anstrengung, daran etwas mit Zauberei ändern zu wollen.“
    Der Traumhenker lachte und näherte sich einen Schritt. Dabei schwang er die Axt mit provozierender Leichtigkeit, so als wäre sie vollkommen gewichtslos.
    „Wer hätte gedacht, dass ich so früh die Gelegenheit bekomme, Rajins Seele von seinem Leib zu trennen“, sprach er. „Nun, meine Götterfreunde werden es mir übel nehmen, das weiß ich, denn aus irgendeinem Grund glauben sie, dass der Drachenkaiser das Schicksal der Welt und damit auch das ihre noch günstig zu beeinflussen vermag.“
    „Dann hilf mir!“, beschwor ihn Branagorn.
    Der Traumhenker näherte sich noch einen weiteren Schritt. „Ja, das wäre für mich ein Leichtes. Aber sollte ich das wirklich tun?

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