Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
seiner. Was nicht sein durfte, wurde kurzerhand zensiert. „Wie finden wir jetzt eine Antwort darauf?“
Ein weiteres Mal zuckten Fäirams Mundwinkel. „Ich überlegte, Kontakt zu den Familien aufzunehmen, in deren Geschichte es viele Drachenritter gegeben hatte, obgleich es nicht einfach sein wird, Antworten auf dieses spezielle Thema zu finden. Abgesehen davon lebt kein Einziger mehr, der davon aus erster Hand berichten könnte. Auch in unserem Familienzweig gab es viele Drachenritter, und wie ich soeben erwähnte, gibt es keinerlei Aufzeichnungen und niemanden mehr, der die Wahrheit berichten könnte.“
„Vielleicht nicht auf eurer Seite“, kam Jonas eine vermeintlich rettende Idee. Bei den Menschen gab es Literatur, bei denen alleinig schon der Buchtitel brennende Schamröte ins Gesicht trieb. „Wir Menschen gehen mit diesem Thema nicht so zimperlich um. Ich könnte versuchen, in unseren Aufzeichnungen etwas herauszufinden. Die gehen weit über das Mittelalter zurück.“
Fäirams Gesicht hellte sich auf. Offensichtlich schien er einzig auf dieses Angebot gewartet zu haben. Er kam näher und setzte sich auf die Bettkante, gewohnt steif und förmlich, die Hände artig in den Schoß gelegt.
Als Jonas seinen Blick über die auf seinen Oberschenkeln ineinander gelegten Hände schweifen ließ, glaubte er eine Erhebung unter dem glänzenden Stoff der Hose zu entdecken, geradewegs an derselben Körperregion, bei der sich auch bei Jonas etwas juckend zu Wort meldete.
Verdammt, keuchte Jonas innerlich. Was für ein verrücktes Spiel lief hier ab?
Allein der Blick hatte schon genügt, um einen Blitz in seine Eingeweide fahren zu lassen und er zuckte unmerklich zusammen. In ihm begann es zu brodeln. Seine Libido glaubte tatsächlich hier auf seine Kosten zu kommen. Ärgerlich kämpfte er den Drang nieder, focht einen schier aussichtslosen Kampf gegen sein Mojo.
Nein, hier nicht, sagte er sich ein ums andere Mal. Hier nicht! Hier nicht! Ein Mantra, das er stetig und unentwegt in seinem Kopf wiederholte, ehe es sich zäh und widerspenstig änderte, in: Oh, doch!
Er keuchte leise, krampfhaft darauf bedacht, es den anderen nicht erkennen zu lassen, rutschte auf seiner Bettkante in die andere Richtung und starrte einige hektische, aufgeregte Atemzüge lang, die weißen Vorhänge an, die von der seichten Nachtbrise, die durch das offene Fenster hereinkam, angefacht tanzten und sich anzüglich um die kunstvoll geschnitzten Bettpfosten schmiegten. Wenn nur nicht die penetranten Erinnerungen an diese wissenden Hände in seinem Kopf wüten würden. Er musste sich räuspern, leise, ohne es den anderen hören zu lassen, musste versuchen, wieder runterzukommen. Er konnte unmöglich, jetzt und hier, vor den Augen dieses Kerls, anfangen, sich selbst zu befriedigen. Ungeniert und schamlos zu wichsen, wo dieses Thema doch angeblich verpönt war in Häälröm.
Gab es hier vielleicht ein Badezimmer?
Als er hinter sich leises Rascheln von Stoff hörte und Bewegung auf dem Bett verspürte, sprang er erschrocken auf und flüchtete regelrecht in Richtung Balkon, der einzige Ausweg, der ihm auf die Schnelle einfiel.
„Jonas!“, rief ihn Fäiram mit ungewöhnlich fester und herrischer Stimme zurück. „Ich muss dich dringlichst darum bitten, innerhalb dieses Gemaches zu bleiben.“
Jonas blieb stehen, wirbelte herum und starrte den Kerl entgeistert an, der immer noch an derselben Stelle saß, die Hände artig in den Schoß gelegt. Ein Gefangener? Ist es das, was er nun war? Ein Gefangener? „Warum?“, entkam seiner entsetzten Kehle. Die Angst vor der Antwort zerfraß ihn beinahe.
Fäiram sah ihn etwas gequält an. „Menschen sind aufgrund der vergangenen Geschehnisse in Häälröm nicht gerne gesehen. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn deine Anwesenheit hier bekannt würde.“
Zischend stieß Jonas seinen angehaltenen Atem aus und ließ erleichtert die Schultern sinken. Er wollte ihn lediglich schützen. Ein ganzes Gebirge der Erleichterung fiel von ihm ab.
Fäiram senkte den Kopf und starrte seine Hände an, wie sie brav und unschuldig auf seinen Oberschenkeln lagen. „Es ist auch für mich nicht leicht“, gestand er und sah hoch. In seinen Augen stand Sehnsucht, dieselbe, mit der er einige Male in Richtung des Balkons geblickt hatte, als erwartete er jeden Moment die Ankunft von irgendwas oder irgendjemand. Er seufzte leise, erhob sich und schlenderte graziös und geschmeidig näher, seine Hände beinahe an
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