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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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aber ihre Klebrigkeit verloren hatten. Das alles wurde zu einem Knäuel, der zuerst die Ausmaße eines Heuballens hatte, dann aber auf die Größe einer menschlichen Faust zusammenschrumpfte. Sharash streckte seine rechte Hand aus, und das faustgroß zusammengeballte Netz flog genau hinein, dann wandte er sich an Rajin.
    „Du siehst, ich bin der Herr der Netzseele, die wir aus dem beseelten Faden der Vielbeiner gewinnen. Es bedarf nur eines Gedankens, um sowohl dich, deine Gefährten und deinen Drachen wieder zu fesseln.“
    „Es ist nicht nötig, mir zu drohen“, sagte Rajin ungehalten. „Ich habe nicht vor, euch zu schaden.“
    In diesem Moment aber entriss Kallfaer Eisenhammer einem Vogelmann die gespannte Armbrust, die dieser in Händen hielt, stieß ihn dabei grob zur Seite und zielte mit der Waffe auf Rajin.
    „Übernimm die Herrschaft!“, vernahm Rajin die Gedankenstimme aus der Metallhand. „Wir sind stark genug!“
    Und Rajin handelte, bündelte blitzschnell seine innere Kraft – und das zu einem faustgroßen Knäuel gewordene Netz sprang aus Sharashs Hand!
    Überrascht flatterte der Vogelkrieger mit seinen Flügeln und machte einen Satz zur Seite, während sich das Netz innerhalb eines einzigen Augenaufschlags ausbreitete und Kallfaer genau in dem Moment umfing, als dieser den Abzug der Armbrust betätigte.
    Das Netz riss Kallfaer zu Boden, und der Schuss wurde verrissen, der Armbrustbolzen sauste über Rajin hinweg und landete irgendwo im Nichts.
    Die Netzfäden aber schnürten Kallfaer so ein, dass er nicht mehr in der Lage war, auch nur den kleinen Finger zu bewegen.
    Das war leichter, als ich dachte, ging es Rajin durch den Sinn.
    Sharashs ansonsten zumeist regungsloses und glattes Gesicht zeigte sich so zerfurcht wie selten. Er stieß ein paar der schrillen Laute hervor, mit denen sich die Vogelmenschen untereinander zu verständigen pflegten.
    „Bei der Seele deines Netzes verhält es sich offenbar wie bei den Drachen“, sagte Rajin zu ihm. „Sie unterwirft sich dem mit der größten inneren Kraft.“
    „Ich bin außerstande, dir zu widersprechen“, entgegnete der Vogelmensch, noch immer völlig entgeistert.
    Rajin ließ ihn stehen und ging zu dem am Boden liegenden Kallfaer. „Auch wenn dir dein Hass im Augenblick die Sinne vernebelt – uns verbindet viel mehr, als du wahrhaben willst, Kallfaer Eisenhammer.“
    „Was sollte uns schon verbinden?“, keuchte Kallfaer, der wider besseres Wissen an seinen Fesseln riss und dadurch nur dafür sorgte, dass sich weitere Netzmaschen bildeten und er immer mehr eingeschnürt wurde.
    „Die Erinnerung an deine Tochter Nya, die wir beide geliebt haben und der du und ich ein besseres Schicksal gewünscht hätten“, antwortete ihm Rajin. „Du als ihr Vater und ich als derjenige, der sie zur Frau wollte und dessen ungeborenen Sohn sie unter dem Herzen trug.“
    Rajin veranlasste die Netzseele, ihre Fäden und Maschen zurückzuziehen. Es bildete sich wieder ein Knäuel, der diesmal dem Kaiser des Drachenlandes in die geöffnete Metallhand flog.
    Kallfaer starrte Rajin fassungslos an.
    „Was ...? Ich ...“ Er stammelte nur ein paar verwirrte Worte.
    „Ich biete dir den Frieden an, Kallfaer. Und auch wenn du ihn ablehnst - bevor du ein weiteres Mal versuchst, mich zu töten, solltest du mir zuhören. Denn ich glaube, dass du wissen willst, was aus deiner Tochter und deinem Enkel wurde.“
     
     
    Die Vogelmenschen hatten dort, wo der Lichtbogen aus dem Gebirgsring entsprungen war, ihr Lager. Es bestand aus mehreren einfachen, aus Holz gefertigten Gebäuden. Es gab in der Nähe nicht so viele und ausgedehnte Höhlen wie damals in dem Gebirgsring um den schwarzen Felsen auf der Vogelmenschen-Insel. Daher waren sie gezwungen gewesen, sich Häuser zu bauen.
    Etwas oberhalb des Dorfes befand sich am Berghang der Eingang zu jener Höhle, von wo aus sich das kosmische Tor bildete. Sharash führte Branagorn und Rajin dorthin. Dafür mussten sie zunächst einen sehr steilen Pfad überwinden, aber das verlangte ihnen aufgrund der besonderen Verhältnisse auf dem Jademond viel weniger Kraft ab, als Rajin erwartet hatte.
    Sharash flog an ihnen vorbei und wartete am Höhleneingang auf den Bleichen Einsiedler und den ehemaligen Kaiser eines Reiches, das nicht mehr existierte. Über dem Höhleneingang ruhte ein faustgroßes Juwel in einer steinernen Einfassung.
    „Folgt mir!“, sagte er zu den beiden Besuchern von der Drachenerde.
    Im Inneren der Höhle

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