Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
ließ ihn wie zuvor erst einmal liegen, die Berührung wirken, bevor er sie sinken ließ und auch dort den Handrücken berührte.
Jonas ballte die Hände zu Fäusten und presste sie gegen die Schenkel. Er konnte nicht reagieren. Sein Hirn war blockiert, zu Eis erstarrt.
Fäirams Hände stahlen sich in quälender Langsamkeit um den Leib herum, nach vorn, legten sich auf den Bauch, der sich durch diese Berührung prompt verkrampfte, und schoben sich langsam höher.
Plötzlich musste Jonas an den Religionsunterricht in der Schule denken. Ein Mann durfte nicht bei einem Mann liegen. Es war eine Sünde. Gott wird jeden für diesen Frevel bestrafen. Ein Blitz würde sie niederstrecken. Es war falsch. Es sprach gegen die Natur, gegen alle Vernunft, gegen Gottes Wort. Und gleichwohl hatte er noch nie davon gehört, dass Leute vom Blitz erschlagen worden waren, nachdem oder während sie sich mit dem gleichen Geschlecht eingelassen hatten. Gott war zu gutmütig, oder es war ihm schlichtweg egal, was seine Schäfchen dort unten miteinander trieben. Dennoch reichte dieser Gedanke, dass Jonas ein weiteres Mal zur Seite auswich und vor der Berührung floh.
„Lass das!“, zischte er, stieß die Hände von sich und tauchte unter ihnen seitlich hinweg. Dabei stieß er an einen Sockel, auf welchem eine kostbar aussehende, weiß/schwarzgemusterte Vase stand, die er gerade noch auffangen konnte, ehe sie herunterfallen und zerbrechen konnte. Er schnaufte vor Schreck und erst recht, als Fäiram ihm abermals folgte und seine Hände auf seinen Körper legte; dieses Mal auf die Schultern. Sanft und behutsam blieben sie dort ein wenig liegen, als warteten sie geduldig ab und bewegten sich anschließend ebenso zärtlich über die Oberarme nach unten.
Der Baumwollstoff seines Hemdes war dünn. Es war ein langärmeliges Sommerhemd, denn trotz Hitzewelle und tropischen Temperaturen, hatte er sich in der Agentur, die auf Seriosität achtete, der auferlegten Kleiderordnung zu unterwerfen. Er hätte sich eine dicke Daunenjacke überwerfen sollen, dachte Jonas beinahe verzweifelt, als sich die Hände heiß und brennend durch den dünnen Stoff hindurch einbrannten.
Jonas kam sich auf eine unerklärliche Weise wie eine zickige Tussi vor, die einen Typ erst anmachte und sich scheu zierte, wenn er darauf einging und zur Sache kommen wollte. Er wusste jedoch, wenn er sich umdrehte und Fäiram in die Augen blickte wie ein Mann, würde er mit Pauken und Trompeten untergehen. Als Fäirams lüsterne Finger bedächtig über seinen Hintern streichen wollten, er sie bereits auf dem Ansatz zu seinem Hintern spürte, machte er beinahe einen Satz vorwärts und wirbelte herum.
„Nein“, floss es kaum hörbar über seine Lippen. Fäirams Gesicht war so nahe vor ihm, da er ihm unversehens abermals gefolgt war. Seine langen, schlanken Hände, die soviel Hitze versprühen konnten, bewegten sich auf sein Gesicht zu, wollten es berühren. Ein weiteres Mal wich Jonas zurück. Einen Schritt. Fäiram folgte. Jonas machte einen weiteren Schritt. Fäiram folgte erneut.
Dessen Gesicht war ausdruckslos, ohne Emotionen, lediglich die schwarzen Augen glitzerten erwartungsvoll und hin und wieder zuckte einer seiner Mundwinkel.
Von Neuem wich er zurück. Prompt folgte ihm der Kerl.
Bei einem weiteren Schritt stieß Jonas gegen die Wand. Panik durchzuckte ihn, so brennend und verzehrend wie der Zorn Gottes. War es das, was die Bibel eigentlich gemeint hatte? Keinen wahrhaftigen Blitz, der vom Himmel geschossen kam und den niederstreckte, der sich am eigenen Geschlecht vergriff? Sondern einen, den alleinig der Sünder spüren konnte, ohne die anderen unschuldigen Schäfchen zu erschrecken?
Als Fäirams Finger es endlich geschafft hatten, sich auf das Kinn vor ihm zu legen, zuckte ein weiterer Blitz durch ihn. Er fuhr vor Schreck zusammen. Fäiram hielt inne und starrte ihn unverwandt an, ausdruckslos und ohne auch nur mit einem Muskel zu zucken.
In Jonas' Unterleib tanzten sein Mojo mit seiner Libido und seiner Prostata eine wilde Polka, während er sich gleichzeitig vor Angst beinahe in die Hose machte und vor Lust verging. In seiner Hose war es eng und feucht geworden. Unwillkürlich musste Jonas seine Lippen öffnen. Sein Atem ging so heftig, dass er es nicht mehr schaffte, das Pensum an Luft durch die Nase zu beschaffen. Sein Herz schlug so schnell und heftig, dass ihm bereits die ganze Brust schmerzte. Als sich seine Lippen einen Spaltbreit öffneten, ging ein
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