Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
Tuniäir aus seiner Erfahrung als Falke berichtet. Eine Erfahrung, die er unweigerlich selbst machen musste, als er Jonas in Gestalt eines Drachen abgeholt hatte. Es war ihm, als gingen die Worte achtlos an ihm vorbei, ohne dass der Sinn in seinem Verstand hängen bleiben konnte.
Für Jonas würde er einige Gebote übertreten und sich über Anweisungen hinwegsetzen.
Der junge Menschenmann war es wert.
Noch viel lieber wäre es ihm jedoch, wenn er dies alles zusammen mit Tuniäir hätte genießen können. Sie beide hätten den jungen Mann nach allen Regeln der Kunst verwöhnt und ihre gemeinsam erarbeitete Erfahrung an ihn weitergeben können.
„Diese Visionen“, sagte Jonas, als Fäiram den Schwamm erneut untertauchte, und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Hören die jetzt auf?“
Fäiram zuckte mit den Schultern und strich mit dem Schwamm über den Bauch des Mannes, der da vor ihm zwischen seinen Beinen lag. „Ich weiß es nicht“, gestand er, während er den Schwamm genüsslich zwischen den Schenkeln hin und her wandern ließ. Jonas' Knie hatten sich an seine angelehnt. „Ich würde es jedoch nicht mehr missen wollen, da es mir ein klein wenig aus deiner Welt zeigte.“
„Da war noch jemand“, bemerkte Jonas. „Wer war das?“
„Unwichtig.“ Fäiram bemerkte selbst, dass er das viel zu schnell und unbedacht gesagt hatte. Inzwischen kannte er Jonas jedoch gut genug, um zu wissen, dass sich dieser nicht mit einer solchen Antwort abspeisen ließ. So wartete er mit bangem Gefühl auf eine entsprechende Reaktion.
„So? Das sah in meinen Visionen ganz und gar nicht danach aus“, bestätigte dieser mit seiner Aussage Fäirams Befürchtungen. „War er dein Freund? Verließ er dich wegen mir?“
„Nein.“ Fäiram konnte sich eines sehnsüchtigen Seufzers nicht erwehren. Er wünschte, es wäre so gewesen. Sodann hätte man das noch irgendwie regeln können. Tuniäir hatte ihn jedoch aus ganz anderen Gründen verlassen. „Das war schon lange vorbei. Er erwies mir lediglich einen Dienst. Erinnerst du dich noch an die Nöte, die dich bei jeder Vision überfiel?“
„Nöte nennst du das“, keuchte Jonas leicht entrüstet, nicht nur, weil ihm der Schwamm gerade erneut über die Männlichkeit strich. „Hört sich an, als sei es für dich nicht sonderlich störend gewesen.“
„Ich hatte meine Methoden, um das Problem zu lösen.“
„Kann ich mir vorstellen. Manchmal wurde mir allein schon bei diesen Visionen ganz schön heiß.“ Jonas stöhnte leise, als der Schwamm abermals über seine Männlichkeit strich. Fäiram konnte auch deutlich ertasten, dass die zarten Streicheleinheiten zwischen den Schenkeln Anklang fanden.
„Welche Methoden hattest du denn?“, erkundigte sich Fäiram, ehrlich an der Antwort interessiert.
„Meistens Handarbeit“, gab Jonas zurück.
„Handarbeit?“
Jonas hob die Hand aus dem Wasser und machte eine Bewegung mit der hohlen, leicht gekrümmten Hand, als wollte er etwas Langes, Rundes polieren. Fäiram brauchte einen Moment, ehe er begriff und kicherte leise. „Das wäre mir zu öde gewesen.“
„War es auch für mich, zumal ich keine Ahnung hatte, warum dies alles geschieht.“
„Jetzt weißt du es.“
Jonas nickte. „Falls diese Visionen wiederkommen, werde ich jedes Mal an dich denken.“
„Dann komme ich dich holen.“ Wann immer du willst, fügte Fäiram im Stillen hinzu und schmiegte sich an den Kopf, der entspannt auf seiner Schulter lehnte.
Jonas schlug die Augen auf. „Ich darf wiederkommen?“
„Solange ich es möglich machen kann. Ich würde dich am liebsten jede Nacht zu mir holen.“
„Kannst du nicht mal zu mir kommen?“
Fäiram zögerte. „Ich kann …“, begann er und verstummte abrupt, da er nicht wusste, wie er es am passendsten formulieren sollte. „… Häälröm nicht verlassen.“
„Niemals?“
„Niemals“, versicherte ihm Fäiram und biss sich auf die Lippen. Er hatte schnell erkannt, dass es für Jonas verträglicher war, wenn er nicht die ganze Wahrheit erfuhr. Ihn schien die Vorstellung, dass der Drache und er zwei verschiedene Wesen waren, eher zu beruhigen. Mehrmals hatte er es ihm sagen wollen, sich jedoch stets anders entschieden.
„Schade“, gab Jonas traurig von sich und schmiegte sich an ihn. „Es wäre ein ganz schöner Hammer gewesen, wenn ich meiner Mutter gestanden hätte, dass ich schwul bin und ihr auch noch gleich einen Freund servieren könnte.“
„Was bedeutet schwul?“, wollte
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