DRACHENERDE - Die Trilogie
und damit letztendlich auch über den Zaubermechanismus der kosmischen Tore. Eins Tages werden wir beide in unsere Welten zurückkehren, davon bin ich überzeugt.“
„So etwas lässt sich leicht sagen, wenn man so lange lebt, wie es bei Euch der Fall sein mag. Ich aber habe keine Ewigkeit Zeit, darauf zu warten.“
Da musste Branagorn lachen. „Ich dachte, Ihr wärt bereits gestorben? Steht einem da nicht die Ewigkeit zur Verfügung?“
Rajin saß immer noch in Gedanken versunken auf Ghuurrhaans Rücken und sah hinauf zur aufgeschmolzenen Drachenerde, auf welcher der letzte Rest Ozean gerade verdampfte und Teile der glühenden Kugel unter heißen Schwaden verbarg.
Das Gespräch zwischen Koraxxon und Ganjon war ziemlich schnell versiegt. Während dem Dreiarmigen scheinbar jedwede sentimentale Regungen fremd war, stand der Ninja-Hauptmann erkennbar unter dem Eindruck dessen, was sich am Himmel des Jademonds vor ihrer aller Augen vollzog. Selbst Ghuurrhaan war aufgewühlt; Rajin konnte spüren, wie sehr ihn das, was da zu sehen war, innerlich erregte.
Die Gedanken all der Seelenreste, die dort oben am Himmel zuerst aus dem Gestein herausgelöst und dann wieder neu darin eingeschmolzen wurden, waren mittlerweile völlig verstummt. Zumindest Rajin spürte nichts mehr von dieser zuerst sogar schmerzhaft intensiven Empfindung, und er war sicher, dass es sich bei seinem Drachen ebenso verhielt. Das konnte nur bedeuten, dass all diese Seelen ihr endgültiges Ende gefunden hatten und wirklich nichts mehr von ihnen geblieben war.
Koraxxon war der Einzige in der Gruppe, der das Geräusch im nahen Dickicht vernahm, und sofort begriff er, dass dies keineswegs der zurückkehrende Branagorn sein konnte.
Als er herumwirbelte, schnellten mehrere Vogelmenschen aus den Bäumen hervor und zogen ein glitzerndes Netz hinter sich her, das sich beinahe über die gesamte Lichtung legte. Sowohl Koraxxon und Ganjon als auch Rajin und selbst der gewaltige Ghuurrhaan wurden darunter gefangen.
Koraxxon griff zu Axt und Schwert und ruderte ungestüm mit den Waffen umher in dem Versuch, sich von dem Netz zu befreien. Doch dadurch verfing er sich nur noch mehr in dessen Maschen, denn der feine glitzernde Faden, aus dem es bestand, war äußerst klebrig und haftete an den Klingen fest. Auch Ganjons scheiterte daran, das Netz mit seinem extrem scharfen Messer durchtrennen zu wollen. Der Faden dehnte sich, als er versuchte, ihn durchzuschneiden, und klebte dann an der Messerklinge fest, sodass der Ninja-Hauptmann sie nicht mehr benutzen konnte.
Ghuurrhaan brüllte auf, ließ den stachelbewehrten Schwanz hochfahren und schlug damit nach einem der Vogelmenschen. Doch auch dies führte nur dazu, dass er sich hoffnungslos verhedderte. Gleiches geschah, als er die Flügel entfaltete, um sich in die Luft zu erheben. Bei dem geringen Gewicht, das der Drache auf dem Jademond hatte, wäre es für ein Wesen mit seinen gewaltigen Kräften eigentlich ein Leichtes gewesen, einfach emporzuspringen, dabei die Flügel auszubreiten und dann davonzufliegen. Doch das Netz hinderte ihn daran. Es zog sich auf seltsame Weise zusammen und fesselte den Drachen auf eine Weise, die ihn innerhalb von wenigen Augenblicken fast völlig bewegungsunfähig machte. Ein Feuerstoß loderte aus seinem Maul und flämmte das Gras auf einen Dutzend Schritte nieder, doch dem Netz konnte Ghuurrhaan mit seinem Drachenfeuer nichts anhaben. An manchen Stellen wuchs es sogar wie durch Zauberkraft. Fäden lösen sich daraus und strickten neue Maschen, so als wäre es von einem unheimlichen Geist beseelt, der genau wusste, was zu tun war. Innerhalb eines Augenblicks war Ghuurrhaans Drachenmaul derart eingewickelt, dass es ihm unmöglich war, noch einmal Feuer zu speien. Zudem wurde ihm der Kopf so dicht an den Körper geschnürt, dass er nicht mal heiße Luft aus den Nüstern blasen konnte, ohne sich selbst zu versengen. Vor Wut brachte er dumpfe, kehlige Knurrlaute hervor. Das offenbar mit zauberischen Kräften beseelte Netz war selbst für ihn zu stark.
Rajin, innerhalb von Augenblicken derart eingewickelt, dass er sich kaum bewegen konnte, konzentrierte all seine Kraft auf die Metallhand und rief in Gedanken nach dem Wesen darin. Die Hand glühte auf, aber der Geist des Netzes schien um deren besondere Gefährlichkeit zu wissen, und aus dem Netz wuchsen dicke, klebrige Fäden hervor, die die Metallhand vollkommen einwickelten, bis das Leuchten nur noch schwach durch das
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