DRACHENERDE - Die Trilogie
betrachte ich Bjonn Dunkelhaar - oder wie immer er sich auch nennen mag - als meinen Verwandten.“
„Er ist ein Bastard!“
„Dem Gesetz der Seemannen nach ist er ein Verwandter, denn Wulfgar nahm ihn als seinen Ziehsohn an.“
„Wenn du einer von uns bleiben willst, Kallfaer Eisenhammer“, mahnte Sharash noch einmal streng, „dann wirst du dich fügen müssen. In unserer Lage ist ein Drachenreiter für uns wichtiger als ein Schmied. Bedenke, wie leicht du ein Opfer der vielbeinigen Diener des berauschten Riesen werden könntest, würden wir dich aus unserer Gemeinschaft ausschließen.“
Kallfaer knurrte etwas Unverständliches, dann drehte er sich um und ging zurück zum Waldrand.
Währenddessen zogen sich die Netzfäden, die Rajin wie Gespinste umgaben, wie von Zauberhand zurück. Schon nach wenigen Augenblicken konnte er sich wieder vollkommen frei bewegen und von Ghuurrhaans Rücken steigen, und Koraxxon, Ganjon, Erich von Belden und Branagorn taten es ihm gleich. Nur der Drache blieb zunächst zusammengeschnürt und knurrte deswegen missmutig.
„Ihr braucht unsere Hilfe nicht nur wegen des Drachen, der euch vielleicht ein bisschen euren Alltag erleichtern könnte“, meldete sich auf einmal Branagorn zu Wort. „Diese Welt wird ebenso vergehen wie jene, von der wir kommen. Doch bis das geschieht, haben wir hoffentlich gemeinsam das Rätsel der kosmischen Tore so weit gelüftet, dass wir einen anderen Ort erreichen können, wo es uns möglich ist zu überleben.“
Sharash hatte Branagorn aufmerksam zugehört und sagte: „Da ihr ja das Tor passiert habt, müsst ihr zumindest einen Teil des Geheimnisses kennen.“
Branagorn nickte. „Wir kennen durchaus mehr als nur einen Teil, nur ist das eben nicht genug. Doch wer weiß, wenn wir zu einer Zusammenarbeit finden, gelingt es uns vielleicht allen, am Leben zu bleiben.“
Der Vogelmann bewegte ruckartig den Kopf, doch von seiner Miene ließ sich nicht ablesen, was er von dem Vorschlag Branagorns hielt. „Wir werden sehen, wie groß dein Wissen ist“, sagte er schließlich und musterte den Einsiedler. Vor allem besah er sich dessen Ohren, die aus dem seidigen Haar hervorstachen. Sharash strich es rechts mit der Hand beiseite, um das Ohr noch besser anschauen zu können, und Branagorn ließ es geschehen.
„Du bist der Bleiche Einsiedler, der vor langer Zeit auf unserer Insel gewesen sein soll“, stellte Sharash fest. „Ich war mir nie sicher, ob ich diese Geschichte glauben sollte, und manche waren sogar der Ansicht, dass der Bleiche Einsiedler in Wirklichkeit ein Geschöpf unserer alten Heimatwelt war.“
„Letzteres trifft nicht zu. Aber dass ich das Tor auf eurer Insel besucht habe, stimmt. Es war nicht so einfach, in Vogelborg einen von eurem Volk dazu zu überreden, mich dorthin mitzunehmen.“
„Seit es unser Volk auf die Drachenerde verschlagen hatte, versuchten wir das Geheimnis des Tors zu lüften“, sagte Sharash. „Doch in all dieser Zeit gelang es uns leider nur, den Jademond zu erreichen.“
„Aber jetzt besteht die Möglichkeit, dass wir einen Schritt weiterkommen“, gab sich Branagorn zuversichtlich.
Doch Sharash blieb skeptisch. „Angeblich behauptete der Bleiche Einsiedler damals, über großes Wissen hinsichtlich der Tore zu verfügen. Doch er hat die Vogelmenschen bitter enttäuscht, so berichten die Legenden. Es lohnte sich nicht, mit ihm das Wissen unseres Volkes zu teilen, denn er hatte nichts zu bieten, was für unsere Vorfahren wertvoll gewesen wäre, weshalb sie ihn verstießen. Der Name, den mein Volk dir damals gab, ist in eurer Sprache gleichbedeutend mit den Worten ›Aufschneider‹ und ›Hochstapler‹.“
„Ja, ich erinnere mich gut an jene Zeit“, sagte Branagorn. „Deine Vorfahren waren nicht fähig zu verstehen, was ich ihnen über die Kosmischen Tore sagte, daher konnten sie es auch nicht wertschätzen.“
Sharash überlegte eine Weile lang und schwieg. Dann sagte er schließlich: „Die Vergangenheit soll uns nicht weiter beschäftigen – nun, da wir darum kämpfen müssen, überhaupt eine Zukunft zu haben.“
9. Kapitel
Webergesellen
Sharash schien noch Hemmungen zu haben, auch Ghuurrhaan aus dem Netz zu befreien. Aber nach einigem Zögern und einer schrillen Diskussion mit anderen Vogelmenschen sorgte er dafür, dass sich dessen Fäden auch vom Körper des Drachen zurückzogen. Und ebenso verschwanden auch die Teile des Netzes, die noch immer den Boden bedeckten, inzwischen
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