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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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anzunehmen …“
    Die Hand Ogjyrs ballte sich zur Faust, und der Körper des Rattenmannes schrumpfte erheblich zusammen, veränderte sich, und schließlich kniete die vergleichsweise schmächtige Gestalt des vierzehnjährigen Jungen, der Wulfgarskint gewesen war, am Boden.
    Er sprang auf, betastete ungläubig seine Arme und sein Gesicht. Dann roch er an seiner Kleidung, die genauso fleckig und vermodert war wie diejenige, die der Rattenmann getragen hatte, und zum Schluss berührte er die Stelle knapp unterhalb seines Brustbeins, wo ein Loch klaffte. Genau dort, wo sich der Rattenmann das Schwert in den Leib gerammt hatte.
    „Diesmal habe ich es für dich getan“, sagte Ogjyr gönnerhaft. „Aber du wirst noch merken, wie kräftezehrend es ist, eine andere als seine natürliche Gestalt zu tragen. Du wirst lernen, wie es geht – aber ich kann dir nur raten, dir genau zu überlegen, wann du diese Fähigkeit anwendest.“
    „Aber – dies ist meine natürliche Gestalt!“, behauptete Wulfgarskint schleppend und ziemlich fassungslos. Sein Gesicht war zu einer starren Maske gefroren. Die Augen flackerten leicht, und das pure Entsetzen hatte sich tief in seine Züge gegraben.
    Ogjyr kicherte auf eine Weise, die für die Ohren jedes sterblichen Zuhörers außerordentlich unangenehm war. „Nein, das ist ein Irrtum.“
    Wulfgarskint roch an seinem Gewand. Der Gestank von Moder und Verwesung haftete ihm an – schlimmer, als es bei jedem Totengräber der Fall gewesen wäre.
    Eine Falte erschien auf seiner Stirn, während er aufsah und in das leuchtende Mondgesicht des Todverkünders blickte.
    „Die Aura des Todes umgibt dich, Wulfgarskint", sprach dieser. „Manche werden es bemerken, andere werden es nicht spüren wollen, und bei wieder anderen sind die Sinne so abgestumpft, dass sie es nicht registrieren können. Den Umgang mit Letzteren solltest du bevorzugen. Schon aus praktischen Erwägungen heraus." Ogjyr hob einen Arm und streckte den dürren Zeigefinder aus. „Und nun geh. Geh und töte. Und unterhalte mich!“
     
     

 
     
    3. Kapitel:
    Das kosmische Tor
     
    Sie betraten das Innere der Orakelhöhle, und der Weise Liisho, dessen wahres Alter so schwer zu schätzen war, rieb sich die Hände und zitterte wie Espenlaub.
    Rajin bemerkte den Metallring um seine linke Fußfessel, und wechselte einen Blick mit Bratlor, dem der etwa handbreite Ring ebenfalls aufgefallen war. Daran, dass es sich um den Fußring eines Gefangenen handelte, bestand kaum ein Zweifel, auch wenn das Metall sehr fremdartig wirkte, ebenso wie die eigenartigen Schriftzeichen, die darin eingraviert waren.
    Rajin fasste sich schließlich ein Herz und fragte: „Hast du in den Kerkern Katagis schmachten müssen?“
    Liisho runzelte die Stirn, dann sagte er unwirsch: „Halten wir uns nicht mit irgendwelchen Fragen auf, deren Beantwortung getrost noch warten kann.“
    „Ich finde, ich habe ein Recht darauf, endlich die ganze Wahrheit zu erfahren“, beharrte Rajin.
    „Du hast vielleicht ein gewisses Recht darauf, alle Fragen beantwortet zu bekommen, die etwas mit dir und deiner Bestimmung zu tun haben", entgegnete Liisho, "aber ich sehe keine Veranlassung, dir gegenüber jede Einzelheit meines Lebens auszubreiten.“
    Rajin ließ nicht locker. „Und wie soll ich dir da vertrauen?“
    „Du hast gar keine Wahl, Rajin! Wie bisher auch schon nicht. Aber sei unbesorgt. Alles, was du wissen musst, wirst du auch erfahren. Zur rechten Zeit. Denn ich habe ein sehr dringendes Interesse daran, dass du deine Mission auch erfüllst.“
    „Die wohl darin besteht, als Erbe meines Vaters den Thron Drachenias zu besteigen“, schloss Rajin.
    Liisho nickte. „So ist es.“
    „Auf den Gedanken, dass es mir vielleicht völlig gleichgültig sein könnte, wer auf dem drachenischen Thron sitzt, bist du wohl nicht gekommen.“
    „Ich habe es nicht einmal in Erwägung gezogen", gestand Liisho, "denn ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass es dir keineswegs gleichgültig ist, ob ein furchtbares Unglück über die Welt kommt. Schließlich bin ich seit deiner Geburt in Gedanken bei dir und habe dich zumindest zum Teil erziehen können – wenn ich jetzt auch mit Entsetzen feststellen muss, dass der Einfluss dieser seemannischen Barbaren offenbar doch größer war, als ich gedacht habe. Aber jetzt will ich erst mal, dass es wärmer wird.“ Er deutete auf die umgestürzte Säule, auf der sich das Juwel befunden hatte. „Helft mir und stellt die Säule wieder

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