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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Meine Götterfreunde irren in vielen Dingen. Für sie musste ich den Verrätergott Whytnyr erschlagen. Aber hat sich deshalb etwas zum Besseren gewendet?“ Ogjyr deutete hoch zu den beiden aufgegangenen Monden. „Sieh, wie die Himmelskörper aus ihren Bahnen geraten sind. Nicht im Geringsten wurde die Linie des Schicksals auf einen Weg gelenkt, der uns Hoffnung geben könnte. Nein, am Ende wird all das nur dazu führen, dass wir unserer letzten Vergnügung beraubt werden – die für mich zum Beispiel darin besteht, die Seele des Drachenkaisers von seinem Körper zu trennen.“
    „Wir sind uns nie begegnet“, sagte Branagorn. „Aber ich habe von dir gehört.“
    „Nur Gutes, wie ich hoffe.“
    „Darüber möchte ich mich nicht auslassen. Aber es heißt, dass du Sterbenden einen Handel anzubieten pflegst.“
    „Die Seele für ein wenig mehr Leben.“
    „So ist es.“
    „Aber ich weiß nicht, ob ich Rajin ein solches Angebot machen sollte.“
    „Der Zorn deiner Götterfreunde wäre dir sonst gewiss.“
    „Mag sein. Aber nur unter der Voraussetzung, dass wir weiterexistieren. Und ehrlich gesagt, ich habe den Glauben daran verloren. So bleibt mir, den letzten Stunden dieser Welt noch das eine oder andere interessante Vergnügen abzugewinnen und das Schauspiel zu genießen, das sich mir bietet, bevor auch mich das Nichts umfängt.“
    „Was verlangst du?“
    Der Traumhenker schwieg zunächst, legte den Kopf schief und betrachtete Branagorn. „Mag sein, dass wir uns nie begegnet sind, Bleicher Einsiedler“, sagte er schließlich. „Aber ich beobachte dich seit langer Zeit, seit du einst durch eines dieser Tore gestolpert bist. Ein Wesen, fast unsterblich. Als du im Kerker des Kaiserpalasts festgehalten wurdest, ohne dass man dich mit Nahrung versorgte, habe ich mich schon darauf gefreut, deine Seele trennen zu dürfen, denn sie ist zweifellos etwas ganz Besonderes. Etwas, was es ansonsten so in dieser Welt nicht gibt.“ Der Herr des Augenmonds sog scharf die Luft ein und brachte ein Geräusch hervor, das wie eine Mischung aus Schmatzen und sehnsuchtsvollem Seufzer klang. „Begleite mich auf den Augenmond und teile das Vergnügen des Weltuntergangs mit mir. Deine Seele für die Seele des Narrenkaisers. Ist das kein Geschäft? Falls er tatsächlich so wichtig für die Kraftlinien des Polyversums ist, wie alle glauben, dann wird er in der Lage sein, die Gestirne neu zu ordnen und uns allen eine Weiterexistenz zu ermöglichen. Falls nicht, so finden wir alle unser Ende, und dir wäre ein Logenplatz bei diesem Drama gewiss – bis auch der Augenmond hinaus ins All getrieben wird und in ewiger Kälte erstarrt. Was sagst du?“
    Branagorn wollte bereits einwilligen, sich selbst opfern, um Rajin zu retten …
    Da hob sich die Metallhand des am Boden liegenden Kaisers. Sie glühte so grell, dass man kaum hinschauen konnte.
    Der Traumhenker zuckte zurück. Er hob die monströse Axt mit beiden Händen, doch aus Rajins Metallhand schoss plötzlich ein Strahl aus Schwarzlicht, der sich in Abermilliarden winzige Teilchen auflöste, und wie ein wütender Insektenschwarm griffen sie den Traumhenker an und drangen von allen Seiten in ihn ein.
    Er schrie auf, taumelte nach hinten und versuchte, die winzigen Angreifer zu vertreiben, die von überall seinen Körper durchdrangen.
    „Erbarmen!“, rief der Todverkünder, während seine Gestalt mitsamt dem angreifenden Schwarm verblasste, und sein Schrei war im Gegensatz zu den Worten, die Ogjyr zu dem Bleichen Einsiedler gesprochen hatte, für alle vernehmbar.
    „Was war das?“, fragte Koraxxon alarmiert und mit jeweils einer Hand an Axtstil und Schwertgriff.
    „Eine verdammte Seele“, erklärte Erich von Belden.
     
     
    Rajin richtete sich auf. Er fühlte einen pulsierenden Rhythmus in sich, und es dauerte einige Augenblicke, bis er begriff, dass es sein eigener Herzschlag war. Das Glühen der Metallhand verlosch hingegen innerhalb weniger Atemzüge. Wind fuhr ihm durchs Haar und zerzauste es. Der aufkommende Sturm wurde immer heftiger.
    „Wie geht es Euch?“, fragte Branagorn.
    „Ich habe das Gefühl, lange geschlafen zu haben. Und sehr tief.“
    „Tiefer, als Ihr Euch vielleicht vorzustellen mögt“, sagte der Bleiche Einsiedler.
    „Sei mir dankbar!“, meldete sich seine Metallhand in Rajins Geist. Er richtete den Blick darauf und sah sein verzerrtes Spiegelbild in ihrer messingfarbenen Oberfläche. Das Wesen darin hatte sich verändert, das spürte Rajin. Der

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