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Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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Kopf leicht schief und betrachtete ihn. Jonas überkam beinahe das Gefühl, das er ihn ebenso interessiert musterte wie er den sich ungewöhnlich verhaltenden Vogel. Der Falke ließ ihn nicht aus den Augen, als wolle er abschätzen, ob Jonas als Leckerbissen gedacht war.
    „Bin etwas zu groß für dich“, gab Jonas schmunzelnd von sich. „Such dir eine Maus.“
    Das rotbraune Gefieder des Vogels erinnerte ihn an etwas. Er kam im Moment leider nicht darauf. Er kicherte leise und bewegte sich vorsichtig an dem Vogel vorbei, um ihn nicht zu erschrecken. „Na los, flieg schon weiter!“, forderte er das Tier auf. Der Falke folgte ihm mit unbeeindrucktem und durchdringendem Blick und legte den Kopf auf die andere Seite.
    Als Jonas an ihm vorübergegangen war und in den Taschen nach dem Haustürschlüssel kramte, um aufzuschließen, stieß sich der Falke von dem Geländer ab und flatterte näher. Jonas fuhr vor Schreck zusammen, als das Tier so dicht vor seinem Gesicht vorbeigeflogen kam, dass er das Rauschen des Flugwindes in den Flügeln hören konnte.
    „He, was soll das?“, rief er erbost und konnte sich gerade noch zurückhalten, nach dem Tier zu schlagen. „Bist du verrückt geworden?“
    Er sah dem Tier hinterher, das sich ein weiteres Mal auf das Geländer des Kellerabganges setzte und ihn abermals mit stechendem Blick beobachtete. Schließlich stieß es sich erneut ab und flog zu dem Baum zurück, aus dem es zuvor gekommen war.
    Jonas schüttelte irritiert den Kopf und wandte sich um.
    Irgendwie schienen jetzt alle durchzudrehen. Erst mutierte er von einem ganz normalen Hetero zu einem Pseudo-Schwulen, der immer noch nicht wusste, wie er eigentlich dazu gekommen war und sich vehement dagegen zu sträuben versuchte. Nun spielten auch noch die Tiere verrückt. Was auch immer den Vogel dazu bewogen hatte, ihn derart zu attackieren, mit Begriffen wie Tollwut und dergleichen im Hinterkopf, wollte er sich aus Derartigem eigentlich heraushalten und lieber schnell in den Hauseingang flüchten.
    Er kam nicht soweit. Der Vogel kam abermals angeflogen, attackierte ihn diesmal sogar direkt, schlug mit seinen Flügeln und seinen scharfen Krallen nach ihm, sodass Jonas zusammenzuckte und schützend die Arme über sich hob.
    „He, spinnst du?“, rief er empört aus. Der Vogel setzte sich abermals auf das Geländer und beäugte ihn. Er drehte seinen Kopf hin und her, so als wolle er Entfernung und Größe seiner Beute abschätzen.
    „Es wäre glaube ich das Beste, ich rufe die Feuerwehr, damit sie dich kleinen verrückten Kerl einfangen, ehe du noch mehr Unsinn anstellst.“ Jonas schnaufte heftig, um den Adrenalinschub zu verarbeiten, die diese Attacke eben bei ihm ausgelöst hatte.
    Der Falke drehte seinen Kopf zur Seite und kreischte. Kurz darauf stieß er sich ab und flog zu dem Baum zurück. Jonas blieb stehen und blickte ihm hinterher. Als er nicht weiter reagierte, kam der Vogel zurückgeflogen, umrundete ihn einmal und flog abermals auf den obersten Ast des Baumes.
    Eine wage Idee formierte sich in ihm. „Willst du mir damit sagen, dass ich dir folgen soll?“ Sein Herz klopfte heftig, als er sich spontan entschloss, sich in Bewegung zu setzen.
    Als er sich unter dem Baum befand, kreischte der Vogel zufrieden und flog weiter, ein Stück die Straße hoch, um sich auf der Dachreling eines Kombis niederzulassen. Geduldig wartet er auf Jonas, der zögernd näherkam und als er nahe genug war, flatterte der Vogel weiter. Hundert Meter weiter ließ er sich auf ein Straßenschild nieder und wartete ein weiteres Mal geduldig, bis Jonas herangekommen war. Nun stand für ihn mit Bestimmtheit fest, der Vogel wollte ihn irgendwo hinlocken.
    Von Neugier befallen, folgte er dem Tier einige Straßen weit, auf eine Grünanlage, die man inmitten dieses dicht besiedelten Gebietes eingefügt hatte, um den Bewohnern eine kleine Naherholungsmöglichkeit zu bieten.
    Vor zehn Jahren war an dieser Stelle noch ein uraltes, halb verfallenes Gebäude gestanden, das irgendwann abgerissen und zu einem kleinen Park mit Spielplatz, einem mit hohen Bäumen umsäumten Bolzplatz und einigen Parkbänken, auf denen oft frisch verliebte Paare herumknutschten, umfunktioniert worden war.
    Der Vogel flog in diese kleine Grünanlage, stets darauf bedacht, dass Jonas ihm folgen konnte, und führte ihn immer tiefer hinein, bis zu dem Bolzplatz, auf welchem er oft mit seinem kleinen Bruder kickte, wenn dieser bei ihm übernachtete. Die schnell wachsenden

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