Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
genauen Gegenteil zumute war.
Die Halluzination war im selben Moment verschwunden, als er sich reflexartig herumgeworfen hatte. Dennoch wirkte sie noch lange nach. Genauso wie der Kanonenschlag an purer Lust, die zwischen seine Beine gefahren war und nun dort wütete wie ein Berserker.
Was zum Henker geschah nur mit ihm?
Jonas stöhnte leise und kämpfte seine Erregung gewaltsam nieder. Verzweifelt dachte er an die grässlichsten und widerlichsten Dinge, um den massiven Ständer zu bezwingen. Allmählich wurde das wirklich lästig.
„Tut dir was weh?“, erkundigte sich Sebastian besorgt. Eine kühle Hand legte sich auf die sonnenerhitzte Haut auf seinem Rücken. Jonas widerstand der Versuchung, die Hand von sich zu stoßen und loszubrüllen. Der Junge konnte am allerwenigsten dafür – oder vielleicht doch? Wenn die Ursache dafür der Stich mit der zerbrochenen Feder war, würde er ihn eigenhändig übers Knie legen.
Jonas knurrte und schüttelte langsam den Kopf.
„Hab in letzter Zeit zu viel um die Ohren“, murmelte er ins Gras und drehte sich leicht zur Seite, sodass das Gewicht seines eigenen Körpers von seiner Latte weg rollte. Dies half ihm wenigstens ein klein wenig, die Spannung in seinem Unterleib zu reduzieren. Weiterhin dachte er an die abscheulichsten Dinge und Gegebenheiten, sogar an sein erstes Mal mit Tina, einer Jugendliebe vom Gymnasium, das in einem totalen Fiasko geendet hatte. Tina war heulend und blutend auf seinem Bett gesessen und er hatte sich, so unschuldig, wie er mit fünfzehn gewesen war, die schlimmsten Vorhaltungen gemacht. Dabei war das Blut auf dem weißen Laken eine ganz natürliche Sache gewesen. Immerhin hatte er Tina entjungfert. Dies hatten beide in diesem entsetzten Moment jedoch nicht begreifen können.
Als er an den immensen Schreck zurückdachte, gelang es ihm wirklich, wieder runter zu kommen. Die Erregung flaute ab und nach einigen weiteren Minuten, in denen er vollkommen reglos liegen blieb, schwoll die fette Beule in seiner Hose langsam ab. Um sich vollends abzukühlen, stellte er sich unter die eiskalte Dusche und schwamm danach einige Bahnen im kühlen Wasser.
Fäiram fiel beinahe vom Stuhl, als ihn die Vision so unverhofft und heftig traf. Von einem Augenblick zum nächsten fand er sich in einer ohrenbetäubend lauten Welt wieder, in welcher Leute kreischten und schrien, die Sonne gleißend hell vom Himmel herunter brannte und lediglich ein paar vereinzelte Wolkenfetzen über einen strahlend hellblauen Himmel zogen. Die Vision war äußerst kurz gewesen, kürzer als die der gestrigen Nacht, als er aus dem Dampfbad gestiegen war und sich in den vielen Spiegeln betrachtet hatte. In all dem Nebel, der ihn umgeben hatte, glaubte er in einem der Spiegel eine weiße Welt ausgemacht zu haben und eine schemenhafte Gestalt, die sich darin bewegte. Bei beiden Visionen war eine heftige Erregung in ihn gefahren, die ihm beinahe schon unangenehm war.
Gänzlich allein in einem Dampfbad, mitten in der Nacht, zu einer Stunde, in der ohnehin der ganze Hofstaat schlief, war es keine Tragödie laut zu stöhnen und sich seiner Erregung hinzugeben. Doch hier, am helllichten Tag, in der Bibliothek, wo mindestens zwanzig Lakaien um ihn herum wuselten und ihn unentwegt mit neuen Aspekten für seine Recherche versorgten, musste er arg auf die Lippen beißen, um sich seine Überraschung und seinen beklemmenden Zustand nicht anmerken zu lassen.
Die öffentliche Zurschaustellung von Erregung war in Häälröm nicht erwünscht. Was die Auswahl des jeweiligen Partners betraf, besaß man freie Wahl, jedoch galt es als unschicklich, Vertraulichkeiten in aller Öffentlichkeit zu präsentieren. So legte er den Saum seines Mantels über seinen Schoß und beugte sich weit über den Tisch, damit niemand von den Anwesenden seine missliche Lage erkennen konnte.
Das, was er wissen wollte, hatte er erfahren – zumindest zum Teil. Das Phänomen der Visionen war in eben jenem Buch beschrieben, das nun aufgeschlagen vor ihm lag. Die ungewohnte Erregung, die ihn jedes Mal befiel, wurde weder in diesem noch in irgendeinem anderen Buch oder Schriftstück erwähnt.
In der Nacht war ihm die Idee gekommen, sich ausgiebig in der gut bestückten Bibliothek umzusehen, worauf er bereits seit aller Frühe an diesem Tisch in der Bibliothek saß und die alten Schriften und Legenden durchforstete, auf der Suche nach der Ursache für sein Problem.
„Verehrter Prinz“, riss ihn einer der
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