DRACHENERDE - Die Trilogie
ein wahrer Drachenführer zu sein“, sagte der Vogelkrieger zu Rajin. „Dazu noch einer, der die seemannische Sprache beherrscht und unseren Menschenfreunden offenbar auch bekannt ist.“
„Wenn ich mich bewegen könnte, würde ich dir meine Metallhand zeigen, an der die drei Drachenringe stecken“, entgegnete Rajin.
„Das alte Zeichen der Macht über die Drachen“, murmelte der Vogelkrieger ehrfurchtsvoll. „An der Hand eines Mannes, der Bjonn Dunkelhaar genannt wird, aber aussieht wie ein Drachenier.“
„Das ist eine lange Geschichte. Und mein wahrer Name ist Rajin.“
Der Vogelkrieger flatterte mit den Flügeln und stieg in die Luft empor, um dann auf Ghuurrhaans Rücken zu landen. Gleichzeitig zogen sich die Fäden des Netzes an jener Stelle zurück, wo sie Rajins Metallhand an dessen Körper gehalten und so umwickelt hatten, dass er sie nicht hatte bewegen und man die Drachenringe kaum hatte sehen können.
Rajin öffnete die bis dahin zur Faust geballte Hand, und der Vogelkrieger sah sie sich interessiert an. „Als wir vor anderthalb Jahren die Welt verließen, die man nach ihren ältesten Geschöpfen die Drachenerde nannte“, sagte er, „regierte ein anderer Kaiser das Drachenland ...“
„Das war kein rechtmäßiger Kaiser, sondern ein grausamer Usurpator, der die Herrschaft durch Verrat und Mord an sich gerissen hatte“, erklärte Rajin.
„Mir fehlt die genaue Kenntnis über die Politik des Drachenlandes. Es mag sein, dass du recht hast – oder auch nicht. Jedenfalls befanden wir uns mit deinem Land im Krieg.“
„Ein Krieg, der falsch war“, sagte Rajin. „Man hätte das Gleichgewicht der Fünf Reiche niemals stören dürfen.“
„Ja, es klingt weise, was du sagst. Aber es ist bedeutungslos geworden, denn keines der Reiche existiert mehr.“
„Angesichts dessen, was wir am Himmel sehen, lässt sich das kaum leugnen“, stimmte ihm Rajin zu. „Vielleicht war ich ein Narr, denn als Drachenkaiser versuchte ich zu retten, was offenbar nicht mehr zu retten war.“
„Was auch immer du getan hast, wie lauter auch deine Absichten gewesen sein mögen in jeder Welt, die heute unterging, und wer immer du warst - es spielt keine Rolle mehr. Klingt das einleuchtend für dich?“
„Vollkommen“, antwortete Rajin.
„Der Name, den ich gegenüber deinesgleichen verwende, ist Sharash. Ich wurde vor einem halben Jahr zum Anführer unseres Volkes erwählt, nachdem mein Vorgänger im Kampf gegen die Vielbeiner gestorben ist.“
„Vielbeiner?“, fragte Rajin.
„Ein aggressives Volk, das uns feindlich gesonnen ist und von einem betrunkenen Riesen angeführt wird“, erklärte der Vogelmensch. „Aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich möchte mit dir über etwas anderes sprechen.“
„Worüber?“
Sharash wies mit dem Finger zu seinen Füßen, mit denen er auf der geschuppten Haut Ghuurrhaans stand. „Darüber, dass dies wahrscheinlich der letzte Drache ist und du vermutlich der letzte Drachenreiter. Wir könnten deine Dienste gebrauchen, denn auch wenn Drachenfeuer das Netz nicht zu zerstören vermag, mit dem wir euch gefangen haben, so könnte es uns doch sehr hilfreich sein.“
„Beim Kampf gegen die Vielbeiner?“
„Ja, auch dabei. Aber vor allen könnte dein Drache für uns Jagdlichtungen in den Dschungel brennen, so wie diese hier, wo wir darauf warten können, dass sich ein Walschwein dorthin schleppt, weil hier mehr Gras wächst als auf dem Waldboden. Nur auf solchen Lichtungen lässt sich so ein Walschwein mit einem Netz einfangen.“
„Einfangen? Ich dachte, ihr jagt diese Tiere? Tötet ihr sie nicht?“
„Sie sind so groß, dass das meiste Fleisch dann verderben würde“, erklärte Sharash. „Also essen wir sie stückweise, bei lebendigem Leib. Die Frage ist, ob du bereit wärst, uns zu helfen.“
„Ich denke, mir bleibt keine Wahl“, antwortete Rajin.
Sharash nickte. „Es freut mich, dass du eine vernunftgeleitete Entscheidung zu treffen vermagst.“ Und während er dies sagte, wandte er den Blick in Kallfaers Richtung, der außer sich war.
„Das ist nicht dein Ernst!“, rief er.
„Deine Rache wird warten müssen, bis wir das Geheimnis des Tors vollständig enträtselt haben und diese Welt verlassen können“, sagte Sharash mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch mehr zuließ.
Betreten und entgeistert zugleich stand Kallfaer Eisenhammer da. Orik legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Trag es mit Fassung“, riet er ihm. „Davon abgesehen
Weitere Kostenlose Bücher