Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
Fäiram wissen. Er hatte dieses Wort bereits einmal aus dem Mund Jonas' gehört.
Jonas drehte den Kopf leicht zur Seite, sodass er ihn ansehen konnte. „Wenn Männer mit Männern“, erklärte er mit einem Hauch von Verlegenheit. Die Röte, die ihm dabei ins Gesicht stieg, schrieb Fäiram gefällig dem heißen Wasser zu. „Wie heißt das bei euch?“
Der Prinz lächelte milde und küsste ihn auf die Wange. „Bei uns gibt es keine Bezeichnung dafür. Die Auswahl der jeweiligen Partner ist frei wählbar, vollkommen gleichgültig welches Geschlecht. Niemand stößt sich daran, wenn sich zwei Männer miteinander vergnügen.“ Abgesehen von einigen Ausnahmen, die dazu gezwungen werden, anders geschlechtliche zum Gefährten zu nehmen, damit die Nachfolge geregelt blieb, fügte Fäiram mit brodelndem Frust in Gedanken hinzu.
„Habt ihr es schön“, stieß Jonas aus und lehnte sich entspannt zurück. „Bei uns ist das manchmal ein ganz schönes Drama.“
Fäiram musste kichern. „Sagtest du vorhin nicht, dass ihr mit diesem Thema nicht so zimperlich umgeht?“
„Vor allem, wenn Enkelkinder erwartet werden“, fügte Jonas an.
Fäiram seufzte leise. „Zumindest dieses Thema scheint bei beiden gleich zu sein.“
„Du auch?“
„Ich kämpfe seit Jahren dagegen an.“ Die vielen Stunden, in denen er sich von seinem Vater langweilige Reden über seine Pflichten als Drachenprinz, Erbe des Drachenthrons hatte anhören müssen, waren ihm allesamt noch sehr gut in Erinnerung. „Vorerst bestehe ich darauf, mein Leben zu genießen, wie ich es möchte.“
„Ich freue mich schon drauf“, gab Jonas von sich und kuschelte sich näher an ihn.
„Wirklich?“
„He“, machte Jonas leicht entrüstet und packte die Knie fester. „Du glaubst doch etwa nicht im Ernst, dass du mich mit deinem Wahnsinnskörper zu einem Coming-Out treiben und dann ungestraft nach der Vorspeise sitzen lassen kannst. Ich habe Blut geleckt. Ich will mehr.“
Fäirams Herz machte einen gewaltigen Sprung. „Wirklich?“
„Wirklich“, bestätigte ihm Jonas und drehte sich leicht um, sodass er ihm direkt in die Augen sehen konnte.
„Dir gefällt mein Körper?“, wollte Fäiram wissen, überwältigt von dem Geständnis, das der junge Mensch eben von sich gegeben hatte.
Jonas grinste breit. „Und wie. Er macht mich ganz wahnsinnig.“
„Deiner lässt meine Sinne ebenfalls verrückt werden.“ Fäiram fühlte sich trotz seiner Hoffnungen mit glückseliger Verzückung angefüllt. Er hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass Jonas mehr als diese erste Begegnung mit ihm wollte. Immerhin war er ein vollkommen Fremder, der auch noch in einer anderen Welt lebte.
Lächelnd beugte sich Jonas vor und küsste Fäiram auf den Mund. „Wenn man mir noch vor wenigen Wochen gesagt hätte, dass ich mit einem Kerl in einer Badewanne sitze, die bald größer ist als unser Schwimmbad und ihn anbettle, es mir zu besorgen, hätte ich ihm glatt eine verpasst.“
Fäiram sah ihn etwas verwundert an. Nicht alles, was Jonas von sich gab, war für ihn verständlich. „Um was willst du mich anbetteln?“ Was könnte Jonas von ihm fordern, was er ihm besorgen sollte? Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, um was es sich dabei handeln sollte. Jedoch, was auch immer er verlangte, er würde es ihm geben. Alle Kostbarkeiten, Gold, Edelsteine oder was auch immer, Jonas würde es von ihm erhalten. Er würde es ihm mit Freuden geben, wenn er ihn damit glücklich machen konnte.
„Ich will wissen, wie das ist“, entgegnete er. „Ich will wissen, wie das ist, gefickt zu werden.“
„Was zu werden?“ Fäiram wurde aus den Rätseln nicht schlau, in denen dieser Mensch zuweilen sprach.
Jonas schnaufte kurz durch. Ein kleines Schmunzeln huschte über sein Gesicht. „Gefickt zu werden, nennt man bei uns derben Geschlechtsverkehr. Mit zwei Männern ist damit gemeint, dass der Eine seinen Penis in den Anus des anderen einführt . Oder macht man das bei euch etwa nicht? Hast du etwa deshalb …?“
Jonas schien direkt erschrocken darüber zu sein, dass sich Fäiram bei ihrem ersten Mal nicht dazu hatte hinreißen lassen, ihn zu nötigen. Er konnte jedoch auch eine gewisse Erleichterung aus der Stimme heraushören, ein deutlicher Anflug von Hoffnung. Da begriff Fäiram endlich, dass es Jonas gehörig zu schaffen machte. Für ihn selbst war diese Art der Liebeskunst schon selbstverständlich.
Er schlang die Arme um ihn und drückte ihn sanft an sich.
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