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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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seines Drachen, während die anderen hinter ihm Platz nahmen.
    „Bindet euch fest!“, rief Ganjon nicht ohne Grund, denn der Wind war so stark geworden, dass die Gefahr bestand, einfach fortgerissen zu werden. Der Ninja-Hauptmann nahm ein Seil von der Schulter und zerschnitt es mit seinem Langmesser in einzelne Stücke, von denen jedes etwa so lang wie ein Mann war. Hastig banden sich Rajins Begleiter damit am Sattel fest, während der Drachenkaiser Ghuurrhaan bereits in die Luft steigen ließ.
    Der Drache stieß einen wütenden Laut aus, als ihn ein Sog erfasste, der ihn auf den monströs angewachsenen Schneemond zuzerrte. Der nahm inzwischen ein Drittel des Himmels ein, verdeckte längst sowohl den Meer- als auch den abdriftenden Blutmond, und sein Licht machte die Nacht zum Tag und überstrahlte das der Sterne. Ghuurrhaan geriet ins Trudeln und flatterte aufgeregt mit seinen Schwingen.
    Sei stark!, sandte Rajin seinem Drachen einen sehr intensiven Gedanken.
    Der wurde hilflos in Richtung des herannahenden Schneemonds gezogen, während auf der Insel der Vergessenen Schatten massenweise Bäume wie von Geisterhand niedergedrückt wurden. Mehrere dunkle Spalten taten sich zwischen den Ruinen von Qô auf, manche so breit wie ein Schiff, und ganze Bereiche der Steilküste brachen ab, der Felsen zerbröselte wie morsch gewordenes, wurmstichiges Holz.
    Das Wasser hatte sich fast eine Meile weit von der Küste zurückgezogen, und der schwarze Felsen stand vollkommen frei. Sein pulsierendes Leuchten hatte sich noch verstärkt, und erneut schoss ein Lichtstahl aus ihm hervor und bildete einen Bogen.
    Darunter erschien dichter, wuchernder Urwald - eine Dschungellandschaft, die in ein seltsam fahles Licht getaucht war. Eine feuchtwarme Luft wehte Rajin und seinen Begleitern von dort entgegen.
    Endlich gelang es Ghuurrhaan, sich aus dem Sog des Schneemonds zu befreien, doch er konnte sich nur mit größter Anstrengung einigermaßen stabil in der Luft halten.
    Auf einmal raste die Wasserwand auf den schwarzen Felsen zu. Gleichzeitig aber bemerkte Rajin, dass der Schneemond weiteres Wasser zu sich emporriss und zu mörderischen Wellenbergen auftürmte, die höher waren als jedes Haus in Drakor, Ebor oder irgendeiner anderen Stadt des Drachenlands. Der junge Kaiser erkannte, dass es keine Möglichkeit zur Flucht mehr gab. Die Gewalten des Schneemonds würden ihn, seine Getreuen und seinen Drachen zerreißen. Bereits als sie dessen Kräfte zum ersten Mal zu spüren bekommen hatten, wären sie ihnen um ein Haar zum Opfer gefallen und hatten sich nur mit knapper Not retten können.
    „Es gibt nur einen einzigen Ausweg!“, schrie das Wesen in der Metallhand in seine Gedanken.
    Rajin nahm all seine innere Kraft zusammen, um nicht die Kontrolle über den Drachen zu verlieren. Wenige Augenblicke dehnten sich seinem Empfinden nach zu einer qualvoll langen Ewigkeit. Mit einer Verbissenheit, die purer Verzweiflung und auch einer gehörigen Portion Todesangst entsprang, flog Ghuurrhaan gegen die Mondkräfte an – und geriet auf einmal in den Sog jener anderen Welt, die durch das kosmische Tor zu sehen war. Wild flatternd und erschrocken kreischend trudelte der Drache über die Grenze zwischen den Welten.
    Nur einen Augenblick später schlug die viele Mastlängen aufragende Wasserwand über dem schwarzen Felsen zusammen und überspülte anschließend auch die Ruine von Qô. Wo sich das Meer zuvor zurückgezogen hatte und eine Meile weit nur Schlick hinterlassen hatte, fiel es mit Urgewalt hinab und verschlang sowohl den schwarzen Felsen als auch die höchsten Gebäude der Ruinenstadt.
     
     
    Ghuurrhaan flog über einen dichten Wald mit einem jadefarbenen Blätterdach. Hinter ihnen spannte sich ein Lichtbogen bis zu einem Gebirgsring, der aus dem Dschungel emporragte.
    Unmengen an Wasser schwappten durch das Lichttor in diese jadegrüne Welt. Rajin ließ Ghuurrhaan einen Bogen fliegen und beobachtete, wie sich innerhalb kürzester Zeit ein See bildete. Der Lichtbogen flackerte, und der Blick durch das Tor, der nichts als schäumendes Wasser zeigte, wurde zuerst milchig und verblasste dann völlig, und gleich darauf war auch der Bogen aus Licht verschwunden.
    Hunderte von gefiederten Wesen flatterten aus den Baumkronen empor, vor allem dort, wo sich so plötzlich der fast eine Meile durchmessende See gebildet hatte. Das Wasser stand dort zum Teil in Masthöhe, aber die gigantischen Bäume und Riesenfarne, die das Landschaftsbild dieser

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