Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
Bediensteten der Bibliothek aus seinen Gedanken. Ein Mann in einer glatten grünen Robe verbeugte sich leicht vor ihm. „Ihr werdet zum Empfang erwartet.“
Fäiram seufzte resigniert. Ob er jetzt genug klare Gedanken für den Empfang eines Würdenträgers haben würde, bezweifelte er. Dennoch klappte er das Buch zu, in welchem er gerade eben gelesen hatte, klemmte es sich unter den Arm und erhob sich. Jedoch nicht ohne den Mantel geschickt vor seiner Brust zu drapieren, damit er verbarg, was nicht sichtbar sein durfte.
„Soll ich die entnommenen Schriften wieder der Registratur zuführen?“, erkundigte sich der Mann und ließ seinen Blick flüchtig über die Vielzahl an Büchern, Schriften und Aufzeichnungen fliegen, die auf dem Tisch verteilt lagen.
Fäiram folgte seinem Blick kurz und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein. Ich brauche sie vielleicht noch. Sorgt dafür, dass sie bereitliegen, wenn ich zurückkomme.“
„Wie Ihr wünscht“, entgegnete der Bibliotheksdiener gefügig und verbeugte sich abermals.
Fäiram nickte dem Mann zu und wandte sich um. Im Verlassen der beeindruckenden Bibliothek, die zum großen Teil Geschenke und Opfergaben aus der Welt der Menschen, bedeutende und unbezahlbare Jahrhunderte alte Werke und Pergamente aus dem alten Ägypten, wie auch von den Inkas, Schätze aus dem Altertum, atemberaubende Kunstwerke von menschlichen Künstlern, zusammengetragen viele Jahrhunderte und Jahrtausende von den Drachen, die regelmäßig die Welt der Menschen besuchten, enthielten, musste er ein wenig schmunzeln. Dieser kostbaren Sammlung hätten sicherlich ebenso einige der neueren Exponate nicht geschadet, die die Menschheit in den letzten Jahrhunderten hervorgebracht hatte.
Seit Ende des Mittelalters, als die Menschen glaubten, die Drachen ein für alle Mal ausgerottet zu haben, waren keine neuen Errungenschaften mehr dazu gekommen. Die wenigen Besuche von Fäiram und seinen Vorgängern beschränkten sich lediglich auf Erkundungsflügen oder einfachem Zeitvertreib, jedoch ohne sich den Menschen zu erkennen zu geben.
Lächelnd drehte er sich Richtung Ausgang um und verließ die Bibliothek, mit dem Buch unter dem Arm und dem Mantel vor dem Schoß, um die sich nur allmählich rückbildende Beule zu verbergen.
Im Korridor kam ihm sogleich einer der Diener seines Vaters entgegen, verbeugte sich ergeben und geleitete ihn zum Empfangssaal. „Euer Vater erwartet Euch bereits“, sagte der Mann und öffnete ihm bereitwillig eine der großen Flügeltüren zum Saal.
Als Fäiram den großen Saal betrat, in welchem stets die größeren Zeremonien abgehalten wurden, verlangsamte er seinen Schritt.
Einige der eingetroffenen Gäste, wie den Sekretär Kinäär, die Minister Jarömus und Dioniör waren ihm bereits angekündigt worden. Über den vierten Gast, von dem er bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Ahnung besaß, freute er sich besonders: Falken-Marschall Tuniäir.
Die Herren Minister und der Sekretär hatten sich wie selbstverständlich in altehrwürdige weite, wallende, kunstvoll bestickte Roben der königlichen Regierung in Rot und Grün gehüllt. Entgegen zu diesem traditionellen Aufzug, trug der junge Marschall ein schlichtes, eng anliegendes Gewand mit schwarzer Hose und tailliertem, einfarbigem Mantel, wie auch der Prinz und die meisten jungen Leute von Häälröm. Fäiram hüllte sich schon immer gern in schwarz. Tuniäir hingegen trug mit Vorliebe rotbraun, in die sein rötlich schimmerndes, langes Haar nahezu übergangslos hinein floss.
Fäiram verbot sich einen Ausdruck freudiger Überraschung, als er den jungen Mann sah und schritt mit weit ausholenden Schritten und wehendem Mantelsaum durch den Saal, um die Gäste zu begrüßen. Er verneigte sich leicht vor ihnen und hieß sie freundlich willkommen, bevor sein Vater die Männer in einen anderen Saal führte, um die Gespräche mit ihnen zu beginnen. Die älteren Herrschaften berichteten sogleich von ihren Protokollen, die sie während ihres Besuches beim König zu bewältigen hatten.
Tuniäir hielt sich im Hintergrund und folgte den Herren auf einige Schritt Entfernung. Der Prinz ließ sich dezent zurückfallen, bis er nahezu auf gleicher Höhe mit ihm war, und blieb stehen, als er unter einem Torbogen stand, den ein üppig drapierter, dunkelroter, schimmernder Stoffvorhang verzierte. Kaum war der junge Tuniäir neben ihn getreten und gedachte an ihm vorüberzugehen, als ihn der Prinz auch schon unversehens am Arm packte und
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