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Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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von Blättern aus hohen Bäumen vernahm. Vor seinen Augen formierte sich die kahle beigefarbene Treppenhauswand in einen Wall aus schattenumwitterten Bäumen, die ihn verbargen und vor den Blicken Unwürdiger schützten . 
    Jonas keuchte auf. Er kannte diesen Platz. Dort war er viele Male mit seinem kleinen Bruder gewesen und erst kürzlich, vor weniger als fünf Minuten, als er unversehens auf dieses Monster gestoßen war. Sollte etwa …?
    Der Elbenkerl, schoss es ihm urplötzlich in den Sinn. Konnte es sein, dass er ihm einen Boten geschickt hatte, in Form eines Falken und eines … ja was war das wohl?
    Jonas' Verstand wagte es nicht, dieses Wort auszusprechen. Zu lächerlich klang es aus seinem erwachsenen Mund. Zu bescheuert aus der Kehle eines rationell denkenden Werbeprofis. Damit hatte er sich beschäftigt, als er noch Milchzähne besessen hatte und nicht ohne Plastikschwert und Ritterhelm ins Bett gebracht werden konnte.
    Eine Erinnerung flammte in ihm auf. Im Hintergrund, flankiert von weißen, hauchzarten Gardinen, ein Gemälde von einem … Drachen.
    Ein Drache, dem den er gerade geglaubt hatte zu sehen nicht unähnlich. Schwarz, bedrohlich, groß, unheimlich. Ein Drache.
    Heilige Scheiße!
    Der Elbenkerl, er war hier. Mitten in München, auf einem Bolzplatz, mit seinem Reittier, einem Drachen.
    Wie aus einem billigen Fantasie-Film.
    Mit zitternden Fingern steckte Jonas das Handy zurück in seine Tasche und richtete sich auf. In seinem Unterleib zog es heftig, als die Vision verblasste und er sich in dem kalten und unpersönlichen Treppenhaus wiederfand. Er schnaufte einige Male tief durch, versuchte verzweifelt einen klaren Kopf zu bekommen, schüttelte ihn heftig und trat schließlich mutig den Weg zurück nach unten an. Er zögerte, die Hand auf die Klinke zu legen, um die Türe zu öffnen. Er wusste, wenn er jetzt nach draußen ging, würde sich sein Leben schlagartig verändern. Nichts mehr würde sein wie vorher.
    War es das nicht schon längst?
    Er öffnete die Türe und sah sich um. Der rotfarbene Falke saß noch immer auf dem Geländer und betrachtete ihn mit seinen runden Augen. Als hätte er genau gewusst, was passieren würde, und dass Jonas zurückkehren und ihm folgen würde.
    „Also gut“, sagte er zu dem Tier und straffte seinen Rücken. „Ich erwarte Antworten.“ Er setzte sich in Bewegung, zurück in Richtung der Grünanlage. Seine Beine waren schwer und er musste sich mühsam Schritt für Schritt vorwärts kämpfen. Sein Herz schlug nach wie vor rasend schnell und heftig. Ihm war beinahe schlecht vor Angst. Er schluckte all seine Befürchtungen hinunter und setzte tapfer einen Fuß vor dem anderen, bis er abermals die Rasenfläche betrat.
    Das Monster duckte sich noch immer in den Schatten einer ausladenden Kastanie. Als sich Jonas hart schluckend ein Herz fasste und in das Mondlicht trat, bewegte es den Kopf herum und sah ihn direkt an. Jonas blieb unwillkürlich stehen, fast wie augenblicklich festgewurzelt, wie versteinert, zur Statue verwandelt. Siedend heiße Angst stieg in ihm empor, sammelte sich in seiner Blase und in seinem Nacken, wo es sich heftig kribbelnd entlud. Er hörte sein Herz so laut klopfen, dass er kaum die Geräusche der Nacht, die vielen brummenden Autos, die sich noch durch die nächtliche Stadt bewegten, die Sirenen und die lachenden Stimmen, die aus offenen Fenstern zu ihm drangen, hören konnte.
    Der Drache blickte ihn mit großen, schwarzen Augen an und schnaubte leise. Sein rasselnder Atem ließ den Boden unter Jonas' Füßen erbeben und er zuckte zusammen, instinktiv bereit abermals die Flucht zu ergreifen. Sich eisern an ein kleines Quäntchen Mut klammernd blieb er jedoch stehen, wie ein Baum fest verwurzelt in dem Untergrund unter ihm.
    Der Falke flog an ihm vorbei und setzte sich unweit des Ungetüms auf den niedrigen Ast einer Pappel und stieß einen Schrei aus.
    Abermals fuhr Jonas zusammen. „Ist ja schon gut“, flüsterte er ergriffen, ergeben, erfüllt von Angst und den schlimmsten Vorahnungen, die sich ein Mensch ausmalen könnte. „Ich komme ja schon.“ Seine Stimme zitterte heftig. Er bekam sie nicht unter Kontrolle.
    Vorsichtig schlich er näher, darauf bedacht, keine zu hektischen Bewegungen zu machen, um das Tier nicht zu erschrecken. Je näher er kam, desto größer wurde es, desto beeindruckender ragte es vor ihm auf. Gut zwanzig Meter vor dem Tier, das es eigentlich gar nicht geben dürfte, verweigerten ihm jedoch seine Beine

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