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Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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nicht mehr zulassen, dass ihn diese Visionen noch einmal einnahmen, sie sein Leben noch mehr veränderten und aus ihm etwas machten, was er nie sein wollte.
    Jonas musste kichern, als ihm unversehens eine Filmszene in den Sinn kam, in welcher Sergeant Roger Murtaugh ein mit Kondomen geschmücktes Bäumchen von seinen Kollegen spendiert bekam, am Tag nachdem der Werbejingle seiner Tochter im TV angelaufen war. Ihm würde dasselbe Schicksal zuteilwerden. Jedoch waren die Kondome an seinem Präsent sicherlich rosafarben, verziert mit rosa Schleifchen und jede Menge Glitter. Das würde höchstwahrscheinlich noch die harmloseste Folge seines unerwarteten Outings sein. Er rechnete jedoch eher damit, offen angefeindet und gemobbt zu werden. Daher musste er Melli unbedingt erreichen, noch ehe die Mühle der sozialen Schikane in Gang gesetzt werden konnte.
    Ein weiteres Mal rief er sie an, jedoch mit demselben Ergebnis. Melli ging nicht ran.
    Seufzend steckte er sein Handy mit den Autoschlüsseln in seine Hosentasche und schlenderte in Richtung Eingangstüre, als ihn unerwartet ein schriller Schrei zusammenzucken ließ. Er blickte sich um. Es war nicht der Schrei eines Menschen gewesen, sondern der eines Tieres, eines Vogels, und wenn er sich noch recht an den Biologieunterricht erinnerte, der eines Falken.
    Er sah sich um, suchte mit leicht zusammengekniffenen Augen die dunkle Straße ab, die in regelmäßigen Abständen von Straßenlaternen in kleine helle Kegel unterteilt wurde. Er befand sich inmitten eines Wohngebietes, mit älteren, mehrstöckigen Wohnhäusern, an deren Fassaden Stuckarbeiten, Erkern, Vorsätzen und Ausbuchtungen, Nischen, Fensterbrettern, Balkone für hunderte von Möglichkeiten sorgten,  dass sich Vögel auf diesen niederlassen konnten. Zu den baulichen Besonderheiten kamen noch Balkonbrüstungen, Verzierungen, Fernsehantennen, Satellitenschüsseln, Blumentöpfe, Bäume und Büsche als Auflockerung des Straßenbildes und sogar Flaggen, die von den Fenstern begeisterter Bayern-Fans flatterten. Der Vogel hätte sich überall niederlassen und kreischen können.
    Jonas schüttelte den Kopf, fuhr sich mit gespreizten Fingern durch sein kurzes Haar und ging weiter. Abermals kreischte der Vogel und er drehte den Kopf in die andere Richtung. Irgendwo dort hinten saß ein Falke. Jonas blieb stehen und ließ seinen Blick über die geparkten Autos schweifen, über die im Mondlicht gespenstisch wirkenden, akkurat getrimmten Bäume und den leicht im Abendwind wippenden Straßenlaternen gleiten. Schließlich machte er eine flatternde Bewegung aus, die sich aus den Ästen eines Baumes löste und durch die Nacht glitt.
    Ihm wurde irgendwie mulmig. Er war eigentlich nicht so der Angsthase, konnte sich die gruseligsten Horrorfilme und selbst das blutigste Gemetzel im Fernsehen ansehen. Dies war jedoch blanke Realität, und nachdem was ihm in letzter Zeit so alles passiert war, brauchte er nicht auch noch Nervenkitzel der realistischen Art.
    Der Falke stieß einen weiteren Schrei aus, diesmal in unmittelbarer Nähe. Er musste sich auf dem Baum befinden, unter welchem Jonas sein Auto geparkt hatte. Er suchte die Blätter und Äste ab, konnte jedoch nichts ausmachen. Es war zu dunkel und Schatten verbargen das Meiste und täuschten die Sinne. Er liebäugelte damit, sich dem Baum zu nähern und nachzusehen. Vielleicht kämpfte dort ein verletzter Falke um sein Leben, versuchte verzweifelt auf sich aufmerksam zu machen. Er verwarf den Gedanken jedoch sogleich. Ein Falke war ein Wildtier. Er durfte sich ihm nicht nähern. Andererseits, wenn er verletzt war, bedeutete es seine Pflicht, sich um das Tier zu kümmern.
    In den Blättern flatterte es erneut und Jonas zuckte erschrocken zusammen, als der Vogel angeflogen kam, galant über ihn hinweg schwebte und sich auf dem Geländer eines Kellerabganges niederließ, knapp zehn Meter von ihm, einem Menschen, eigentlich seinem Feind, entfernt. Entweder hatte das Tier noch keinerlei bittere Erfahrungen mit Menschen gemacht, oder er war schlichtweg zutraulich und an Menschen gewöhnt. Vermutlich war es einem Falkner entflohen und irrte nun durch die Stadt, auf der Suche nach seinem Herrn.
    Jonas schluckte leicht nervös. „He, du kleiner Kerl“, gab er so sanft von sich, so als ob er mit einem kleinen Kind sprechen würde, das er davon überzeugen musste, seinen Frühstücksbrei nicht über seine neue Designerhose zu schmieren. „Wo kommst du denn her?“
    Der Falke legte seinen

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