Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
kalt und klebrig wurde. Wider Erwarten genoss er es heute. Es war ein weiteres Zeugnis dessen, was er eben erlebt hatte.
„Möchtest du dich gerne waschen?“, fragte Fäiram und küsste ihn zärtlich auf den Mundwinkel, der ihm am nächsten war. Jonas drehte den Kopf in seine Richtung holte sich einen richtigen Kuss.
„Ich möchte dich waschen“, erwiderte er und kam sich sogleich verrucht und schwer verliebt vor.
Mit einem mehr als breiten Grinsen erhob sich Fäiram von seinem Leib und richtete sich auf.
„Komm mit!“, forderte Fäiram, schob sich rückwärts vom Bett und hielt Jonas die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Dieser schlug bereitwillig ein, ließ sich vom Bett ziehen und in den hinteren Teil des Gemaches führen, wo hinter einem schweren Vorhang eine Türe verborgen lag, die in ein reichhaltig ausgestattetes Bad führte.
Jonas blieb der Mund offen stehen, sah sich staunend um und konnte es offensichtlich kaum fassen, was er dort sah. Dabei war sein Badezimmer nicht einmal halb so groß und großzügig ausgestattet, wie das seines Vaters. Während der König auf reichlich Gold und Edelsteinverzierungen bestand, begnügte sich Fäiram mit der praktischeren Ausführung. Ihm genügte die große Wanne, in der es sich ausgiebig entspannen ließ und der etwas kleinere Dampfbadteil, in welchem sich hervorragend sämtliche Anspannung und Müdigkeit heraus schwitzen ließ. Der viel zu ausladende Teil mit großem marmornen Waschbecken und Hygienebereich, war viel größer ausgefallen, als er geplant hatte.
Fäiram ließ Jonas in der Mitte des Raumes stehen und weiterhin sein Badezimmer bestaunen und begab sich zur Badewanne, drehte die Hähne auf und ließ heißes Wasser einlaufen. Binnen weniger Minuten war die Wanne mit Wasser gefüllt. Er goss noch Kräuter und Seifenschaum hinein und stieg in die Wanne.
„Kommst du? Du wolltest mich doch waschen?“ Er hatte arg an sich halten müssen, um überhaupt etwas sagen zu können. So wie der Mensch in seinem Badezimmer stand, nackt, überwältigt und wie ein kleines Kind staunend, war er noch attraktiver und begehrenswerter.
Fäirams Blick folgte der leicht geschwungenen Linie des Rückens von den kantigen Schultern, die Wirbelsäule entlang tiefer und blieb an der ansehnlichen Rundung des Hinterns hängen. Ihm gefiel die wohlgeformte Kurve, die von zwei kleinen Grübchen gekrönt wurde. Als Jonas sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte, zog ihn das Spiel der Schenkelmuskeln in seinen Bann. Und als sich der junge Mann in der Betrachtung der Spiegel leicht zur Seite drehte, glitt Fäirams Blick unwillkürlich über die gerade Silhouette des flachen Bauches. Der Brustkorb weitete sich bei jedem Atemzug, den Jonas machte, und ließ den hager erscheinenden Körperbau in einem gleichmäßigen Rhythmus größer und mächtiger erscheinen. Alles in allem gefiel ihm, was er sah. Wenn er ihn nicht schon bereits in ein schönes Liebesspiel verwickelt hätte, würde er es glatt jetzt noch einmal tun.
Jonas' Kopf fuhr herum, als Fäiram ihn angesprochen hatte, drehte sich jedoch gleich wieder zu dem großen Spiegel um, vor dem er staunend stehen geblieben war.
„War es hier?“, fragte er. „Als wir uns zum ersten Mal im Spiegel sahen? Hier, wo ich jetzt stehe?“
Fäiram nickte. Er war höchst erstaunt gewesen, als er eine fremde Gestalt dort im Dampf gesehen hatte. Er war eben einem Bad entstiegen, als er sich kurz im Spiegel betrachten wollte und unversehens etwas entdeckte, das dort nicht sein konnte. Das Gesicht eines ihm unbekannten Mannes. Er hatte eine ganze Weile gebraucht, ehe er erkannte, was dies zu bedeuten hatte, ehe ihm wieder die Legende der Tore zur Seele einfiel.
„Mein Spiegel war beschlagen. Ich konnte es jedoch nicht abwischen. Es war ganz seltsam.“
Fäiram grinste. „Es war auch für mich seltsam gewesen, nicht mein Gesicht zu sehen. Komm her!“ Er winkte ihn zu sich.
Mit einem letzten Blick zu dem Spiegel gehorchte Jonas und stieg zu ihm in die Wanne. Während er einen Schwamm nahm, und begann den Körper des Anderen abzuwaschen, sprach er weiter.
„Spiegel sind die Schlüssel zur Seele, sogenannte Tore, in die man in das wahre Innere blicken kann. Da wir durch das Drachenblut miteinander verbunden waren, blickten wir durch den Spiegel hindurch in das Innere des jeweils anderen.“
„Ich habe mich so erschrocken, dass ich rückwärts gestolpert bin und mir den Kopf an der Wanne anschlug.“
„Ich weiß.“
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