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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hinterlassen.
    Doch ihn wunderte, dass nicht einmal das Gekreische der Eismöwen zu hören war, denn eigentlich wäre ein Schlachtfeld wie dieses, auf dem der Axtmann Ogjyr so reiche Ernte gehalten hatte, für die geflügelten Aasfresser doch wie ein reichlich gedeckter Tisch gewesen.
    Aber kein einziger Möwenschrei war zu hören …
    Kallfaer steckte das Schwert ein, denn er glaubte nicht daran, noch irgendwo zwischen den Ruinen der ausgebrannten Langhäuser auf einen kampfbereiten Drachenier zu treffen. Er wankte durch die ehemaligen Gassen des Ortes. Überall lagen die Toten verstreut, manche grausam zugerichtet. Die Drachenier hatten nicht einmal davor zurückgeschreckt, Kinder niederzumetzeln. Es sah aus, als hätten sie ganz Winterborg vollkommen auslöschen wollen. Selbst von dem Kadaver des roten Drachen, den Bjonn Dunkelhaar besiegt hatte und der noch nicht hatte fortgeschafft werden können, waren nur noch verkohlte Knochen und ein riesiger fratzenhafter Schädel geblieben; offenbar hatte ihn ein Feuerstrahl aus dem Rachen einer anderen Bestie getroffen.
    Kallfaer erreichte die Überreste seines niedergebrannten eigenen Hauses. Von den Toten war kaum etwas geblieben, ihre Leiber hatte das Drachenfeuer nahezu vollständig verzehrt. Der eisige Wind wehte Asche auf. Hier und dort lagen die metallenen Teile von Waffen, Spangen, Schmuck oder Münzen.
    Ohnmächtige Wut kam in Kallfaer auf, als er das sah. Wut auf die skrupellosen Drachenier, die sich ausgerechnet den abgelegendsten Winkel des Seereichs ausgesucht hatten, um einen Krieg zu beginnen, und die dabei so ehrlos waren, einen ganzen Ort bis zum letzten Säugling auszulöschen.
    Mehrere Stunden lang irrte Kallfaer durch das, was von dem Ort übrig war, schlug sich mit seinem Schwert durch eingestürzte, vollkommen verkohlte Dächer aus Seemammuthaut und sah sich jeden noch halbwegs erkennbaren Toten an, in der stillen Hoffnung, dass irgendjemand aus seiner Sippe vielleicht überlebt hatte, so wie er.
    Tränen des Zorns rannen ihm aus den Augen und in seinen vom Blut verklebten Bart.
    Schließlich fand er eine Gruppe offenbar zusammengetriebener Seemannen unterschiedlichen Alters, die man ohne Gegenwehr erschlagen hatte. Es waren Männer, Frauen und Kinder, und die Männer hatte man vorher offenbar entwaffnet, denn Speere oder Schwerter fand Kallfaer bei den Toten nicht.
    Die Drachenier hatten ihre Mordgier an Gefangenen ausgelassen! Die Augen der Toten waren weit aufgerissen, und ein namenloser Schrecken stand in ihren Gesichtern. So als wäre ihnen der Totengott Ogjyr selbst erschienen – und nicht bloß eine Horde drachenischer Mörder.
    Kallfaer ersparte es sich nicht, sich jedes dieser Gesichter anzusehen. Unter den Toten entdeckte er Xjergrid, eine seiner Nebenfrauen. „Diese Bestien!“, murmelte er grimmig. „War das die Strafe dafür, dass Wulfgar diesen schmaläugigen Fluchbringer-Bastard bei sich aufnahm? Wenn dem so war, mag Njordir ihm die Aufnahme in sein nasses Reich verweigern, sodass er ein Opfer Ogjyrs wird!“
    Doch Kallfaer sprach in die Stille hinein. Er zürnte einem kalten Schicksal, und die gleichgültigen Götter teilten seine Empörung offenbar nicht.
    „Ein Zeichen nur, ihr Götter!“, rief er verzweifelt aus. „Ein winziges Zeichen, dass ihr dereinst Gerechtigkeit herstellen werdet! Oder wollt ihr diese Aufgabe einem einsamen Sterblichen überlassen?“
    Da aber erhielt Kallfaer das, wonach er verlangte.
    Ein Zeichen.
    Auf dem Boden lag ein silbernes Amulett, nur so groß wie ein Daumennagel. Es hing an einem zerrissenen Lederband. Kallfaer hob das Amulett auf. Eine winzige Gravur, wie sie nur die besten Silberschmiede zu Wege brachten, zierte den Anhänger. Njordir schützt Nya, stand dort in seemannischen Runen. Dieses Amulett hatte Kallfaer Eisenhammer seiner Tochter Nya einst zum zwölften Geburtstag geschenkt, und seitdem hatte sie den Glücksbringer stets getragen.
    Offenbar hatte sie es verloren, aber so sehr Kallfaer auch suchte, unter den dahingemetzelten Toten fand er sie nicht. In diesem Augenblick erschien dem Schmied der Gedanke, dass die Drachenier sie möglicherweise als Gefangene fortgeführt hatten, wie ein schwacher Trost.
    Kallfaer stieß einen lauten, wütenden Schrei aus, in dem seine ganze Wut und sein innerer Schmerz zum Ausdruck kamen. Er hatte das Gefühl, als ob Fjendur selbst sein Herz mit seiner kalten Hand umfasst hätte und es erbarmungslos zusammendrückte. Warum quälten ihn die Götter,

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