DRACHENERDE - Die Trilogie
klebrige Gewebe drang.
Die Metallhand schrie in einem schrillen Chor auf. Offenbar war dieses Netz von einer Kraft erfüllt, gegen die das aus Seelenresten geformte Wesen nicht ankam.
Hilfe konnte Rajin von dieser Seite im Moment jedenfalls nicht mehr erwarten.
8. Kapitel
Alte Feinde
Rajin versuchte Ghuurrhaan mit einem Gedankenbefehl zu beruhigen, denn jede Anstrengung, die der Drache unternahm, um das Netz zu zerreißen oder sich auf irgendeine andere Weise gewaltsam davon zu befreien, führte nur dazu, dass er um so stärker eingeschnürt wurde, so wie jede Konzentration auf die Kräfte, die in der Metallhand schlummerten, den Netzgeist zu stärken schien. Rajin kam es fast vor, als würde das Netz die Kräfte seiner Widersache gegen sie wenden, sie sozusagen umdrehen und gegen diejenigen einsetzen, die sich mit ihrer Hilfe aus seinen Maschen zu befreien versuchen.
Dutzende von Vogelmenschen schwebten über die Lichtung, und aus dem Wald traten auch lärmend ein paar Seemannenkrieger.
In vorderster Front sah Rajin zu seinem größten Erstaunen einen Mann, denn er nur zu gut kannte: Kallfaer Eisenhammer, der unter anderen Umständen sein Schwiegervater geworden wäre, auch wenn dies Kallfaer alles andere als erfreut hätte.
Noch mehr verwunderte Rajin jedoch der Anblick eines anderen Seemannen.
„Vater …!“, murmelte er, weil er ihn im ersten Moment für Wulfgar Wulfgarssohn hielt. Hatten die Götter vielleicht die Opfer des Massakers von Winterborg auf den Jademond geholt, damit sie hier weiterexistieren konnten? Vom Traumhenker und Herrn des Augenmonds waren solche Geschichten zwar bekannt, nicht aber von Groenjyr, dem Gott des Schicksals, dem der Jademond gehörte.
Doch dann fiel Rajin die Rune auf, die der Mann, der seinem Ziehvater Wulfgar so ähnlich sah, auf dem Handrücken trug. Manche Seemannen ließen sich dorthin die Anfangsrune ihres Namens tätowieren, eine Eigenheit, die ursprünglich nur in Feuerheim verbreitet gewesen war, später aber in allen Reichen der Drachenerde in Mode gekommen war. Besonders unter Seemannen hatte diese Art, sich zu schmücken, eine gewisse Beliebtheit gefunden. Dabei tätowierten sie sich nicht nur die Anfangsrune des eigenen Namens auf die linke, sondern auch die des persönlichen Lieblingsgottes auf die rechte Hand.
Nun wusste Rajin, wen er da vor sich hatte: Von Orik, dem Bruder Wulfgar Wulfgarssohn, hatte er natürlich gehört und auch davon, dass sich beide Männer äußerlich sehr ähnelten. Die Anfangsrune auf dem linken Handrücken dieses Seemannen passte jedenfalls zu Oriks Namen. Sein Gott Njordir, dessen Zeichen er der Tradition entsprechend rechts trug, schien immerhin dafür gesorgt zu haben, dass es ihn auf den Jademond verschlug, was ihn vor dem Weltuntergang gerettet hatte.
„Bjonn Dunkelhaar!“, rief Kallfaer. „Du Unglücksbringer! Dass du mir in den Wäldern dieses Mondes ins Netz gehst, wo wir normalerweise nur Walschweine jagen, hätte ich nicht zu träumen gewagt!“
„Du sprichst mit dem Kaiser von Drachenia!“, herrschte Ganjon den Seemannen in dessen Sprache an.
„So ist es!“, bestätigte Koraxxon.
Kallfaer wechselte einen ungläubigen Blick mit Orik, dann lachte er auf einmal heiser auf und deutete zum Himmel. „Sieh, was sich über unseren Köpfen ereignet. Selbst wenn es stimmt, was ihr sagt, interessiert es niemanden mehr, denn das Drachenland hat aufgehört zu existieren, so wie die anderen vier Reiche!“
Rajin ging nicht darauf ein, sondern sprach zu Orik Wulfgarssohn. „Offenbar seid ihr schon vor einiger Zeit durch ein kosmisches Tors hierher gelangt – wir kamen erst vor kurzem. Das Aufleuchten des Tors kann euch unmöglich entgangen sein.“
Orik nickte grimmig. „Der schwarze Felsen steht nun unter Wasser.“ Er wandte sich an einen der Vogelmenschen und sagte zu ihm: „Offenbar haben außer der Flutwelle tatsächlich auch noch diese Besucher das Tor passiert.“
„So wie ich es gesagt habe“, erwiderte der Vogelmensch. „Nur wollte mir niemand glauben.“
„Jetzt schon“, meinte Orik.
„Befreit den Kerl aus unserem Jagdnetz!“, grollte Kallfaer Eisenhammer und deutete auf Rajin. „Ich will dem Schänder meiner Tochter und dem Unglücksbringer meines Ortes in einem letzten Kampf begegnen!“
„Zügle deinen Hass!“, ermahnte ihn Orik streng. „Die Zahl derer, die das Ende der Welt überlebt haben, ist klein genug. Wir sollten sie nicht noch unnötig verringern.“
„Ist dir nicht
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