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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auf!“
    „Sie ist zerbrochen“, erklärte Rajin nüchtern.
    „Wollt Ihr zwei lange Reden schwingen, während ich in der Zwischenzeit erfriere? Stellt sie schon wieder auf! Ich würde es ja selbst tun, wenn mir vor lauter Kälte die Arme nicht so steif geworden wären, dass ich mich kaum noch zu bewegen vermag!“
    Also hoben Rajin und Bratlor die umgestürzte Säule auf und stellten sie wieder auf den abgebrochenen Stumpf. Rajin war von der Leichtigkeit des Materials überrascht. Er hatte geglaubt, die Säule bestünde aus einem marmorähnlichen Stein. Aber offensichtlich sah sie nur so aus und war in Wahrheit aus einem Material mit ganz anderen Eigenschaften.
    Als die Säule wieder aufrecht stand, wuchs sie mit dem Stumpf zusammen. Die Bruchstücke verschmolzen miteinander, und im nächsten Moment war nichts mehr davon zu sehen, dass das Riesenfaultier sie mit der rohen Gewalt seines Gewichts zerbrochen hatte.
    Liisho aber bückte sich nach dem Juwel und nahm es in beide Hände. Er legte es auf der Säule ab und berührte es an ganz bestimmten Punkten. Woran er diese zu erkennen vermochte, war für Rajin ein Rätsel, denn für ihn sah die Oberfläche des Juwels zunächst überall gleich aus.
    Das Juwel leuchtete auf einmal mit einer Intensität auf, die in den Augen schmerzte. Zeichen erschienen auf der Oberfläche, und Liisho berührte einige von ihnen.
    Daraufhin nahmen die Wände der Höhle eine feuerrote Färbung an. „Es wird jetzt etwas wärmer werden“, versprach Liisho. „Wir werden warten müssen, bis in der nächsten Nacht der Meermond sein Licht durch die Öffnung in der Höhlendecke schickt.“
    „Warten?“, fragte Rajin stirnrunzelnd. „Es wäre gut, wenn du uns in deine Pläne einweihen würdest.“
    „Wenn mir etwas wärmer geworden ist. Davon abgesehen habe ich Hunger und nicht die Absicht, den ganzen nächsten Tag hungrig zu verbringen.“ Er deutete auf den Kadaver des Riesenfaultiers. „Der Bursche da mag uralt sein, aber ich nehme an, dass sein Fleisch trotzdem genießbar ist.“ Er bedachte Rajin und Bratlor – und vor allem ihre Waffen – mit einem abschätzigen Blick und seufzte dann hörbar. „Ich nehme an, dass es eines richtigen Schwertes bedarf, um …“ Er sprach nicht weiter. Stattdessen zog er das schmale, leicht gebogene drachenische Schwert, das er an der Seite trug, und hieb dem Riesenfaultier damit eine seiner Pranken ab. Dann spießte er sie mit der Waffe auf. Blut tropfte herab. „Na, das sieht doch bestens aus! Was glaubt ihr, wovon ich mich schon ernähren musste, seit ich gezwungenermaßen in meinem Exil in Qô lebe.“
    „Dein Exil?“, fragte Rajin.
    „Falls ihr zwei nicht völlig blind seid, konntet ihr einen Blick auf Qô erhaschen, als das kosmische Tor geöffnet war.“
    „Ich verstehe“, murmelte Rajin, obwohl er in Wahrheit das Gefühl hatte, gar nichts zu verstehen. Aber das Bild von der an einer fremden Küste gelegenen Ruinenstadt war ihm noch sehr gegenwärtig. Zu eindrucksvoll war es gewesen, durch das kosmische Tor zu schauen.
    „Qô – das ist eine verfallende Stadt, in der keine Menschenseele mehr lebt", erklärte Liisho. "Nur meine Wenigkeit gab es dort und einen Haufen seltsamer Kreaturen, angefangen von wilden Drachen, die den Pferchen der kaiserlichen Drachenhüter entkommen sind, bis hin zu Laufdrachen und allerlei Schattengeschöpfen, über die ich aber besser nicht allzu viel erzähle, weil dich sonst vermutlich sofort der Mut verlassen würde, mir dorthin zu folgen. Und dorthin werden wir uns begeben, sobald das Tor wieder passierbar ist und ich meinen Drachen auf diese Seite des Tors zu bringen vermag, damit er uns auf seinen Rücken nimmt.“
    „Wo liegt Qô?“, fragte Bratlor. „Ich bin zwar schon in Drachenia gewesen, aber von diesem Ort habe ich noch nie etwas gehört.“
    „Qô liegt auf einer Insel in den Weiten des östlichen Ozeans, am anderen Ende der Welt“, sagte Liisho. „Es war einst der Name einer blühenden Stadt. Die Insel, auf der ihre Ruinen stehen, heißt ebenfalls Qô, wird aber häufig auch die ›Insel der Vergessenen Schatten‹ genannt. Eine Bezeichnung, die durchaus zutreffend ist, wenn ich an all die Nachtkreaturen denke, die dort hausen. Den Legenden nach ist Qô der einzige Ort, an dem der Namenlose Gott keine Macht besitzt. Aber wer weiß, ob man diesen Legenden trauen darf. Jedenfalls gibt es kein besseres Exil als die Insel der Vergessenen Schatten. Nicht einmal Katagi zieht in Erwägung, ich

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