Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
hinwegzuhelfen.
     
    Er erwachte allmählich, angenehm abgekühlt und entspannt, abgesehen von kleinen Sandresten, die in den Winkeln seines Kiefers klebten. Hob den Kopf, spuckte aus und erstarrte. Fand kein Gleichgewicht, und seine Hinterbeine rutschten unter ihm weg, als wären sie an Bord eines Schiffes, das unerwartet in ein Wellental rauschte. »Was ist denn mit dem Boden los?«, fragte er und versuchte aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. Er fand keinen Halt unter seinen Klauen, und seine Glieder waren seltsam schwer, wenn er sie zu
bewegen versuchte. Überhaupt schien alles sehr langsam zu gehen. »Laurence?«, rief er. Der Mond war verschwunden, die Sonne noch nicht aufgegangen, und er konnte noch nicht viel erkennen außer dem schwachen Glimmen der Glut in der Feuerstelle weiter hinten im Lager und einen aufragenden Felsen in der Ferne.
    »Ja, mein Lieber?«, fragte Laurence verschlafen von seinem Rücken herunter, dann sah er über die Flanke zu Boden, hob die Stimme und rief mit fester Stimme: »Mr. Forthing! Etwas Licht, bitte …«
    Die Flieger kamen mit Fackeln näher, blieben dann aber wie angewurzelt stehen, nur um aufzuschreien und zu versuchen, sich wieder rückwärts zurückzuziehen. Ihre Stiefel versanken im Sand, und wenn sie versuchten, sie herauszuziehen, war ein schmatzendes Geräusch wie bei langsam köchelndem Haferbrei zu hören. Im Licht sah Temeraire, dass er beinahe bis zum Brustknochen im Erdboden versunken war. Die zusammengefalteten Ränder seiner Flügel hingen tief, ebenso wie sein Schwanz, der halb unter dem Sand verschwunden war, und seine Füße steckten fest …
    »Aber ich habe doch nur geschlafen«, protestierte er und versuchte, sich auf die Hinterläufe zu stellen, konnte jedoch seine Vorderbeine nicht befreien, egal, wie sehr er sich auch anstrengte. Zwar lösten sie sich ein kleines Stück und kamen höher, der Sand krümelte von der Haut, während er weiterzerrte, doch er musste immer mehr und mehr Kraft aufwenden, konnte schließlich nicht mehr und sank wieder zurück. Er japste und bemerkte, dass er auf diese Weise vielleicht zehn Zentimeter Auftrieb bekam, nicht viel anders, als wenn er im Wasser schaukelte, doch er konnte nicht herauskommen, schaffte es einfach nicht, sich zu bewegen. Noch einmal versuchte er, seine Gliedmaßen freizuschütteln, und er glaubte, dass er sie wenigstens ein wenig zur Seite hatte bewegen können, wenn er sie schon nicht herausziehen konnte, bis Laurence mit scharfer Stimme sagte: »Temeraire, hör auf damit! Du versinkst nur noch weiter…« Der
Sand war weiter über seine Brust emporgekrochen und schlug schon an den Seiten über seinem Rücken zusammen. »Laurence, vielleicht solltest du besser absteigen«, schlug Temeraire vor und drehte seinen Kopf nach hinten, um sich besorgt ein Bild von Laurence’ Position zu machen. »Ich bin mir sicher, ich könnte dich bei den anderen Männern absetzen, wenn ich meinen Hals etwas strecke.«
    »Nein danke«, antwortete Laurence.
    »Ich rate davon ab, dass du dich bewegst oder deinen Hals senkst, sodass er ebenfalls stecken bleiben könnte«, bemerkte Tharkay. Er hatte sich hingehockt, um den Boden rings um Temeraire zu untersuchen, und er steckte abgebrochene Zweige hinein, um die Grenzen zu markieren. »Ich bin überrascht, weil der Treibsand tief genug ist, dass du so weit einsinken konntest.«
    »Das können wir gestern Abend doch nicht ernsthaft übersehen haben«, sagte Laurence. »Temeraire und ich saßen hier bestimmt eine Stunde beisammen, ehe wir uns schlafen gelegt haben. Der Erdboden war vollkommen fest.«
    »Ich verstehe nicht, warum er mich nicht freigeben will«, sagte Temeraire, der einfach nicht aufhören konnte zu versuchen, sein Vorderbein herauszuziehen, ganz langsam und vorsichtig, immer nur Stückchen für Stückchen, doch es ging nur äußerst schleppend und dann irgendwann gar nicht mehr. Er konnte es nicht mehr weiterbewegen, und schon versank es nach und nach wieder, kaum dass er seine Anstrengungen eingestellt hatte.
    Er fühlte sich eigentlich nicht unwohl. Es war angenehm kühl, und als Laurence fragte, antwortete Temeraire beherzt: »Oh, es macht mir eigentlich überhaupt nichts aus, ich würde jetzt nur gerne wieder herauskommen.« Doch das sagte nichts über die umklammernde und fast klebrige Qualität des Sandes aus. Er gelangte in alle Ritzen von Temeraires Haut, und es war irgendwie furchtbar, sich nicht mehr aus eigener Kraft befreien zu können. Es war

Weitere Kostenlose Bücher