Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
Leidenschaft.
Ein weiterer Schauer rann über seinen Rücken, ließ ihn abermals frösteln. Er ging zu seinem Kleiderhaufen und nahm sein Hemd, um es anzuziehen. Als er seine Hose in die Hand nahm und hochhielt, um sie ebenfalls anzuziehen, hielt er inne und betrachtete sie gedankenverloren.
Was würde Fäiram denken, wenn er ihn vollständig bekleidet vorfand?
Dass er flüchten wollte? Dass es ihm nicht gefallen hatte und am liebsten gehen wollte?
Und was, wenn er ihn halb nackt vorfand? Notgeil? Gierig? Unersättlich?
Mit einem Seufzen sank er auf das Bett und ließ die Hose zurück auf den Boden fallen. Das leise knisternde Geräusch der weichen, schimmernden, schwarzen Seide des Lakens, das er beinahe den ganzen Abend vernommen hatte, streichelte seine Sinne und erinnerte ihn wohlig daran, was er auf diesem großen, ausladenden Bett erlebt hatte. Unwillkürlich glitt seine Handfläche zärtlich über den zerknitterten Stoff.
Die beiden Männer hatten das Bett in der letzten Nacht ziemlich zerwühlt. Deutlich konnte man die Hinterlassenschaften ihres ausgiebigen Liebesspieles auf der glänzenden schwarzen Seide sehen. Die Flecken stellten matte Punkte auf dem geschmeidigen Stoff dar. Viele Flecken. Jeder Einzelne erzählte davon, wie schön es gewesen war und was die beiden miteinander getrieben hatten.
Wie wundervoll es war und wie gerne er das wiederholen würde.
Ein warmes, angenehmes Gefühl rann seine Kehle hinunter, als er diese Gedanken durch seinen Kopf streichen ließ. Er war tatsächlich im Begriff, sich bis über beide Ohren in diesen komischen Kerl, namens Fäiram zu verknallen, mit Haut und Haaren. Da war es ihm vollkommen gleichgültig, ob er ein Mann, eine Frau oder sonst was war. Er wollte Fäiram.
Dies sagte ihm jedoch nicht sein Mojo, das bei diesen Gedanken freudig in die Hände klatschte, sondern sein Herz. Es fühlte sich so leicht an und flatterte heftig wie ein kleiner Vogel in seiner Brust. Jonas legte seine Hand auf sein Herz und fühlte in seinen Körper.
Ja, er wollte Fäiram. Er wollte mehr von dem, was ihm der junge Drachenreiter gezeigt hatte. Selbst auf die Gefahr hin, dass er sich irgendwann von ihm penetrieren lassen musste. Etwas, vor dem er mehr Angst besaß, als vor einer Zahnwurzelbehandlung.
Aber da musste er jetzt durch.
Ein Geräusch von der Türe ließ ihn herumfahren. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er noch immer nahezu nackt war und sich eigentlich nicht sehen lassen durfte. Seine restlichen Sachen lagen noch zu einem Haufen zusammengesunken zu seinen Füßen.
Weit von ihm entfernt, am andern Ende des Raumes ging eine Türe auf und Fäiram trat ein, eine Art Servierwagen vor sich herschiebend. Im Hintergrund konnte er eine weitere Person ausmachen, die jedoch von der Gestalt des Drachenreiters verdeckt wurde.
Mit einem lautlosen Fluch ließ sich Jonas auf den Boden fallen, in der Hoffnung, dass das Bett ihm ausreichend Deckung bieten würde. Fäiram schloss die Türe, schob den Servierwagen näher und lächelte freundlich.
„Guten Morgen“, grüßte er ihn, hielt ihm die Hand hin und zog ihn vom Boden hoch, um ihn sogleich in einem leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Jonas ließ es sich bereitwillig gefallen. „Du hättest dich nicht zu verstecken brauchen“, merkte Fäiram lächelnd an, als er sich endlich von ihm löste. Atemlos schnappte Jonas nach Luft. „Du könntest dich auch direkt vor ihn stellen, er hätte dich nicht gesehen. Solange du innerhalb dieses Gemaches bleibst.“
„Cooler Bann“, erinnerte sich Jonas und schalt sich, wie ein Angsthase in Deckung gegangen zu sein.
Fäiram sah ihn einen Moment schief an, schüttelte sodann leicht den Kopf. „Hast du gut geschlafen?“
„Wie ein Baby“, gab Jonas zurück.
„Hunger?“
„Und wie?“ Der Duft von blumigem Tee und gebackenem Süßwerk schwebte bereits durch das Zimmer und bereitete seinen Magen auf ein köstliches Füllwerk vor.
Fäiram trug seine enge Hose, das eng anliegende Hemd und einen langen, schwarzen Mantel darüber, der sich perfekt an seine Figur anschmiegte und ihn noch verführerischer aussehen ließ. Noch ehe Jonas seine unsteten Gedanken von vorhin sammeln, neu sortieren und kartographieren konnte, machte sich das neue Bedürfnis raumfüllend in ihm breit. Dieser Drachenbändiger gefiel ihm besser, ohne diesen Mantel, der dessen Formen verhüllte und vor seinen lüsternen Blicken verbarg.
Als hätte er Jonas' geheimste Gedanken vernommen, ließ der
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