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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ob diese so genannten Weisen das Tor danach je wieder zu öffnen vermögen“, gab dieser zu bedenken. „Misslingt es ihnen, müssen wir den Rest unseres Lebens auf dem Jademond verbringen. Soll ich dann vom Himmel aus zuschauen, wie die Drachenier die ganze Welt erobern und unter ihre Knute zwingen? Soll das Unrecht, das in Winterborg geschah, für immer ungesühnt bleibt?“
    „Aber wenn du hier bleibst und stirbst, wirst du die Ermordeten von Winterborg auch nicht rächen können“, mischte sich Orik ein.
    „Trotzdem, ich bleibe. Ihr ängstlichen Riesenschneeratten könnt mit euren gefiederten Freunden meinetwegen zum Jademond fliehen. Dann stellte ich mich der Drachenbrut eben allein!“
    Inzwischen hatten die Vogelmenschen damit begonnen, das kosmische Tor zu durchschreiten. Sie taten das sehr geordnet und ohne jede Panik. Selbst die Kinder zeigten eine erstaunliche Disziplin; ihnen schien die gleiche stoische Ruhe eigen zu sein wie den Erwachsenen.
    „Leb wohl, Orik“, sagte Kallfaer. „Vielleicht wird man auf dem Jademond meinen Mut und meine Tapferkeit besingen. Über Eure Feigheit aber werden Eure Nachfahren lieber schweigen wollen ...“
    Damit wandte sich Kallfaer um und sah den Gebirgsring entlang, hinter dem immer mehr Kriegsdrachen auftauchten. Entschlossen umfasste er den Griff seines Schwerts.
    Dasselbe tat auch Orik. Er zog die Waffe, holte aus - und schlug zu!
    Der Knauf des Schwertgriffs traf Kallfaer Eisenhammer am Hinterkopf, und Kallfaer brach mit einem leisen Aufstöhnen zusammen; Kraanrgar Falschmagier konnte ihn gerade noch auffangen, bevor er auf dem Boden aufgeschlagen wäre.
    „Es ist zu deinem Besten, mein Freund“, murmelte Orik.
    „Hilf mir“, sagte Kraanrgar hastig. „Bei den Göttern, dieser Kerl hat nicht nur einen Dickkopf, sondern ist auch verdammt schwer!“
    Der Lichtbogen des kosmischen Tors begann bereits zu flackern. Sharash rief ein paar anderen Geflügelten etwas in der schrille Sprache seines Volkes zu. Daraufhin flatterten einige kräftige Vogelmänner herbei, fassten die Seemannen unter den Armen und trugen sie durch die Luft auf das Tor zu. Kallfaer hing schlaff in der Umklammerung eines Geflügelten, der mit ihm das Tor passierte.
    Auch Orik wurde auf das Tor zugetragen, und der Geruch von Pflanzen und Fäulnis wurde stärker, während ihm feuchte Luft entgegenwehte. Im ersten Moment nahm es ihm schier den Atem.
     
    6. Kapitel
    Mondsturm
     
    Etwa anderthalb Jahre später in den Ruinen von Qô ...
    Die Nacht war hereingebrochen. Es war die erste seit ungezählten Zeitaltern, in der nicht der Blutmond als erster über den Horizont kroch, sondern der Meermond. Dass nicht einmal mehr die Mondgestirne in ihrer angestammten Reihenfolge auftraten, war für jeden ein unwiderlegbarer Beweis dafür, wie dicht der Untergang bereits bevorstand.
    „Das Ende Blootnyrs ist offensichtlich nicht ohne Folgen geblieben“, sagte Ganjon düster, während er zum Himmel blickte und der Wind an seiner Kleidung zerrte.
    Es würde Sturm geben.
    Mondsturm ...
    Sie hatten Kaiser Rajin auf den Boden gebettet. Koraxxon hatte zwar vorgeschlagen, ihn in einem der Gebäude unterzubringen, aber Branagorn hatte das entschieden abgelehnt. „Die Kräfte des Heilzaubers, den ich bei Eurem Kaiser angewandt habe, können sich dort nicht entfalten“, behauptete der Bleiche Einsiedler, und es gab niemanden unter den Gefährten, der ihm in diesen Dingen hätte widersprechen können. „Davon abgesehen zittert der Erdboden, und es könnte sein, dass die Ruinen plötzlich einstürzen, wenn das Beben stärker wird.“
    „Ich spüre nichts von einem Zittern“, äußerte Erich von Belden.
    „Eure Sinne sind nicht in der Lage, diese Regungen im Inneren des Bodens zu fühlen“, sagte Branagorn. „Würdet Ihr dieses Vibrieren spüren, wäre es längst zu spät, diesen Ort zu verlassen.“
    Und ohne den Kaiser konnten sie nicht von der Insel aufbrechen, denn er war der Einzige, der den immer unruhiger werdenden Ghuurrhaan zu lenken vermochte. Der ehemalige Wilddrache schien ähnlich empfindsame Sinne wie Branagorn zu haben. Er war sichtlich nervös, setzte sich hin und wieder auf, faltete die Flügel auseinander und legte sie anschließend wieder auf seinem Rücken zusammen. Zwischendurch öffnete er das Maul und stieß Laute aus, die an das Gurren von Feuerheimer Riesentauben erinnerten, die dort in Herden gezüchtet wurden und von deren Fleisch sich die anwachsende Bevölkerung in den großen

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