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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Sir.«
    Sie holten ein Wachstuch und legten es zusammen, um es als Polster zwischen das Seil und den Felsvorsprung zu schieben, dann ließen sie die zwei Taue darüber hinweglaufen. Caesar und Kulingile wurden ans Ende der Reihe geschickt, und die Männer zogen wieder mit aller Macht. Die Bunyips mit ihren kleinen, glänzenden Augen hatten eine größere Wirkung als Aufseher, als manch anderer Mann es gehabt hätte. Wenn Temeraire hier gefangen bliebe, würde Caesar nicht alle Männer aus der Wüste herausbringen können, und sollte jemand zurückgelassen werden müssen, dann ließ ein Blick in die Augen dieser Kreaturen keinen Zweifel daran, dass damit das Todesurteil für ihn gesprochen wäre.
    So spannten die Männer ihre Muskeln an und stöhnten, als sie
alle gemeinsam am Seil zogen. Temeraire legte den Kopf in den Nacken, damit sich die Zugkraft auf seinen Körper konzentrierte. Der Treibsand waberte um sein Brustbein herum und sackte etwas tiefer; er bewegte sich in zähen, langsamen Kreisen, wie von einer Kurbel im Butterfass aufgerührt. Temeraire kam voran, zwar nur ein wenig, aber er bewegte sich. »Ziehen!«, brüllte Forthing, und wieder: »Ziehen!«, und unter enormen Anstrengungen und mit jedem Ruck der vereinten Kräfte gewannen sie ein klein wenig mehr Raum.
    Temeraire versuchte zu paddeln, um sich selbst vorwärtszubewegen; noch einmal gab es einen gemeinsamen Zug, und er glitt einige weitere Zentimeter durch den Sand. Ein paar der Männer fielen keuchend auf die Knie und hielten sich mühsam am Seil fest. Caesar herrschte sie an: »Genug damit. Wir ziehen doch wohl alle, oder? Stehen Sie auf!«
    Mühsam rappelten sie sich wieder auf. Forthing schickte Sipho die Reihe der Männer entlang, um jedem von ihnen einen Schluck Rum zu verabreichen. Es waren die kläglichen Reste ihres Vorrats. Doch mischte Forthing trotzdem kein Wasser darunter, und der Geschmack des reinen Alkohols weckte wieder die Lebensgeister der Männer, obwohl es wohl eher die Erinnerung an ein damit verbundenes Gefühl der Zufriedenheit war als die ernüchternde Realität. Noch immer knallte die Sonne auf sie herab, aber mit gemeinsamer Anstrengung zogen sie noch einmal an den Seilen, und Caesar, trotz seiner ständigen Klagen, legte sich mit seinen kräftigen Schultern mächtig ins Zeug.
    Auch Kulingile strengte sich an. Er holte tief und schnaufend Luft, und seine langen Krallen versanken im Boden, als er sich in sein Geschirr stemmte. Und dann, mit einem Mal, stülpten sich seine schlaffen und eingefallenen Flanken nach außen wie bei einem Segel, das vom Wind weich und rund aufgebläht wird. Er keuchte mit seiner zarten, dünnen Stimme, und bohrte erneut wild entschlossen die Krallen in die Erde. Demane stand an seinem Kopfende, machte
ihm Mut und zog ebenfalls. »Was ist los?«, fragte er, dann fiel sein Blick auf die angeschwollenen Seiten, und er rief: »Dorset, Dorset, irgendetwas stimmt nicht mit ihm.«
    »Nicht jetzt!«, knurrte Forthing. »Alle gemeinsam: Ziehen…!« Die Seile glitten über das Wachstuch, und mit gesenkten Köpfen zogen die Männer mit aller Kraft. Ihre Füße hatten sie im Boden vergraben und schoben auf diese Weise kleine Hügel des dunkelroten, feuchten Sandes vor sich her. Einer der Männer begann zu singen: »Da kamen zwei stolze Schiffe aus England …«, und einer nach dem anderen fielen sie ein. Es waren seltsame Stimmen, trocken und rau von der Hitze und dem Mangel an Wasser, und sie trafen die Töne auch nicht richtig. Aber Stück für Stück bewegten die Männer ihre Füße und die Seile, und Temeraires Position veränderte sich.
    Dann schrie plötzlich jemand: »Herr im Himmel, die Viecher greifen uns an«, und sofort ließen alle die Seile fallen. Caesar drehte sich in seinem Geschirr herum und befand sich im Handumdrehen in einem Gewirr von Männern, die davonstürzten, während zwei der Bunyips einen unerwarteten, pfeilschnellen Satz den Hang hinab machten. Ihre Körper waren schlank und schlangenähnlich, die Füße breit und platt, und zwischen den schmalen Krallen befand sich so etwas wie Schwimmhäute, die ihnen im Sand Halt gaben.
    Roland war zu klein, um mehr als die Fingerspitzen am Seil gehabt zu haben, und sie war die Schnellste, die ihre Pistole zog und mit ihrem ersten Schuss den vordersten Bunyip in den Oberschenkel traf. Die Kreatur fuhr zurück, das Maul weit geöffnet, und stieß einen sonderbaren und unzusammenhängenden Laut aus. Es war ein tiefes, kehliges Heulen, das

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