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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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anstatt ihm beizustehen? Eine Faust schloss sich um den Talisman. Njordir hatte das Versprechen nicht halten können, dass die Runen auf dem Amulett zu geben schienen. Er hatte Nya nicht davor bewahrt, die Frucht des Bastards zu empfangen, den Wulfgar Wulfgarssohn großgezogen hatte. Vielleicht waren die drachenischen Mörder ja gekommen, um sich diese Leibesfrucht von ihresgleichen zu holen?
    Dieser Gedanke ließ Kallfaer einfach nicht mehr los, und er war nahe daran, die Götter allesamt in Bausch und Bogen zu verfluchen - an erster Stelle Njordir, diesen Versager, der die Seinen offenbar nicht schützen konnte, aber auch Fjendur und die Götter der Fünf Monde, und von denen vor allem Groenjyr, den trinksüchtigen Schicksalsgott des Jademonds, der wohl zurzeit mal wieder einen schweren Rausch ausschlief!
    Aber Kallfaer hielt sich zurück. Er schluckte seine Wut so gut es ging hinunter und ließ den wüsten Fluch, der ihm schon auf den Lippen lag, nicht nach draußen dringen. Mochten die Götter vielleicht auch seine Gedanken lesen, ein ausgesprochener Fluch hatte doch eine ganz andere Macht, und mit dem Amulett war ihm ja immerhin ein Zeichen gesandt worden – auch wenn Kallfaer noch nicht so recht verstand, was dieses Zeichen nun eigentlich bedeuten sollte.
    Er presste seine Faust mit dem Amulett an seine Brust. Was auch immer geschehen sein mochte – wenn sich zeigen sollte, dass die Götter nicht in der Lage waren, für Gerechtigkeit zu sorgen, so war Kallfaer wild entschlossen, dies selbst in die Hand zu nehmen. Mochte es auch lange dauern und auch er am Ende von Drachen zerrissen oder zu Asche versengt werden! Das war ihm gleichgültig.
     
     
    Kallfaer schnitt mit dem langen Messer, das er am Gürtel trug, einem gefallenen Drachenier ein Stück seines Gewandes ab, woraus er sich einen Verband für die Kopfverletzung machte.
    Er überlegte, was er tun konnte. Auf das Festland des Seereichs an die Küste von Sturmland überzusetzen war für einen einzelnen Mann so gut wie unmöglich. Davon abgesehen waren die Schiffe im Hafen verbrannt. Aber selbst wenn dort noch eine brauchbare Barkasse, die er allein hätte segeln können, gewesen wäre, hätte die Reise ein enormes Risiko dargestellt. Die See zwischen Winterland und Sturmland war unberechenbar, und den starken Strömungen sowie den unvorhersagbaren Wetterwendungen konnten eigentlich nur größere Schiffe trotzen.
    Aber mit einer Barkasse konnte Kallfaer eventuell die Küste entlang nach Süden segeln. Am Südkap Winterlands lag der Hof von Orik Wulfgarssohn, Wulfgar Wulfgarssohns jüngerem Bruder. Vor vielen Jahren hatte Orik im Streit einen Mann erschlagen und war dafür vom Kapitänsrat verbannt worden.
    Aber angesichts dessen, was sich in Winterborg zugetragen hatte, würde Orik Wulfgarssohn nicht mehr nachtragend sein, zumal die Drachenier die Sippe seines Bruders gänzlich ausgelöscht hatten.
    Kallfaer wusste, dass Orik es im Laufe der Jahre zu einigem Wohlstand gebracht hatte. An die hundertfünfzig Menschen lebten auf seinem Hof, und er nannte drei prächtige Langhäuser sowie ein Kesselhaus zum Aufkochen von Seemammutfleisch sein Eigen. Außerdem züchtete er Riesenschneeratten.
    Hin und wieder ankerten Händler, die nach Winterborg kamen, zuerst in der Bucht bei Oriks Hof und verkauften ihm den besseren Teil ihrer Waren zu einem höheren Preis, was in Winterborg schon wiederholt für Missstimmung gesorgt hatte. In mehr oder minder regelmäßigen Abständen hatte der Kapitänsrat daher darüber debattiert, ob der damalige Richtspruch nicht zu milde gewesen war und man Orik nicht nachträglich noch zum Tode oder wenigstens zum Verlust seines gesamten Vermögens verurteilen könnte.
    Aber diese Debatten hatten stets zum gleichen Ergebnis geführt. Es hätte sich nämlich nie jemand gefunden, der bereit gewesen wäre, ein neues Urteil mit seinen Männern durchzusetzen, da man sehr wohl wusste, dass eine Reihe sehr guter Kämpfer und Seeleute aus Borgland in Oriks Diensten standen und man Verluste in ungewisser Höhe in Kauf nehmen musste, wenn man Oriks Hof angriff.
    Kallfaer musste gestehen, bei den Zusammenkünften des Winterborger Kapitänsrates stets für eine nachträgliche härtere Bestrafung Oriks gestimmt zu haben, da er der Ansicht gewesen war, dass das milde Urteil auf den Einfluss der Sippe von Wulfgar Eishaar zurückging, aber nicht dem Willen der Götter entsprach. Nun musste Kallfaer damit rechnen, dass die Kunde über sein

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