DRACHENERDE - Die Trilogie
ob die beiden verbliebenen Ringe des Kaisers ausreichten, den Willen der Drachen auch in Zukunft zu unterdrücken. Und manche sahen darin, dass Katagi nur noch über zwei der drei Drachenringe verfügte, auch ein Zeichen des Unsichtbaren Gottes. Ein Zeichen, dass Katagis ungerechtfertigte Herrschaft bald beendet sei. Schon tauchten Prediger auf, die behaupteten, dass der Unsichtbare Gott Katagis Regentschaft missbillige.
Doch jedem, der die Geschichte vom Diebstahl des Drachenrings weiterzählte, drohte nicht nur die Hinrichtung, sondern auch eine Verurteilung als Ketzer durch den Ehrwürdigen Abt von Ezkor und die ewige Verdammung der Seele nach dem Tod.
Die Legende der Drachenringe
Kaiser Katagi aber hatte beschlossen, dass das Gleichgewicht der Fünf Reiche nicht zum Besten seiner Herrschaft war. „Warum fünf Reiche bestehen lassen, wenn ich doch die Macht habe, die anderen vier zu erobern und daraus ein einziges Imperium zu machen?“, sprach er zu den Befehlshabern seiner Drachenreiter-Samurai.
Der Chronist des Fünften Äons
Die fünf Prinzen von Drachenia
Es waren fünf Prinzen.
Einen erschlug die Axt,
da waren es nur noch vier.
Es waren vier Prinzen.
Einen köpfte das Schwert,
da waren es nur noch drei.
Es waren drei Prinzen.
Einen tötete die Magie,
da waren es nur noch zwei.
Es waren zwei Prinzen.
Einen tötete der Pfeil,
da war es nur noch einer.
Es war ein Prinz.
Den fand der Kaiser nicht.
Auf den warten wir.
Abzählvers aus der drachenischen Provinz Neuland – nach einer Abschrift aus dem 15. Jahr der Regierungszeit von Kaiser Katagi
Niemand aber, der ohne Recht auf dem Thron sitzt, wird dem Zorn des Unsichtbaren Gottes entgehen!
Wandspruch - von Unbekannten in die Wand des Kaiserpalastes von Drakor geritzt
So höre denn von den geheimen Kräften, die verschiedenen Geschöpfen oder Dingen innewohnen. Erfahre von ihrer Natur, und sie werden dir nicht mehr rätselhafter erscheinen als die Kraft des Windes, die Kraft, die einen geworfenen Stein zu Boden zwingt oder einen Wasserlauf vom Gebirge ins Tal und vom Tal in den Ozean fließen lässt.
Die Kraft, die den Abkömmlingen des Magier-Volkes innewohnt, ist die Magie, doch gibt es ähnliche, wenn auch für gewöhnlich nicht so stark ausgeprägte Kräfte bei Geschöpfen, in deren Adern kein Magierblut fließt. Diese Kräfte werden nicht als magisch, sondern als zauberisch bezeichnet. Auch wenn sich beide vom äußeren Anschein und ihren Auswirkungen her kaum unterscheiden mögen, so weiß doch jeder, der sich eingehender mit dieser Kunde befasst hat, dass sie von gänzlich verschiedener Art sind.
Magie und Zauberei sind die Wunderkräfte letztlich sterblicher Wesen.
Jene Wunder, die von den Göttern vollbracht werden, stehen außerhalb von Magie und Zauberei und übertreffen beide an Wirksamkeit und Ausmaß um ein Vielfaches.
Die mächtigste Kraft aber ist der Glaube, denn er lässt die Götter erst entstehen und mächtig werden.
Das Buch von den Kräften des Unsichtbaren
1. Kapitel:
Nya
Seine linke Hand schloss sich um den Griff des Schwerts an seiner Seite. Es hatte eine leicht gebogene, sehr schlanke und außerordentlich biegsame Klinge, wie sie nur in Drachenia geschmiedet wurde, nach einem Verfahren, um das selbst die Schmiedekünstler Feuerheims die Drachenier beneideten. Mit der rechten Hand schlug er den Mantel etwas zur Seite.
Einen Mantel in Purpur, der Farbe des Kaisers.
„Dies ist nur das Vorspiel zu deinem großen Feldzug“, sagte Katagi, während er aus dem verglasten Fenster der kaiserlichen Drachengondel auf die brennenden Ruinen von Winterborg blickte. Der kaiserliche Gondelträger-Drache namens Sánshantô brüllte laut und kraftvoll auf. Er war darauf dressiert worden, den Landeanflug auf diese Weise anzukündigen, um die Insassen nicht zu erschrecken. Seit fünf Generationen stand Sánshantô bereits in den Diensten der Kaiser von Drakor. Niemand wusste, wie lange er noch kraftvoll genug sein würde, um diese Aufgabe zu erfüllen, denn die Lebensspanne von Drachen war höchst unterschiedlich. Manche lebten kaum dreimal so lange wie ein Mensch, während man sich von anderen erzählte, dass sie schon das Erste Äon erlebt hätten. Aber zwei Jahrhunderte trauten die kundigen Drachenreiter-Samurai diesem mächtigen Koloss auf jeden Fall noch zu – schon deshalb, weil Sánshantô, seitdem er die Schale seines
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