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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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dann ließ er den Blick über die Reihe der wachsamen Bunyips gleiten und sagte: »Tenzing, glaubst du vielleicht, sie haben es getan? Vorsätzlich?«
    »Natürlich haben sie es vorsätzlich getan«, warf Temeraire ein. »Du glaubst doch wohl nicht, dass sie freundlich sein wollten. Oh! Ich würde es ihnen schon zeigen, wenn sie nicht solche Feiglinge wären, die sich so weit weg verstecken, dass ich wegen dieses verfluchten Sandes nicht rankommen kann.«
    Tharkay sagte: »Ich zweifle nicht daran. Für ihre Art zu jagen ist es doch viel passender, wenn sie selber Wasserlöcher entstehen lassen, anstatt nur die nutzen zu können, die auf natürliche Weise in der Landschaft entstanden sind. Wenn sie eine natürliche Quelle für ihre Zwecke umlenken können, warum nicht diese?«
    »Warum haben sie die Grube dann nicht tiefer angelegt, sodass er ganz verschwindet?«, fragte Laurence. Tharkay zuckte mit den Achseln. »Es ist nicht so schwer zu verhindern, dass man im Treibsand versinkt«, erklärte er. »Er hat viel zu viel Auftrieb, um zu weit einzusinken. Die Schwierigkeit besteht darin, wieder herauszukommen.«
    Und wie schwierig es auch sein mochte, einen einzelnen Mann, der in einem tückischen Morast festsaß, zu befreien – es war nicht damit zu vergleichen, Temeraire aus dem Treibsand heraushelfen zu
müssen, dachte Laurence unglücklich. Und Temeraire war bereits jetzt durstig.
    »Ihn ausgraben zu wollen, ist Unsinn«, sagte Rankin. »Wir brauchen nicht zu hoffen, dass wir ihn befreien können, ohne dass Granby wieder zurück ist, was keineswegs zu erwarten ist.«
    »Wenn Sie einen anderen Lösungsvorschlag haben, Kapitän Rankin, dann sind wir jederzeit bereit, ihn uns anzuhören«, fuhr Laurence ihn an. Tatsächlich aber hatte er selbst in Richtung Osten nach Granby Ausschau gehalten, wie unrealistisch die Hoffnung auch sein mochte, dass dieser sie wiederfinden würde. Schließlich waren sie weit von ihrem Kurs abgekommen, und ihre Spur aus Steinhügeln war vermutlich vom Sturm zerstört worden.
    »Wir könnten auch einige Seile zusammenbinden«, schlug Forthing vor, »und unser Bestes versuchen, ihn herauszuziehen.«
    Rankin schnaubte, und tatsächlich war eine solche Anstrengung wenig vielversprechend: nur dreißig Männer, die Temeraire aus dem Sand hieven sollten, wo er selber doch im Augenblick nicht einmal ein Bein befreien konnte. »Wenn Sie versuchen könnten, ihn näher an den Rand zu ziehen«, sagte Laurence grimmig. »Temeraire, vielleicht könntest du von dort leichter herausklettern.«
    Dicke Taue wurden ihm zugeworfen, und Laurence sicherte sie am Schaft von Temeraires Hals und an den Ringen des Geschirrs, und er war aus tiefstem Herzen froh, dass sie es am Abend zuvor nicht abgenommen hatten. Viele Möglichkeiten, die Seile festzumachen, blieben ihm nicht. Da Temeraire nur wenige Mitreisende hatte und keine Gefahr eines Kampfes bestanden hatte, war er nur mit den wenigen Geschirrgurten ausgestattet worden, die nötig waren, um sein Bauchnetz zu halten.
    Dreißig Mann zogen nach Leibeskräften; über ihren Schultern lag das Seil, das sie mit ihren Händen umklammerten. Temeraire bewegte sich ein winziges Stück, und er versuchte, so gut es ging, mitzuhelfen, indem er paddelnde Bewegungen machte. Doch trotz
aller Anstrengung zogen sie ihn nur wenige Zentimeter näher, obwohl bald fünfzehn Meter nötig waren. »Sir«, sagte Forthing in höflichem, aber entschlossenem Tonfall zu Rankin, »ich denke, wir müssen Caesar anschirren.« Rankin zögerte, doch unter den gegebenen Umständen konnte er schlecht ablehnen.
    »Ich will auch helfen«, piepste Kulingile, der bislang zugesehen hatte, und verbiss sich am Ende der Reihe in das Seil, um mitzuziehen. Demane sagte: »Warte …«, und an Mr. Fellowes gewandt: »Können Sie ihm auch ein Geschirr anlegen?«
    »Na, das wird ja eine Riesenhilfe sein«, sagte Caesar, der es nur sehr ungnädig geschehen ließ, dass die Seile an seinem eigenen Geschirr festgemacht wurden. Kulingile wurde in ein eilig zusammengesuchtes Provisorium aus einigen wenigen Riemen und Schnallen gesteckt. Er hatte inzwischen die Größe eines ansehnlichen Kutschpferdes erreicht, und auch wenn das vielleicht angesichts der Ausmaße von Temeraire oder Caesar sehr bescheiden erschien, würde er trotzdem nicht völlig wirkungslos bleiben.
    Mr. Fellowes schlug vor: »Wir könnten die Seile ja um einen Baum oder einige Felsen dort drüben schlingen, um eine Art Flaschenzug zu bekommen,

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